Der jüdische Friedhof in Küps erhält auch an der Südseite eine Einfriedung. Asphaltflächen werden zurückgebaut und begrünt.
Küps Im ritterschaftlichen Küps bestand vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, die neben einer Synagoge auch einen eigenen Begräbnisplatz besaß. Während die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürger in Küps verblasst ist, lassen historische Quellen und einzelne bauliche Relikte die Lebenskultur in der Landgemeinde wieder lebendig erscheinen.
Einen erfolgreichen Ansatz, um Vergangenes oder Vergessenes in der Kulturlandschaft zu erkennen, zu erhalten und weiterzuentwickeln, bietet ein Konzept des Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, das bürgerschaftliches Engagement einbezieht. Im Projekt "Jüdische Landgemeinde Küps" wurde das Konzept "Kulturland schaftsKompetenz" der Hochschule angewendet und in einzelnen Arbeitsschritten am Beispiel des jüdischen Friedhofs in Küps erprobt.
Ort der Ewigkeit
Der jüdische Friedhof in Küps ist als "Ort der Ewigkeit" nur in Ansätzen erkennbar. Der Friedhof am Rande des alten Siedlungskerns ist teilweise durch eine bis zu 80 Zentimeter hohe Sandsteinmauer begrenzt. "Friedhöfe zählen zu den konfessionellen Brückenelementen in der Kulturlandschaft", erklärt Kreisheimatpfleger Dieter Lau.
Sie vermittelten ein Bild von der überkommenen Geisteshaltung und Kulturausrichtung in verschiedenen Dimensionen der Religionsausübung. In der jüdischen Gemeinschaft nehme ein Friedhof eine besondere religiöse Bedeutung ein.
Kernpunkt jüdischer Tradition sei der Glaube an die leibliche Auferstehung am Tag des "Jüngsten Gerichts". Daher gebe es keinerlei Ruhefristen für Gräber und keine Auflösung von jüdischen Friedhöfen.
Nur die Grabsteine zeigen die Stelle, wo ein Mensch - und nur er allein - begraben ist.
Küps zählte bis in das 19. Jahrhundert zu den größeren jüdischen Landgemeinden im Kreis Kronach. Zeitweise bekannte sich hier jeder fünfte Bewohner zum jüdischen Glauben. Nach der Verdrängung aus den Städten hatte sich die jüdische Bevölkerung vor allem in den ritter schaftlichen Dörfern Frankens angesiedelt. Die Ritterschaft, die das Schutzprivileg seit 1548 besaß, nahm die Juden gegen Zahlung eines Schutzgeldes auf und gewährte Konfessionsausübung.
In Küps genehmigte die Herrschaft neben den üblichen Kultuseinrichtungen auch einen eigenen Friedhof. Der Schutz für die jüdische Gemeinde und das Bleiberecht musste immer wieder erneuert und durch vielfältige Abgaben und Gebühren erkauft werden.
Als Erwerbsquelle - so erläutern die Küpser Dieter Lau und Christian Ebertsch - verblieb meist nur der Handel, da den Juden bis ins 19. Jahrhundert ein ordentliches Gewerbe und der Beitritt zu Zünften untersagt war. Die Häuser der Juden - kleine eingeschossige Gebäude - waren auf den Hirtengraben, die Judengasse und auf die Wohnstätten am Plan begrenzt. Nur allmählich verbesserte sich ihre rechtliche Stellung.
Als die jüdische Bevölkerungsgruppe die vollen Bürgerrechte erhielt, setzte eine Abwanderung in die Städte ein - begleitet von einer Auflösung mancher Kultusgemeinden.
In Küps begann die Abwanderung schon nach 1813, die sich in den folgenden Jahren fortsetzte. 1835 ließ das Landgericht den Friedhof schließen. Die letzte Bestattung war am 19.
Februar 1835 erfolgt, als der Handelsmann Hirsch Oppenheimer an seinem Heimatort beerdigt wurde.
Gemeinde löste sich auf
Mit dem Verkauf der Synagoge im Jahr 1900 löste sich die jüdische Gemeinde Küps auf. Der Friedhof ging 1903 an den israelitischen Begräbnisverein Burgkunstadt über. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren zahlreiche Grabsteine vorhanden.
1939 gelangte der Markt Küps in den Besitz des Friedhofs. Während des Nationalsozialismus wurden die Grabsteine und die südwestliche Einfriedung beseitigt. Es entstanden drei Behelfswohnheime für wohnungslose Einwohner. Die Bauten wurden zwischen 1966 und 1979 wieder abgerissen.
Der Kronacher Künstler Heinrich Schreiber gestaltete 1990 ein Denkmal auf dem Gelände. "An diesem Ort ruhen unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger.
Achtet auf ihre Ruhe und ihr Andenken" heißt es in der Inschrift.
Es wurde nun Kontakt mit der Israelitischen Kultusgemeinde (Landesverband) aufgenommen. Gemeinsam mit der Marktgemeinde Küps wurde beschlossen, dass das Grundstück des ehemaligen Friedhofs in Küps auch auf der südlichen Seite zur Judengasse eine Einfriedung erhalten soll, die durch eine Hainbuchenhecke ergänzt wird.
Neue Parkplätze entstehen
Eine höhere Einfriedung soll durch versetzte Heckenteile angedeutet werden. Nach den jüdischen Gesetzen muss ein Friedhof abgegrenzt und umzäunt sein, um Störungen der Totenruhe abzuwehren. Asphaltflächen werden zurückgebaut und begrünt. Es werden aber auch davor neue Parkplätze entstehen.
Während der Markt Küps die Pflege übernimmt, wurden auch Fördermittel aus dem Programm "KulturlandschaftsKompetenz" beantragt. Der israelitische Landesverband beteiligt sich an den Kosten. Gleichzeitig soll auf die kulturelle Bedeutsamkeit der jüdischen Bevölkerung und des Friedhofs aufmerksam gemacht werden.
Ziel ist es nun, die Erinnerung an die jüdischen Mitbewohner wachzuhalten. "Der jüdische Friedhof soll in einen angemessenen Zustand versetzt und dauerhaft erhalten werden", beschloss der Küpser Marktgemeinderat im Juli 2014.
Eine Aktionsgruppe initiierte das Projekt "Jüdischer Friedhof Küps". Das Konzept der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurde am Beispiel des jüdischen Friedhofs in Küps erprobt. Historische Quellen wurden ausgewertet, Kooperationspartner gesucht.
Das Projekt "KulturlandschaftsKompetenz" wird geleitet von Chris Loos und Veronika Stegmann. Mitarbeiter vor Ort sind Christian Ebertsch, Dieter Lau und Andrea Hänel.