Die FOS am Rennsteig scheint den Standort Ludwigsstadt aufgeben zu wollen. Darüber wurde der Kreisausschuss in nichtöffentlicher Sitzung informiert.
Sie sollte "vertraulich" sein, die Nachricht in der nichtöffentlichen Sitzung des Kreisausschusses am Montag: Nach jetzigem Stand scheint sich die private Fachoberschule (FOS) am Rennsteig in Ludwigsstadt wohl nicht zu etablieren. Eine Verlagerung nach Kronach steht im Raum. Und das, obwohl aufgrund der guten Abiturergebnisse in diesem Jahr die staatliche Anerkennung näher gerückt ist. Aber was nützt diese, wenn die Schüler fehlen?
Einige Lokalpolitiker konnten ihren Ärger nicht verbergen, dass die Presse informiert wurde. "Was nicht öffentlich ist, diskutiere ich auch nicht öffentlich", ärgerte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh. Und auch SPD-Landratskandidat Norbert Gräbner schlug in die gleiche Kerbe: "Ich äußere mich erst, wenn die Vertrautheit aufgehoben ist." Gräbner wollte am Montag auch keine Stellung zu einer von der SPD angestrebten privaten Gesamtschule in der Rennsteig-Region nehmen. "Es dreht sich doch um die FOS."
"Ich beteilige mich nicht an Spekulationen", sagte CSU-Landratskandidat Klaus Löffler, der bei der Kreisausschusssitzung mit anwesend war. Sobald ein entsprechender Antrag vorliegen sollte, würden sich alle Beteiligten mit diesem Thema auseinander setzen.
Die Wirtschaft habe viel in dieses Projekt investiert, erklärte CSU-Fraktionsvorsitzender Bernd Liebhardt. Wenn es so kommt, dann müsse über ein bildungspolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis diskutiert werden. "Man muss das ganze Konzept neu bewerten." Sowohl er als auch CSU-Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner wiesen darauf hin, dass sich die CSU-Fraktion schon immer für ein ergänzendes staatliches FOS-Angebot in der Kreisstadt ausgesprochen hat. Trotz der neuen Situation will die CSU weiterhin an ein weiterführendes Schulangebot im nördlichen Landkreis festhalten. "Das ist unverzichtbar", betonte Jürgen Baumgärtner. Und er stellte klar: "Das ist unabhängig von einer Wirtschaftsschule in Pressig." Eine solche will die CSU ebenfalls etablieren.
Dass der Schulträger der FOS am Rennsteig, Sabel, nun Ludwigsstadt verlassen wolle, bezeichnete Baumgärtner als einen Todesstoß für die Bestrebungen der SPD, im Norden eine private Gesamtschule zu etablieren. "Man macht sich Gedanken, aber es ist noch keine Entscheidung getroffen", so Schulleiter Hubert Sendl. Sicher sei jedoch, dass Ludwigsstadt der FOS-Standort für das Schuljahr 2016/17 sein wird. Bis Montag lagen für das kommende Schuljahr neun Anmeldungen vor. Zu wenig Schüler. Sendl geht jedoch davon aus, dass sich in den nächsten Tagen noch einige Schüler für die FOS am Rennsteig entscheiden werden. Das, so erklärte der Schulleiter, hätten die Erfahrungen der vergangenen beiden Jahre zeigt. Zudem seien in diesem Jahr gute Ergebnisse erzielt worden. Veröffentlicht werden diese am Dienstagnachmittag.
Sendl möchte auf keinen Fall wieder zum "Zankapfel" der Politik werden. Ihm gehe es darum, Schule zu machen, zumal sich auch die Wirtschaft in der Rennsteig-Region stark engagiert und den Jugendlichen viele Möglichkeiten bietet.
Der Vorsitzende des Rennsteig-Vereins, Wolfgang Feuerpfeil, hält eine Probeeinschreibung für sinnvoll. Denn dann hätte man einen Einblick, wie viele Schüler eine FOS in Kronach besuchen würden. "Wir müssen uns überlegen, wie wir diese Schule sattelfester machen können."
Er fände es schade, wenn die FOS am Rennsteig nach Kronach käme, betonte Unternehmer Carl-August Heinz, der zusammen mit dem Unternehmer Nikolaus Wiegand (beide spendeten für den Start der FOS jeweils 200 000 Euro) das Projekt mit aus der Taufe hob. Aber ein Standort Kronach wäre immer noch eine bessere Alternative als eine Schließung der FOS. Die ganze politische Gemeinde im Kreistag sei nun gefordert, eine weiterführende Schule am Rennsteig aufrecht zu erhalten.
Auf die Frage, ob er denn auch so viel Herzblut und Geld (im vergangenen Jahr spendete die Heinz-Stiftung weitere 100 000 Euro) in einen FOS-Standort Kronach investiert hätte, ist ein Zögern in der Stimme zu vernehmen, als er dann meint: "Für Kronach hätte ich mich wohl nicht so engagiert."
Der Projektleiter und Ludwigsstadter Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) war am Montag nicht zu erreichen.
Landrat Oswald Marr (SPD) wollte sich nicht äußern. Er findet es als einen "dicken Hund", wenn Themen aus einer nichtöffentlichen Sitzung weitergegeben werden. Baumgärtner hingegen konnte nicht nachvollziehen, warum das Thema FOS und die Nachricht einer eventuellen Verlagerung in einer "nichtöffentlichen Sitzung" ausgetragen wird. "Somit fördert man die Politikverdrossenheit."