Faust-Festspielenin Kronach wollen mit Scherbel an alte Erfolge anknüpfen

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Uli Scherbel (Mitte) wirkt kommende Saison bei den Faust-Festspielen mit, die er heuer besucht hat und dabei mit Intendant Daniel Leistner (rechts) und Schauspielerin sowie Regisseurin Heidemarie Wellmann (links) ins Gespräch gekommen ist. Foto: Archiv
Uli Scherbel (Mitte) wirkt kommende Saison bei den Faust-Festspielen mit, die er heuer besucht hat und dabei mit Intendant Daniel Leistner (rechts) und Schauspielerin sowie Regisseurin Heidemarie Wellmann (links) ins Gespräch gekommen ist.  Foto: Archiv
Oda und Rainer Gräbner streiten sich in "Der zerbrochne Krug". Foto: pr
Oda und Rainer Gräbner streiten sich in "Der zerbrochne Krug". Foto: pr
 

Das Programmpaket für die Faust-Festspiele im Jubiläumsjahr 2015 ist geschnürt. Im Mittelpunkt stehen neben Faust I zwei Komödien. Die Kronacher Tourismus-Chefin will an alte Zeiten anknüpfen.

Seit zwei Jahren verzeichnen die Faust-Festspiele wieder einen Aufwärtstrend bei den Zuschauerzahlen. Wenn es nach der Kronacher Tourismus-Chefin Kerstin Löw geht, soll dieser auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Nach 12 000 Zuschauern 2014 strebt Kerstin Löw eine Rückkehr zu alten Rekordzeiten an. "15 000 - das wäre so meine Wunschmarke. Da möchte ich wieder hin", sagt die Tourismuschefin.

Um an alte Erfolge anknüpfen zu können, wurde unter anderem nicht nur ein neues Angebotspaket speziell für Reiseveranstalter geschnürt, sondern auch ein Vertrag mit dem professionellen Kartenhändler Reservix geschlossen. Kerstin Löw ist überzeugt, dass die Maßnahmen greifen werden: "Noch vor Vorverkaufsbeginn haben wir vier Buchungen über jeweils 30 Karte. Das ist ein Novum."

Ein Novum ist auch das Engagement von Musicalstar Uli Scherbel, der im kommenden Jahr den Mephisto in Faust I spielen wird. Festspielleiter Daniel Leistner freut sich darauf ganz besonders: "Wir haben schon jetzt eine tolle Resonanz erhalten." Dass Scherbel in Kronach spiele, sei nicht zu erwarten gewesen. "Er ist sehr beschäftigt und hat sich für uns die Tage freigeschaufelt."

Schon seit der Premiere von Faust I 1995 hat Leistner Jahr für Jahr die Zeit genutzt, die Inszenierungen leicht zu verändern. Gleiches hat der Intendant für 2015 vor und spricht dabei sogar von einer Generalüberholung. Was er konkret damit meint, bleibt abzuwarten.

Mit Faust schließt sich förmlich ein Kreis, wird doch 2015 der 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren gefeiert, Sohn von Lucas Cranach dem Älteren. Und wenn man so will, hatte der Ursprungsgedanke der Faust-Festspiele mit Lucas Cranach zu tun. "Der historische Faust war ein Zeitgenosse von Cranach. Beide waren typische Renaissance-Menschen, die sich von den Fesseln des Mittelalters gelöst haben und konsequent ihren Weg gegangen sind", betont Leistner, der sich nach wie vor darüber freute, dass auch noch nach 20 Jahren regelmäßig 400 Zuschauer Faust I verfolgen. Und gerade dieses Stück soll durch die überregionale Werbung deutlich mehr auswärtige Zuschauer nach Kronach locken, wie Kerstin Löw betont.

Zwei Komödien

Neben Faust I, das jährlicher Bestandteil des Spielplans ist, warten die Faust-Festspiele in diesem Jahr mit zwei Komödien auf. "Der Florentinerhut" von Eugène Labiche und "Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist. Letzteres spielt Leistner nicht zum ersten Mal: "Nach 14 Jahren ist es kein Problem, eine Neuinszenierung zu machen. Es ist das lustigste Stück, das ich jemals gemacht habe." Dabei handelt es sich wohl um das bekannteste Volksstück, alleine über dessen Namen Leistner viele Zuschauer auf die Festung locken will. Diese dürfen sich auf eine turbulente Komödie freuen, in deren Mittelpunkt das Ehepaar Oda und Rainer Gräbner steht - eine feste Institution der Festspiele. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Gerichtsverhandlung, in der der Dorfrichter (Rainer Gräbner) klären soll, wer den Krug von Frau Marthes (Oda Gräbner) zerbrochen hat. In dem heillosen Durcheinander geraten die Gräbners des Öfteren aneinander: "Ich glaube, sie werden großen Spaß haben. Beide sind von Anfang an dabei. Und für mich es jetzt eine schöne Gelegenheit, ihnen zwei solch schöne Rollen geben zu können."

Gab es im vergangenen Jahr mit Romeo und Julia noch eine Tragödie, so verzichtet Leistner in diesem Jahr darauf komplett. Dafür geht es auch im zweiten Stück turbulent zu. In der Verwechslungskomödie "Der Florentinerhut" führt Heidemarie Wellmann Regie. Die Hauptfigur der Geschichte will heiraten. Durch ein Missgeschick verzögert sich dies jedoch. Und während ihr die ganze Hochzeitsgesellschaft im Nacken sitzt, stolpert sie von einer Verlegenheit in die nächste. "Das wird lustig und spektakulär - ein knallbunter Abend", verspricht Leistner.

Und auch in diesem Jahr wird der Intendant auf professionelle Schauspieler zurückgreifen. "Ohne geht es nicht." Wer dies allerdings sein wird, das weiß Leistner noch nicht. Er ist aber davon überzeugt, dass es auch nach 20 Jahren wieder gelingen wird, die Festspiele auf hohem Niveau zu präsentieren.
Das glaubt auch Kerstin Löw. "Wir hatten schon dieses Jahr ein super Programm. Und nächstes Jahr wird es ähnlich sein. Es wird eine unterhaltsame Angelegenheit mit Niveau."


Zu den Faust-Festspielen gehört auch die Werkbühne. Für Leistner ist sie jedes Jahr im Winter "das i-Tüpfelchen; der kuschelige kleine Schlusspunkt der Faust-Festspiele". Rückblickend auf die jüngsten Aufführungen spricht Leistner von einem "Riesen-Erfolg". "Wir waren komplett ausverkauft." Das Programm für die Spielzeit im kommenden Jahr steht ebenfalls bereits fest. Mit "Die Hammelkomödie" greift Leistner auf ein Stück zurück, das als Geburtsstunde der französischen Komödie gilt. Ein Autor ist nicht bekannt, vielmehr entstammt der Inhalt dem französischen Volkssagenschatz. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Anwalt, der regelmäßig Menschen betrügt, dann aber selbst hereingelegt wird. Was folgt, ist eine lustige Gerichtsverhandlung mit Verwechslungen, Verwirrungen und vor allem mit viel Wortwitz.