Friesen träumte lange von neuem Gotteshaus

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Initiator Georg Schneider (links) gibt mit der Ausstellung "Gotteshaus-Träume - Friesens vergessene Kirchen" einen völlig neuen Blick auf die Kirchengeschichte des Kronacher Stadtteils frei. Bei den Vorbereitungen greifen ihm Museumsleiter Alfons Geiger (Mitte) und Kirchenpfleger Heinz Schmidt kräftig unter die Arme. Foto: Marco Meißner
Initiator Georg Schneider (links) gibt mit der Ausstellung "Gotteshaus-Träume - Friesens vergessene Kirchen" einen völlig neuen Blick auf die Kirchengeschichte des Kronacher Stadtteils frei. Bei den Vorbereitungen greifen ihm Museumsleiter Alfons Geiger (Mitte) und Kirchenpfleger Heinz Schmidt kräftig unter die Arme. Foto: Marco Meißner
Der erste Planentwurf des Architekten Fritz Fuchsenberger für eine neue Kirche in Friesen aus dem Jahr 1908. Foto: privat
Der erste Planentwurf des Architekten Fritz Fuchsenberger für eine neue Kirche in Friesen aus dem Jahr 1908. Foto: privat
 
Auch historische Unterlagen werden gezeigt. Foto: Marco Meißner
Auch historische Unterlagen werden gezeigt. Foto: Marco Meißner
 
Museumsleiter Alfons Geiger startet das Modell der Finken-Mühle. Foto: Marco Meißner
Museumsleiter Alfons Geiger startet das Modell der Finken-Mühle.  Foto: Marco Meißner
 
Im Dorfmuseum wird die Verbindung zwischen der Kirchenausstellung und dem Dorfleben geschlagen. Dazu tragen auch Gebäudemodelle bei. Foto: Marco Meißner
Im Dorfmuseum wird die Verbindung zwischen der Kirchenausstellung und dem Dorfleben geschlagen. Dazu tragen auch Gebäudemodelle bei. Foto: Marco Meißner
 
Alfons Geiger zwischen Mühlenmodell und historischen Fotos. Foto: Marco Meißner
Alfons Geiger zwischen Mühlenmodell und historischen Fotos. Foto: Marco Meißner
 

Die Friesener Kirche St. Georg feiert heuer den 40. Jahrestag ihrer Konsekration. Aus diesem Anlass lässt Georg Schneider ab 2. Oktober die Kirchengeschichte des Flößerdorfes seit den Anfängen des 20. Jahrhunderts aufleben.

Ein großer Kuppelbau thront auf der Anhöhe über dem schneebedeckten Dorf. Vor einer der hervorstechenden, bogenförmigen Außenwände des Gotteshauses führt ein Torbogen zu einer verschneiten Treppe, die im unteren Dorf endet. Über sie könnten die Gläubigen die mächtige Kirche erreichen - wenn sie jemals so gebaut worden wäre. Bei diesem Bild handelt es sich nämlich um eine Planskizze, die Georg Schneider in einer Ausstellung über die Friesener Kirchengeschichte präsentiert.

"Gotteshaus-Träume - Friesens vergessene Kirchen" heißt die Präsentation, in der Pläne des Architekten Fritz Fuchsenberger aus dem frühen 20. Jahrhundert geschichtliche Perlen darstellen. "1903 wurde in Friesen damit begonnen, einen Kirchenbauverein zu gründen", blickt Ausstellungsinitiator Georg Schneider auf eine Zeit zurück, als die frühere Dorfkirche aus allen Nähten platzte. Der damalige Pfarrer suchte nach einem Architekten, da die hausgemachten Planzeichnungen für eine neue Kirche abgelehnt worden sind. Fritz Fuchsenberger, der sich im Bereich des Kirchenbaus überregional einen Namen machte, wurde den Friesenern vermittelt, wie Schneider feststellt.

Erster Entwurf viel zu teuer


"Er kam nach Friesen und hat den Erstentwurf erstellt", berichtet der Ausstellungsinitiator. Mit seinen Vorstellungen - die eingangs geschilderte Bauweise - schoss Fuchsenberger allerdings über das Ziel hinaus. "1908 hat er den Entwurf vorgelegt, und die Kirchenverwaltung hat zugestimmt", erklärt Schneider. Angesichts des 114 000 Mark teuren, sehr modernen Kuppelbaus, der beinahe schon pompös wirkte, sind im Bezirksamt jedoch Zweifel aufgekommen. "Die Friesener haben im Jahr ungefähr 4000 bis 5000 Euro zusammenbekommen. Sogar in den Wirtshäusern waren Sammelbüchsen aufgestellt. Aber da hätten sie gut 30 Jahre sparen müssen. Diese Kirche ist also sang- und klanglos verschwunden."

Im Jahr 1914 unternahm Fuchsenberger einen zweiten Anlauf. Diesmal fiel sein Konzept bodenständiger und kostengünstiger aus. Allerdings blockierte der Erste Weltkrieg die Umsetzung. "Die Bereitschaft, sich an einen Kirchenbau zu wagen, war nach dem Krieg schlecht", blickt Schneider zurück. Außerdem hat sich das Dorf zu diesem Thema in zwei Lager gespalten. Unbestritten war allerdings die Raumnot im Gotteshaus. 0,11 Quadratmeter pro Schüler, 0,16 Quadratmeter pro Erwachsenen standen nach Berechnungen zur Verfügung. Vorgeschrieben war eigentlich etwas mehr als die doppelte Fläche.

Nur eine Übergangslösung


So folgte zwischenzeitlich eine günstige Erweiterung, die das Problem entschärfte, aber nicht dauerhaft löste. Letztlich wurde 1971 die alte Kirche abgerissen und 1971/72 der heutige Neubau errichtet.

Mit diesen ganzen Geschehnissen befasst sich vom 2. bis 20. Oktober die Ausstellung "Gotteshaus-Träume", die sich auf die Kirche und das Dorfmuseum (Flößerstuben) aufteilt. Sie verbindet die Ortsgeschichte mit den Planungen und Geschehnissen rund um die Friesener Gotteshäuser. "Grafiken zur Demografie, Listen mit den Berufen im Ort und eine Karte von Friesen im Jahr 1853, die es in dieser Form nur einmal gibt", sind laut Schneider ebenso zu sehen, wie die großformatig ausgestellten Fuchsenberger-Pläne.

Diese sind von Schneiders Warte aus so bedeutsam, dass sie das Bild des Architekten nachhaltig verändern könnten. "Wir sind bei der Restaurierung des Pfarrarchivs auf diese Bilder gestoßen", erinnert sich Schneider. "Wir waren uns gleich sicher, dass sie es wert sind, einmal der Öffentlichkeit gezeigt zu werden." Das begründet er alleine schon damit, dass diese Pläne weder im Werkverzeichnis Fuchsenbergers noch in der Fachliteratur auftauchen. "Die Besonderheit der Skizzen liegt in ihrer Einmaligkeit und Unbekanntheit", hebt Schneider hervor.

Kirche und Museum


Kirchenpfleger Heinz Schmidt - er unterstützt Schneider zusammen mit Museumsleiter Alfons Geiger bei den Vorbereitungen - ist dem Initiator der Schau dankbar, dass diese Perlen der Friesener Ortsgeschichte nun der Öffentlichkeit präsentiert werden können. "Die Arbeit zeigt, wie sich unsere Vorfahren mit dem Kirchenbau beschäftigt haben. Und die gute Kombination der Ausstellungsräume Kirche und Dorfmuseum ergibt Synergien zwischen diesen beiden Bereichen."

Öffnungszeiten


Die Ausstellung in Friesen ist vom 2. bis 20. Oktober zu sehen (Samstag/Sonntag 9 bis 16 Uhr, werktags nach Anmeldung unter Telefon 09261/61370).