Noch bis zum 31. März werden Radierungen des Kulmbacher Künstlers Caspar Walter Rauh in der Synagoge in Kronach ausgestellt. Offenkundig wird dabei sein Faible für Meeresbewohner.
Es gibt nicht viele Künstler, die Ingo Cesaro, Kronacher Schriftsteller, bewundert. Caspar Walter Rauh ist allerdings einer von ihnen. Seine Radierungen, Federzeichnungen und Aquarelle werden dem Fantastischen Realismus zugerechnet. Sie verhalfen Rauh deutschlandweit und teilweise im europäischen Ausland zu Bekanntheit.
"In den späten 60ern oder in den frühen 70ern", erzählt Ingo Cesaro, sei er Rauhs Bildern bei einer Ausstellung in Düsseldorf erstmals begegnet.
Die Vorstellung, dass ein Künstler, ein Verbundener im Geiste, in Kulmbach lebt und damit nur unweit seiner eigenen Geburtsstadt, ließ Cesaro keine Ruhe. "Als ich 1975 von Frankfurt nach Kronach zurückgegangen bin, habe ich mit Caspar Walter Rauh Kontakt aufgenommen", erzählt Cesaro. Er wollte seine Bilder ausstellen, was, obwohl sie sich gut verstanden hätten, aber nicht geklappt hat - Rauh starb 1983 im Alter von 70 Jahren.
Auf den Flossen unterwegs Den Reiz von Rauhs Bildern sieht Cesaros im "Fantastischen, diesem Märchenhaften". Fische, eines von Rauhs Hauptmotiven, in vielerlei wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Posen sind darauf zu sehen. "Fische über Land gehend" ist eine Radierung untertitelt, auf der zwei Fische auf ihren Schwanzflossen aufrecht wie Ballett-Tänzerinnen an einer Sonnenblume vorbeitippeln.
1986 konnte Cesaro Rauhs Arbeiten in Kronach erstmals ausstellen. Für ihn erfüllte sich ein Wunsch, und auch seine damals kleinen Kinder waren angetan; sie lernten die Titel von Rauhs Bildern auswendig. "Diese Begriffe, wie ,Der unerschrockene Maschinist‘, sind bei uns oft gefallen. Aus diesem Grund war Caspar Walter Rauh bei uns immer im Kopf. Er ist kaum vergleichbar mit anderen." Weswegen sich Rauh den Fisch als Motiv gewählt hat, kann auch Ingo Cesaro nicht mit Bestimmtheit sagen und deshalb nur vermuten, Rauh habe im Krieg, wie viele andere, Schreckliches erlebt, sagt Cesaro. Der Fisch sei ein Symbol für Frieden, den Rauh gesucht habe. "Nach dem Krieg begann Rauh, sich seine eigene künstlerische Welt zu schaffen."
Dritte Rauh-Ausstellung in Kronach Eine Welt, die Cesaro fasziniert, weil sie dazu einlädt, "weiterzufabulieren". Das hat der Schriftsteller 2004 bei seiner zweiten Rauh-Ausstellung in Kronach getan. "Ich hatte Aufsicht", erzählt er, und dabei habe er beim Anblick der Bilder "einfach aufgeschrieben", was ihm eingefallen sei.
Heute, knapp ein Jahrzehnt später, hat er diese Gedichte wieder hervorgekramt und abgetippt. Unverfälscht, "ganz direkt und nicht intellektuell aufgearbeitet" sollten sie sein. Abgedruckt sind sie in dem Büchlein "Fischgesänge", das bei Cesaros dritter Rauh-Ausstellung in Kronach, die noch bis zum 31. März läuft, ausliegt. Wer möchte, kann sich also beim Anblick der Bilder von Caspar Walter Rauh von Ingo Cesaros Gedichten inspirieren lassen.
"Fischgesänge" - Radierungen von Caspar Walter Rauh:
Noch bis zum 31. März in der Kronacher Synagoge (Nikolaus-Zitter-Straße 27)
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr; Samstag von 10 bis 13 Uhr