Flüchtlinge an Kronacher Schule sind motiviert bis in Haarspitzen

3 Min
Echt lecker! Lehrerin Birgit Greth findet, dass Abdi Abdilahi Aden sehr gut gekocht hat. Foto: Marco Meißner
Echt lecker! Lehrerin Birgit Greth findet, dass Abdi Abdilahi Aden sehr gut gekocht hat. Foto: Marco Meißner
Die Schüler (gelbe Hemden, von links) Godday Ehise, Omar Jammeh, Sadu Traore und Abdi Mahamed Osman backen mit Ralf Lindlein Waffeln. Die Unterrichtssprache ist dabei Deutsch. Foto: Marco Meißner
Die Schüler (gelbe Hemden, von links) Godday Ehise, Omar Jammeh, Sadu Traore und Abdi Mahamed Osman backen mit Ralf Lindlein Waffeln. Die Unterrichtssprache ist dabei Deutsch. Foto: Marco Meißner
 
Christine Schottdorf sieht, dass sich ihre Schützlinge (hier: Efrom Grezhir) am Herd gut anstellen. Foto: Marco Meißner
Christine Schottdorf sieht, dass sich ihre Schützlinge (hier: Efrom Grezhir) am Herd gut anstellen. Foto: Marco Meißner
 
Omar. Foto: Marco Meißner
Omar. Foto: Marco Meißner
 
Dayib. Foto: Marco Meißner
Dayib. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
Unterricht für die unbegleiteten Jugendlichen. Foto: Marco Meißner
 

Zwei Klassen mit so genannten unbegleiteten Jugendlichen sind an der Berufsschule in Kronach untergebracht. Die jungen Leute stammen aus verschiedensten Ländern. Am Willen zur Integration fehlt es ihnen nicht.

Es duftet köstlich in der Küche. Nicht so, wie man es beim Gang in ein deutsches Restaurant gewohnt ist. Es liegt eine orientalische Note in der Luft. Beinahe so, als wäre man auf einem Basar beim Gewürzhändler. Ungewohnt, aber richtig gut. Und was die jungen Leute am Herd zubereiten, sieht auch auf dem Teller lecker aus. Dabei haben sie das Kochen nicht gelernt. In ihrer Heimat hatten sie keine Chance dazu. Und in Deutschland sind die "unbegleiteten Jugendlichen" erst vor einigen Monaten angekommen.

"Ich bin sehr glücklich", erklärt der 18-jährige Dayib, der in der Küche der Berufsschule gerade beim Kochen der Suppen und beim Spülen hilft. Eine Karotten-Ingwer- und eine Kokos-Tomaten-Suppe mit Hühnchenstreifen zaubert er mit seinen Kameraden auf den Tisch, während einige andere Jugendliche überbackenen Toast zubereiten. Auf seiner Flucht aus Somalia nach Europa konnte Dayib von solchen Leckerbissen, wie er sie heute in der Kronacher Berufsschule auftischt, nur träumen.


Tragische Flucht im Boot

Über den Sudan und Libyen führte sein Weg ans Mittelmeer. In Libyen wurde er zwischenzeitlich wochenlang eingesperrt, ehe er doch noch auf ein Boot Richtung Europa kam. Für einige Stunden keimte Hoffnung auf, dann geschah Furchtbares. Das Boot war kaputt. "37 haben überlebt", erinnert sich Dayib. 60 Menschen kamen vor seinen Augen um. "Viele Leute sterben, meine Freunde sterben", lässt der 18-Jährige diese Stunden vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Dennoch würde er die riskante Flucht wieder wagen. "In Somalia gibt es keine gute Zukunft. Es gibt nur viele Konflikte", erklärt er seinen Entschluss.

Jetzt ist er überglücklich, in Deutschland zu sein. Und er will etwas lernen. Auch das sei in seiner Heimat nur eingeschränkt möglich gewesen. An diesem Tag ist der Unterricht in der Schulküche dran. Das macht Dayib Spaß. Er hat auch schon versucht, in seiner Unterkunft Speisen nachzukochen. Trotzdem hat er beruflich ein anderes Ziel: "Kfz-Mechaniker."


Traumberufe: Mechaniker oder Elektriker

Damit steht er nicht alleine da. Automechaniker oder Elektriker, das wollen die meisten der unbegleiteten Jugendlichen werden, weiß ihre Klassenlehrerin Christine Schottdorf. Aber die jungen Afrikaner, Araber und Südeuropäer lassen sich ohne Zögern auf das "Abenteuer Küche" ein. Die Flüchtlinge sind wissbegierig und nehmen die schulische Ausbildung sehr ernst, wie die Lehrerin betont.

Sie lernen ebenso zu kochen wie den Tisch einzudecken. "Das ist wichtig, das kennen sie nicht", erklärt die Lehrerin, dass der eine oder andere bei seiner Ankunft sogar unsicher im Umgang mit Messer und Gabel war. Ihre Speisen suchen sich die Jugendlichen vorher aus einem Rezeptheft mit aus. Dabei probieren sie gerne etwas Neues aus. Nur Schweinefleisch kommt nicht auf den Tisch.

Nicht nur als das Essen serviert wird, ist die Stimmung blendend. Die Jugendlichen sind sehr offen und freundlich, haben stets ein Lächeln auf den Lippen. Genauso läuft der Unterricht einige Stockwerke tiefer in der Backstube ab. Dort entsteht das Dessert. Eis mit selbst gemachten Waffeln. Unter den Schülern und Lehrern geht es locker und fröhlich zu.


Erst kurze Zeit im Land

Die Kommunikation fällt mit dieser Gruppe allerdings noch etwas schwerer. Diese Jugendlichen sind einige Wochen kürzer in Deutschland als ihre Kameraden in der Küche. Die Unterrichtssprache ist dennoch Deutsch.
Um den jungen Leuten die Angst vor der neuen Sprache zu nehmen, hat Fachoberlehrer Ralf Lindlein eine Abmachung mit ihnen getroffen. In jeder Unterrichtseinheit lässt er sich ein Wort aus den verschiedenen Sprachen seiner Schüler beibringen. Dafür müssen diese sich ihre Aufgaben in Deutsch erklären lassen. Da hilft auch mal ein Ablaufplan, der in einfachen Worten auf Schildern an der Arbeitsfläche steht.


Schwieriger als Englisch

Für Omar (16) aus Gambia ist das kein Problem. Seit zweieinhalb Monaten ist er in Fischbach zu Hause. Sein Deutsch ist für diese Zeit schon überraschend gut, obwohl er feststellt, dass unsere Sprache viel schwieriger sei als Englisch. "Er lernt und liest auch zu Hause viel", weiß Christine Schottdorf von Omars Ehrgeiz. An der Motivation fehle es ihren Schützlinge ohnehin nicht. Auch Omar hat seine Ziele hoch gesteckt: Arzt würde er am liebsten werden.

Doch für ein Waffeleisen ist er sich auch nicht zu schade. Zumal er die Lehrkräfte an der Berufsschule mag. "Die sind sehr gut", sagt er. "Und Backen macht Spaß." Anschluss im Frankenwald hat er mit seinen Kameraden auch schon gesucht. In Fischbach haben sie ein Fußballspiel gegen die Einheimischen mit 3:2 gewonnen. "Ich war Kapitän und habe in der Abwehr gespielt", erklärt der Gambier stolz.

Ein Kontakt ist zuletzt allerdings abgerissen, was den jungen Omar sichtlich traurig macht. Seit August hat er kein Telefonat mehr mit seiner Mutter in Afrika führen können. Deshalb ist er froh, in seinen Mitschülern Freunde an seiner Seite zu haben - auch abseits von Topf und Herd.