Viele Millionen Euro müsste die Frankenwaldgruppe (FWG) in ihr Rohrleitungsnetz investieren. Geld, das der Zweckverband nicht hat. Nun übernimmt die Fernwasserversorgung Oberfranken einen Teil des FWG-Netzes.
Rund 36 Millionen Euro würde es einer Studie zufolge kosten, um das marode Netz der "Frankenwaldgruppe" (FWG) auf Vordermann zu bringen. Geld, das die sieben Gemeinden, die dem Zweckverband zur Wasserversorgung angehören, nicht aufbringen können.
Seit Längerem spricht die FWG deshalb mit der "Fernwasserversorgung Oberfranken" (FWO), ob sie nicht zumindest einen Teil des FWG-Netzes übernehmen wolle. Gespräche, die "durchaus anstrengend" gewesen seien, wie FWO-Werkleiter Markus Rauh beschreibt. Ohne Weiteres war das nicht möglich, denn beide Zweckverbände sind kommunal organisiert und welche Gemeinde will schon die notwendigen Investitionen für eine andere bezahlen? Dennoch hat die FWO im November 2010 einen Grundsatzbeschluss gefasst, den nördlichen Teil des FWG-Fernleitungsnetzes zu übernehmen und es auf eigene Kosten zu sanieren.
"Nach heftiger Diskussion", betont FWO-Vorsitzender Heinz Köhler, hätten die Landräte dem Plan zugestimmt, deren Sorge vor einem "Fass ohne Boden" nur ausgeräumt werden konnte, indem die FWG ein Sanierungskonzept vorlegte. Das plus die Zusammenarbeit mit der FWO brauchte die FWG, um Fördergelder in Höhe von bis 3,5 Millionen Euro zu erhalten, die der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) im vergangenen Jahr in Aussicht gestellt hat.
Ende Mai kam Bewegung in die Angelegenheit. Die FWG beschloss laut Angaben der FWO, die Gebühren schrittweise zu Erhöhen. 50 Cent teurer wird der Kubikmeter Wasser bereits ab dem 1. Juli. Um den gleichen Betrag soll sich die Gebühr im Jahr 2015 nochmals verteuern - im Durchschnitt wird sie dann bei rund vier Euro liegen. Zusätzlich sollen die Mitgliedsgemeinden des Zweckverbands insgesamt sieben Millionen Euro für die Sanierung berappen.
Für eine Stellungnahme war FWG-Vorsitzende Petra Öhring gestern bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.
Leitung wird stillgelegt
Der Beschluss ebnet der FWG nicht nur den Weg zu den Fördertöpfen, sondern ermöglicht auch die Zusammenarbeit mit der FWO. Deren Engagement bezeichnet Heinz Köhler als "Glücksfall für die Frankenwaldgruppe", die der FWG viel Geld spare, den Zweckverband deshalb aber nicht auflöse. Nach einem Beschluss im Rahmen der Verbandssitzung am vergangenen Mittwoch übernimmt die FWO nun den Großteil des Fernleitungsnetzes, sowie die Pumpwerke und Wasserbehälter im nördlichen Versorgungsgebiet der FWG. Nördlich von Effelter hat ab Januar 2014 die FWO das Sagen - ausgenommen die Ortsnetze, um die sich weiterhin die FWG kümmert.
Insgesamt investiert die FWO zwischen drei und fünf Millionen Euro in das marode Leitungsnetz und den Neubau einer Rohrleitung zwischen Effelter und Tschirn, von wo aus das Gebiet künftig mit Wasser versorgt wird. "Die Leitung werden wir noch heuer planen und nächstes Jahr umsetzen", sagt Rauh. Das Wasserwerk in Steinberg wird im Umkehrschluss geschlossen. Künftig bezieht die FWG ihr ganzes Wasser von der FWO: Mindestens 400 000 Kubikmeter wird die FWG in den kommenden 30 Jahren von der FWG abnehmen - das wurde vertraglich festgehalten.
Die Betriebsführung des FWG-Netzes geht ebenfalls auf die FWO über - die fünf FWG-Mitarbeiter werden übernommen. Werkleiter Rauh plant, "die Hauptleitungen im Norden und Süden innerhalb von zehn Jahren" zu sanieren.
Außerdem werde die FWO für die Leitung zwischen Reichenbach und Kehlbach die eigene Leitung zur Verfügung stellen, die parallel zur FWG-Leitung verläuft. Dies spare der FWG rund acht Millionen Euro an Sanierungskosten. Das plus die Fördergelder und die eingesparten Personalkosten würden der FWG rund zwölf Millionen Euro sparen - ein Drittel der notwendigen Investitionen. "Dieses Drittel muss man den Bürgern schon einmal nicht mehr abverlangen", betont Heinz Köhler. Dass das Engagement der FWO mit der Gebührenerhöhung der FWG zu tun hätte, weist Werkleiter Markus Rauh von sich: "Was die Verteuerung betrifft, spielen wir keine Rolle.
Im Gegenteil: Ohne die FWO gäbe es theoretisch eine Gebühr von rund zehn Euro." Ohne die FWO sähe die Situation jedenfalls viel schlimmer aus, wenngleich FWO-Vorsitzender Köhler betont, dass auf die Bürger im Gebiet der Frankenwaldgruppe noch "enorme Belastungen" zukämen.
Gewinn macht die FWO mit ihrer Beteiligung laut Heinz Köhler jedenfalls keinen: "Auch wenn wir nichts drauflegen - unter rein betriebswirtschaftlichen Gründen hätten wir das nicht gemacht, sondern aus Gründen der Solidarität."