Dekanin Dorothea Richter wird am 30. November verabschiedet. Man müsse lernen, die eigene Kraft nicht zu überschätzen sagt sie. Sie, die in 24 Jahren in Kronach viel Kraft aufgebracht hat - für die Frauen in der Kirche, für die Ökumene, für das kirchliche Leben und die aber auch Herausforderungen bewältigen musste.
Wehmut lag in der Luft, aber auch Dankbarkeit und Freude, als Dekanin Dorothea Richter bei der Dekanatssynode am Samstag im evangelischen Gemeindehaus auf ihre 24-jährige Zeit in Kronach zurückblickte und "nostalgische" Geschichten erzählte.
"Als ich hierher kam, war ich die zweite Dekanin in Bayern, ernannt fünf Jahre nach Susanne Kasch in Münchberg. Viele wunderten sich, dass ausgerechnet in Oberfranken die ersten beiden Dekaninnen tätig wurden, nicht etwa in einer Großstadt", blickt sie zurück. Ihr Vorvorgänger sei ein entschiedener Gegner der Frauen-Ordination gewesen. Ihr Vorgänger, Peter Hennings, dagegen habe Frauen gefördert: mehrere Pfarrerinnen zur Ausbildung hätten in Kronach für sie gute Vorarbeit geleistet.
Jetzt "ertrügen" die Brüder, dass die Leitungsämter im Dekanatsbezirk weiblich besetzt seien. "Mir liegt sehr an einem geschwisterlichen Miteinander: Das Gegenteil vom Patriarchat ist nach meiner Überzeugung nicht der Amazonenstaat, in dem Frauen sich auf Kosten der Männer durchsetzen, sondern die geschwisterliche Gemeinschaft. Ich finde es sehr schön, dass ich im Team der Kronacher Hauptamtlichen mit zwei Pfarrern und einer Diakonin zusammenarbeiten kann", betont sie.
Da sie in Rummelsberg die Diakoninnen-Gemeinschaft geleitet habe und auch als älteste Schwester mit drei jüngeren Schwestern aufgewachsen sei, habe sie gemeint, auf Leitungsaufgaben vorbereitet zu sein. Allerdings hätte sie eine neue Rolle als Chefin unterschätzt - nämlich, notfalls auch arbeitsrechtliche Mittel einsetzen zu müssen, wenn jemand nicht zufriedenstellend arbeite.
Aber auch andere Herausforderungen hatte sie zu meistern: 1995 wurden die Diakoniestation und das evangelische Altenheim noch ehrenamtlich geleitet. "Der Vorstand des Diakonievereins war für alles zuständig und haftbar", erläutert die Dekanin. Beides - Diakoniestation und das Altenheim, inzwischen Lucas-Cranach-Haus - wurden später an das Diakonische Werk Kronach-Ludwigsstadt/Michelau übergeben, wo sie in sehr guten Händen seien.
Und dann war da noch die Zusammenlegung der beiden Dekanate Kronach und Ludwigsstadt vor wenigen Jahren. "Die Trauer darüber, das kleine, aber feine Dekanat Ludwigsstadt mit zuletzt 4900 Gemeindegliedern aufzugeben und mit Kronach zusammenzuführen, habe ich immer verstanden", versichert sie. Jedoch habe sie angesichts einer weiter abnehmenden Anzahl der Evangelischen in der Rennsteigregion keinen anderen Weg als die Fusion gesehen. Inzwischen sei das Dekanat etabliert.
Stolz ist die Deaknin auf das kirchliche Leben und das große Engagement. "Die Kirchenmusik spielt im Süden und Norden des Dekanatsbezirks eine große Rolle", freut sie sich: In Kronach das große klassische Kirchenmusikprojekt von Dekanatskantor Marius Popp mit internationalen Solisten an der Orgel, dem Aufbau des Dekanatschors und in Ludwigsstadt ist der SMS-Chor unter Leitung von Dekantskantor Sigurd Knopp tätig. Ein generationen- und grenzübergreifendes Projekt mit Oratorien eher im Bereich Pop-Musik - wie "Paulus", "Jerusalem Schalom", "Luther" und neu das Psalmenkonzert.