Frankenwald-Gymnasium ist mit Mittelstufe plus sehr zufrieden

3 Min
Franziska Lang freut sich, am Pilotprojekt teilnehmen zu können. Foto: Mariell Dörrschmidt
Franziska Lang freut sich, am Pilotprojekt teilnehmen zu können. Foto: Mariell Dörrschmidt

Das Pilotprojekt Mittelstufe plus läuft am Frankenwald-Gymnasium Kronach seit Beginn des Schuljahres 2015/16 - mit Erfolg.

Mehr Lernzeit, weniger Wochenstunden und Förderung in Kernfächern verspricht das bayernweite Pilotprojekt "Mittelstufe plus". Nach gut einem Viertel der Testphase zeichnen sich im Schulalltag des Frankenwald-Gymnasiums in Kronach bereits positive Tendenzen ab.

Sehr positiv seien auch die ersten Eindrücke seitens der beteiligten Schüler, Eltern und Lehrer. "Wir haben noch keine Kritik gehört", fasst Schulleiter Klaus Morsch erfreut die Erkenntnisse über den gelungenen Start des Projektes zusammen. Im Hinblick auf das Halbjahreszeugnis sei es allerdings noch zu früh, um Rückschlüsse auf Lernerfolge ziehen zu können. "Die gute Tendenz ist, dass es keine gibt", erklärt stellvertretender Schulleiter Alf Merkel.



Gute Resonanz

Am Frankenwald-Gymnasium in Kronach haben sich von 100 Schülern der achten Jahrgangsstufe 60 Prozent für das Pilotprojekt entschieden. "Das entspricht dem bayernweiten Durchschnitt", stellt Merkel zufrieden fest und berichtet, dass an einigen Schulen sogar 80 Prozent an der Mittelstufe plus teilnehmen würden.

Die beiden Schulleiter hoffen, dass die Mittelstufe plus nach Ende der Pilotphase für ganz Bayern eingeführt wird. "Nach zwei Jahren wird vom Ministerium entschieden, ob die Mittelstufe plus in ganz Bayern durchgeführt wird oder nicht", berichtet Klaus Morsch und betont, dass die Möglichkeit dann selbstverständlich auch für das Kaspar-Zeuß-Gymnasium in Kronach bestehen würde. Falls dem nicht so sei und das Pilotprojekt eingestellt werden sollte, müssten sich die Eltern keine Sorgen machen. "Alle Schüler die begonnen haben, machen selbstverständlich die vier Jahr weiter durch", versichert der Schulleiter.

Die Mittelstufe plus sei ein Projekt, das den Schülerinnen und Schülern mehr Möglichkeiten und Freiheiten öffne. Natürliche liege es dabei immer am Schüler selbst, wie die Chancen genutzt werden. "Einige planen schon Auslandsaufenthalte", kündigt Morsch begeistert an und erzählt, dass im Fall von Auslandsaufenthalten der Widereinstieg durch den entzerrten Lehrplan in der Mittelstufe plus viel leichter zu bewältigen sei als üblich.


Mehr Möglichkeiten

Mehr Zeit bedeute aber nicht, dass man sich zurücklehnen könne. Die Türen zu vertieftem Lernen, mehr Engagement, individuellen Chancen und Förderungen sollen geöffnet werden: "Schüler müssen genauso Leistung bringen, nur die Art und Weise ist schülergerechter", erinnert der Schulleiter, um Missverständnissen vorzubeugen.

Doch darum müssen sich die Schulleiter am Frankenwald-Gymnasium nicht sorgen. Die Zahlen für schulisches Engagement im Wahlunterricht seien unfassbar gut, berichten sie. In der Regelklasse komme im Schnitt auf jeden Schüler ein Wahlunterricht, in der Plusklasse sei es das Dreifache.

Vor allem für Schüler aus dem nördlichen Landkreis sei die Mittelstufe plus eine gute Alternative. "Es besteht kein verbindlicher Nachmittagsunterricht", betont Morsch und erinnert an Schüler, die wegen ihrer langen Schulwege erst spät nach Hause kommen. "Es ist einfach entspannter mit 30 Stunden in der Woche", stimmt Merkel zu. In seiner Rolle als Lehrer kann er diese Sichtweise nur bestätigen.


Schülerin ist sehr zufrieden

Eine kleine Erfolgsgeschichte des Pilotprojektes schreibt die 14-jährige Schülerin Franziska Lang aus Kronach. Mit insgesamt fünf Wahlfächern, zwei Sonderkursen und noch vielen weiteren Hobbys zeigt sie, dass die Mittelstufe plus mehr Freiheiten für schulisches, wie außerschulisches Engagement bereithält. "Es ist entspannter im Unterricht und sehr praktisch, dass man keinen Nachmittagsunterricht hat", erklärt Franziska die Vorteile des Projekts. "In den ersten Jahren am Frankenwald-Gymnasium war es zeitlich immer schwierig, am Wahlunterricht teilzunehmen", erinnert sich die Gymnasiastin und berichtet, dass sie inzwischen die Anzahl an Wahlunterricht in der Woche verdoppeln konnte.

Schülerzeitung, Rock'n Roll, Orchester, Chor und Textverarbeitung. Dazu kommen noch zwei Sonderkurse. Und das ist längst nicht alles: "Querflöte und Klavier, Schwimmen, Tanzgarde und Jugendgruppe der evangelischen Kirche", zählt Franziska begeistert ihre weiteren Freizeitaktivitäten auf.


Längerer Schulweg ist kein Problem

Aber nicht nur die dazu gewonnene Zeit am Nachmittag, sondern auch die Lernzeit im Unterricht sei deutlich angenehmer. "Beispielsweise in Wirtschaft bei Herrn Merkel merkt man, dass er mehr Zeit hat. Wir können öfters diskutieren und haben Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen", erklärt Franziska. Sie fügt hinzu, dass durch das andere System in Latein wichtiger Stoff aus der 6. und 7. Klasse wiederholt werden konnte.

Dass Franziskas Weg zum Abitur durch die Mittelstufe plus ein Jahr länger ist, stört die engagierte Schülerin überhaupt nicht: "Ich gehe schon seit er ersten Klasse gerne in die Schule und finde es sehr interessant. Das macht mir nichts aus." Mit dieser Einstellung kann die 14-Jährige im Pilotprojekt für viele andere Schüler Vorbild sein.

Oft höre sie von Freunden aus der regulären Klasse, dass es gerade wegen des Nachmittagsunterrichts in der Mittelstufe stressig sei. "Ich kenne viele, die es auch gerne auch so machen würden wie ich. Meine Schwester zum Beispiel", unterstreicht Franziska ihre Begeisterung über das Pilotprojekt und hofft gerade für ihre Mitschüler, dass die Mittelstufe plus weitergeführt wird: "Ich fände es richtig schade, wenn es nicht angenommen werden würde."