Schon am nächsten Morgen um 8 Uhr ging es los. Rund um die Ködeltalsperre, etwa 10,7 Kilometer. "Ich hatte erst mal Angst, ob ich die Runde überhaupt schaffe", erinnert sich Schuster. "Ich war dann selbst erstaunt von mir, dass ich in einem Zug herumgekommen bin." Außer ein bisschen Muskelkater habe er danach keine Schmerzen verspürt. "Wir sind vom Tempo her auch sachte eingestiegen. Das hat den Körper nicht zu sehr beansprucht."
Diese Erfahrung hat den 34-Jährigen motiviert, weiter dranzubleiben. Mittlerweile läuft er zweimal unter der Woche kürzere Strecken (acht bis zehn Kilometer) und am Wochenende eine längere (20 bis 22 Kilometer). Meist gemeinsam mit Jörg Deuerling, derzeit natürlich unter Einhaltung des Sicherheitsabstandes. "Ich bin ihm da sehr dankbar. Er motiviert mich immer wieder, vor allem größere Strecken zu laufen." Besonders bei diesen findet Schuster eine Begleitung hilfreich. "Wenn jemand dabei ist, halte ich länger durch. Die Motivation ist da viel größer", sagt der Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Teuschnitz.
Wenn er alleine unterwegs ist, motiviert sich Schuster mit Musik. "Ich merke, dass ich dann einen Tick schneller laufe, wenn ich Musik höre. Das kann aber auch negativ sein, weil man schneller kaputt ist."
Veränderungen während der Corona-Krise seien ihm auf seinen Strecken nicht aufgefallen. Er habe den Eindruck, dass aktuell nicht mehr Jogger unterwegs sind. "Wir treffen unterwegs nur wenige Jogger. Wir laufen aber auch zu eher ungünstigen Zeiten." Am Wochenende starten sie morgens um 8 und unter der Woche abends um halb 7 ihre Läufe im Wald oder um die Ködeltalsperre.
Risiken beim Joggen
Die Corona-Ansteckungsgefahr bestehe laut Sportmediziner Perikles Simon auch beim Joggen. Deshalb mahnt er, den Mindestabstand zu halten. "Das ist wirklich wichtig. Je nach Witterung verteilt sich so ein Virus wie Rauch in der Luft; es sinkt mal schneller, mal langsamer zu Boden", sagte der Leiter der Sportmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz dem Tagesspiegel. "Deshalb ist es durchaus möglich, dass man sich beim Joggen ansteckt oder eben andere ansteckt, wenn man den Abstand von zwei Metern nicht einhält."
Bei nebliger und feuchter Witterung sowie bei wenig Wind seien die Risiken am größten. UV-Strahlen seien hingegen schlecht für Viren. "Deswegen empfehle ich Sport bei schönem Wetter." Bei hoher Intensität sei allerdings bis zu vier Stunden danach die Anfälligkeit für einen Infekt erhöht. Daher raten Experten auch von extremen Belastungen ab, besonders im Ausdauerbereich.
Schuster hat seine eigenen Erfahrungen gemacht. Er rät jedem Laufanfänger, langsam zu starten und nicht zu sehr aufs Tempo zu schauen. Auch von zwischenzeitlichen Wehwehchen solle man sich nicht beunruhigen lassen. "Es zwickt immer irgendetwas. Meistens ergibt sich das im Laufen wieder, dass es weggeht."
Auch die Ernährung spiele eine Rolle: "Ich habe festgestellt, dass ich langsamer bin und körperlich nicht so gefestigt, wenn ich mich schlecht ernährt habe", sagt Schuster und fügt an: "Wichtig ist, dass man nicht aufgibt." (Mit Material der dpa)
Info: Ausgangsbeschränkung in Bayern
Allgemeinverfügung: Das Coronavirus hat erhebliche Auswirkungen auf die Freiheit der Menschen, nahezu alle Veranstaltungen fallen aus. In Bayern gilt seit dem 21. März und vorerst bis zum 19. April eine weitreichende Ausgangsbeschränkung. Triftige Gründe: Jeder wird angehalten, die physischen und sozialen Kontakte zu anderen Menschen außer den Angehörigen des eigenen Haushalts auf ein Minimum zu reduzieren. Wo immer möglich ist ein Mindestabstand zwischen zwei Personen von 1,5 Metern einzuhalten. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist aus triftigen Gründen erlaubt. Dazu zählen Sport und Bewegung an der frischen Luft, allerdings ausschließlich alleine oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts und ohne sonstige Gruppenbildung.
Ordnungswidrigkeit: Die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Ausgangsbeschränkung. Betroffene müssen ihre triftigen Gründe glaubhaft machen. Ein Verstoß gegen diese Allgemeinverfügung kann laut Infektionsschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit geahndet werden.