Mit dem neuen Parkplatz seien 60 neue Stellplätze entstanden, davon vier Parkplätze für Behinderte. "Bei der erwarteten Nutzung mussten wir Begegnungsverkehr ermöglichen", erklärt die zweite Bürgermeisterin die landebahnähnliche Optik der Straße.
"Die historischen Schaukämpfe sind aber ein fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms", versichert Hofmann. "Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem 22 Hektar großen Festungsgelände eine Alternative finden." Für andere Veranstaltungen wie "Festung rockt" sei der asphaltierte Untergrund sogar von Vorteil, weil die Besucher nicht mehr im Matsch stehen müssten, falls es regnet.
"Wir wollen die Festung zum Leben erwecken und wer A sagt, muss auch B sagen", appelliert die Leiterin der Kronacher Tourist-Info, Kerstin Löw, an alle Beteiligten. Immerhin müsse man auch an die Kulturtouristen denken - und die seien eben häufig schon im betagteren Alter, in dem der Zugang zur Festung über das Eingangstor beschwerlich wird.
65 000 Besucher in einem Jahr
Bereits jetzt kämen die Parkplätze an manchen Tagen mit größeren Veranstaltungen an ihre Grenzen. 65 000 Besucher seien es alleine im vergangenen Jahr gewesen - und das ohne Übernachtungsgäste. "Wir gehen davon aus, dass die Besucherzahlen noch weiter steigen, wenn das Hotel erst mal richtig anläuft."
Löw stehe regelmäßig in Kontakt mit dem HVK und könne verstehen, dass die Organisatoren von "Crana Historica" sich erst einmal umgewöhnen müssen. "Ich hoffe sehr, dass für die Schlacht eine Alternative gefunden wird."
Der Verein plant für die kommenden Wochen eine Ortsbegehung. "Wir wussten, dass der Parkplatz befestigt werden soll - allerdings nicht in welchem Umfang", fasst der Vorsitzende Lucien Schmidt zusammen. Nun gehe es darum, das Beste aus der Situation zu machen. Ändern könne man jetzt sowieso nichts mehr.
Kommentar von Sandra Hackenberg: Eine wenig ritterliche Darbietung
Die Festung Rosenberg ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht, in den geschichtsträchtigen Gemäuern herrscht wieder Leben. Rosenmesse, Festspiele oder "Crana Historica" locken auch Besucher aus der Ferne in die Lucas-Cranach-Stadt.
Wer länger bleiben möchte, kann jetzt sogar stilecht wie ein Fürstbischof im Hotel auf der Festung residieren.
Für den florierenden Tourismus müssen natürlich auch ausreichend Parkplätze geschaffen werden. Die hat die Stadt nun in Form einer großzügigen Asphaltdecke im äußeren Wallgraben geschaffen. So will man künftig auch gehbehinderten Besuchern den Zugang zur Festung ermöglichen - und für Hotelgäste mit Koffern ist es ohnehin bequemer.
Die Ziele sind rühmlich, die Umsetzung allerdings wenig ritterlich. Die Stadt hat den örtlichen Organisatoren wissentlich eine Veranstaltungsfläche genommen, ohne ihre Pläne offen und direkt zu kommunizieren. Stattdessen wurden schlicht Tatsachen geschaffen.
Dass ein neuer Parkplatz im äußeren Wallgraben entstehen soll, war kein Geheimnis. Doch selbst manche Ratsleute, die für den Bau gestimmt haben, zeigen sich nun erstaunt bis verwundert über das Endergebnis.
Wo Veranstaltungen wie die historische Feldschlacht Ende Mai 2020 nun stattfinden soll, das steht derzeit in den Sternen. Es bleibt abzuwarten, ob die Stadt ihr Wort hält und zusammen mit den Organisatoren eine Lösung findet. Denn wenn touristische Attraktionen für Parkplätze weichen müssen, ist das Ziel verfehlt.
Aha, ein Verein, der den Wallgraben alle zwei Jahre für "Schlachtdarstellungen" benutzt, beschwert sich, dass ihm seine Spielwiese genommen wird und stattdessen eine Anlage geschaffen wird, die der Festung und ihren BesucherInnen ganzjährig nützt. Gut, Parkplätze sind nie schön, egal, wie sehr sich der Bauherr bemüht, aber wenn die Festung belebt werden soll, dann musste die Stadt hier agieren.
Und was so manche Amateurarchitekten bei Facebook beispielsweise vorschlagen, sind sicherlich keine gangbaren Alternativen, musste der Bauherr doch an die Bedürfnisse aller Besucher denken. Und dazu gehören neben Menschen, die noch gut zu Fuß sind, eben auch Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, die am Stock oder am Rollator gehen, ja vielleicht sogar im Rollstuhl sitzen. Dazu gehört aber auch die junge Familie, die bspw. mit Kinderwagen unterwegs ist.
Natürlich verstehe ich voll und ganz, dass der Verein verärgert ist, stehen doch für ihn seine eigenen Interessen im Vordergrund. Aber vielleicht sollte man einmal über den Tellerrand hinausschauen und das große Ganze sehen. Und das geht eben über "Schlachtdarstellungen" alle zwei Jahre hinaus.