Frost und Schnee behindern die Sicht. Fahrlehrer und Mechaniker geben Tipps, wie man sich als Fahrzeugführer richtig verhält.
Die Kronacher Autofahrer hatten am gestrigen Vormittag ein dickes Problem. Zumindest die, die keine Garage besitzen, und ihr Fahrzeug an die Straße parken mussten. Eine hartnäckige Eisschicht hatte sich über Nacht auf den Autoscheiben gebildet.
Mit Kratzen kamen viele nicht weit. Die Schicht war zu fest. "Wie ein Panzer", beschreibt Hans-Heinrich Mahr, Chef der Gundelsdorfer Werkstatt Autofit, die Beschaffenheit des Eises. Da käme man auch mit Enteisersprays nicht weit, erklärt er. Und auch Marianne Hofmann, Serviceberaterin der Autowerkstatt Bosch Car Service in Kronach, ist skeptisch. "Die Enteiser sind bei diesem Wetter nicht ideal. Möglicherweise gefriert es gleich wieder." Zudem seien die Sprays nicht besonders umweltschonend.
Glücklich schätzen können sich Autofahrer mit Standheizung oder einem Motorvorwärmsystem. Beide Varianten können auch nachträglich in den Wagen eingebaut werden.
Motorvorwärmsysteme kostet etwa 300 bis 400 Euro, Standheizungen sind deutlich teuerer.
Heißes Wasser ist gefährlich Wer es billiger haben will, überlegt vielleicht auch heißes Wasser über die Scheibe zu schütten. Doch beide Autofachmänner raten davon ab. "Auf keinen Fall sollte man heißes Wasser über die Scheiben gießen. Die Scheibe könnte sonst platzen. Die Temperaturunterschiede sind zu hoch", warnt Hans-Heinrich Mahr. Auch Günther Hofmann, Chef der Autowerkstatt Bosch Car Service in Kronach, ist dieser Meinung. Die Gefahr sei einfach zu groß.
Einen billigen und effektiven Trick, hat Marianne Hofmann auf Lager: "Die Scheibe mit Thermo-Matten abdecken. Die klemmt man in die Türen oder befestigt sie an den Spiegeln.
Notfalls tut es auch ein Pappkarton."
Abhilfe bei Extremwetter Wer im Winter seinen Motor laufen lässt, um in dieser Zeit seine Scheiben eisfrei zu machen, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Das weiß auch Hans-Heinrich Mahr. "Normalerweise rate ich natürlich nicht dazu", erklärt er. Doch in Extremsituationen wie am Sonntagabend und am gestrigen Morgen gab es aus seiner Sicht kaum eine andere Möglichkeit, wenn der Wagen nicht über eine Standheizung oder ein Motorvorwärmsystem verfügt hat.
Doch nicht nur die Scheiben machen den Autofahrern zu schaffen, auch die Schlösser und Türen können bei diesem Wetter vereisen. Dafür gibt es spezielle Enteisungsmittel, weiß Marianne Hofmann. Doch anschließend sollte ein Öl mit wasserverdrängenden Eigenschaften ins Schloss gegeben werden.
"Sonst friert es das nächste Mal noch schlimmer ein."
Ist der Weg für den Schlüssel frei, kann es zu einem weiteren Problem kommen. "Wenn die Tür zugefroren ist, ist es eigentlich zu spät", sagt Hans-Heinrich Mahr. Die Gummis an den Türen sollten im Vorfeld mit einem bestimmten Mittel eingeschmiert werden, damit sie erst gar nicht festfrieren.
Die Scheiben sind frei, der Motor springt an - dann kann die Fahrt ja losgehen. Doch bei diesem Wetter ist besondere Vorsicht geboten. Georg Bayer unterrichtet seit 32 Jahren Fahrschüler in Wilhelmsthal. Er empfiehlt seinen Schülern, sich vor allem mehr Zeit zu nehmen. "Man sollte vorsichtiger und langsamer fahren." Wer nicht unbedingt fahren müsse, sollte das Auto stehen lassen, rät er. Zudem sollte man sich überlegen, wo die Reise hingehen soll.
"Nicht überall herrschen die gleichen Bedingungen."
Fahrstunden im Winter sinnvoll Beim Abbiegen sind Glätte oder Schneematsch besonders tückisch, weiß Wolfgang Harthan von der Fahrschule Brunngräber in Kronach. Er empfiehlt, beim Abbiegen das Gas wegzunehmen, die Kupplung zu treten und den Wagen ausrollen lassen. "Hastiges Lenken oder Bremsen führt zu gefährlichen Situationen."
Viele Fahranfänger seien wegen des Schnees unsicher. Doch gerade im Winter sei es von Vorteil, die Fahrstunden zu nehmen. "Der Lerneffekt ist im Winter größer", erklärt Bayer. Wer die schwierigen Bedingungen schon in Begleitung eines Fahrlehrers und nicht nur theoretisch kennen gelernt habe, fühle sich im Winter möglicherweise sicherer und könne die Beschaffenheit der Straße besser beurteilen.
" Es gibt auch Fahrschüler, die sich bewusst für die Ausbildung in dieser Jahreszeit entscheiden."
Bei extremem Wetter sagt Bayer auch schon mal eine Fahrstunde ab. Er erinnert sie an das Wetter vor zwei Jahren. Seine Schüler sollen zwar sämtliche Bedingungen kennen lernen, aber wenn es zu gefährlich wird, muss die Stunde abgebrochen werden. "Blitzeis ist das Schlimmste. Der Boden ist dann nicht griffig."