Der Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden und die Nordic-Walking-Abteilung des TVE Gehülz luden zu einer so genannten "DreifaltigkeitsWALKfahrt von Mostholz zur Dreifaltigkeitskirche in Neuhaus-Schierschnitz ein.
Fränkische und thüringische Elemente und Grenzen, die verbinden, standen im Blickpunkt der einzigartigen Wanderung, die an Wustungen vorbeiführte und entlang des Grünen Bandes und der ehemaligen "Deutsch-Deutschen-Grenze" bis zur Dreifaltigkeitskirche nach Neuhaus-Schierschnitz führte.
Das Ziel, die Dreifaltigkeitskirche in Neuhaus-Schier schnitz, ist ein sakrales bedeutsames Baudenkmal, ein Gotteshaus mit Trinitäts-Patrozinium, bei dem man auf eine über 420-jährige Geschichte zurückblicken kann. Graf betonte, dass die fränkischen und thüringischen Einflüsse, die in unserer Heimat zusammentreffen, als besonderer kultureller Reichtum vermittelt und wahrgenommen werden.
Bedeutsame Stätten Diese Wanderung lief parallel zu zwei anderen Veranstaltungen der Kreisheimatpflege im Landkreis Kronach und stand unter dem Thema "Fränkisch-thüringische Nachbarschaft". Die Kreisheimatpflege, unter Leitung von Bernd Graf vom Landratsamt, beschränkte sich bei der Programmgestaltung nicht nur auf Denkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes und der amtlichen Denkmalliste, sondern bezog auch Zeugnisse der Bau- und Siedlungskultur, Kulturlandschaftselemente und geschichtlich bedeutsame Stätten wie auch naturräumliche Besonderheiten, mit ein. Bernd Graf wies auf die Bedeutung der schon vor Jahren eingeführten DreifaltigkeitsWALKfahrt hin, nämlich das Wort Denkmal als Aufforderung zu verstehen: "Denk mal darüber nach".
Bevor es aber richtig los ging, befand man sich schon am Ausgangspunkt an einem wichtigen Centstein. Dieser Centstein (Gerichtsgrenzstein) von 1629 bei Mostholz verdeutlicht, dass dort auch vor der Zeit von DDR und BRD schon Grenzen verliefen, wenn auch ohne die Unmenschlichkeit von Stacheldraht und Minen. Ein paar hundert Meter weiter gelangte man zu einer Rotheuler Wustung, der "Schwarzenwustung". Die Mitwitzer und die Rotheuler Wustungen entstanden, wie auch die im äußersten Nordwesten des Obermainischen Hügellandes benachbarten Streusiedlungen im Raum Gehülz/Haßlacherberg, in der Frühen Neuzeit in reichsritterschaftlicher Trägerschaft auf ertragsarmen Buntsandsteinböden.
Die DDR-Grenztruppen trugen beim Bau der Sperranlagen die Humusschicht ab, so dass sich auf dem darunter anstehenden Sandstein Sandtrockenrasen und Zwergstrauchheiden mit seltenen Pflanzen- und Tierarten entwickelten. Im Rahmen der Wandertouren am Grünen Band, dem einzigartigen Biotopverbund entlang des einstigen Eisernen Vorhangs, ist zwischen Mitwitz und Rotheul ein 16 Kilometer langer Rundwanderweg ausgewiesen. Hermann Breitung aus Neuhaus-Schierschnitz erzählte von seinen "Grenz-Erlebnissen" zu DDR-Zeiten. Den ehemaligen Kolonnenweg entlang steuerte man auf Schusters Rappen dem Ziel entgegen.
Die Grenz- und Friedenskapelle, die an die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze zwischen Burggrub und Neuhaus-Schierschnitz am 24. November 1989 erinnert, sahen die Nordic Walker und Wanderer nur aus der Ferne. Ebenso konnte man bei einem Panorama-Rundblick auch die St. Laurentius-Kirche in Burggrub bestaunen. Im Zusammenhang mit der Friedenskapelle informierte Ria Blinzler (Vorstandsmitglied des Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden) auch über den alljährlich begangenen Kreuzweg, der Burggrub, Neuhaus-Schierschnitz und die Friedenskapelle miteinander verbindet.
Schon weit vor dem Ortseingang von Neuhaus-Schierschnitz grüßte die Dreifaltigkeitskirche vom Schlossberg herab. Ria Blinzler informierte im Gotteshaus ausführlich über die sakralen Schätze und die geschichtliche wie christliche Bedeutung dieses über 400-jährigen Bauwerks.
Stifterfamilie Gottsmann Im Verzeichnis der Kulturdenkmale des Landkreises Sonneberg wird die evangelisch-lutherische Dreifaltigkeitskirche in Neuhaus-Schierschnitz als Saalkirche mit polygonalem Chor und Turm des 16. bis 20. Jahrhunderts beschrieben. Ursprünglich nur als Schlosskirche und Grablege für die Stifterfamilie Gottsmann errichtet, wurde die Dreifaltigkeitskirche später Pfarrkirche. Über dem Hauptportal des 1593 der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Gotteshauses findet sich die Weiheinschrift. 1591 stifteten Hans Friedrich Gottsmann, Herr über Burg Neuhaus, und seine Gemahlin Magdalena von Ebeleben die Dreifaltigkeitskirche. "Man wollte damals Gott ganz dicht bei sich haben, der Glaube bot Schutz, Heimat und Freiheit", wusste Ria Blinzler zu berichten. Ein Alabaster-Grabmahl des Stifterehepaars steht im Blickpunkt des Altarraums und ist wohl das wertvollste Kunstdenkmal in dieser Kirche.
Und beim Verlassen des Gotteshauses wies Ria Blinzler noch auf die Inschrift "Solus Deo Gloria" hin die in großen Buchstaben über dem Ausgang steht. Draußen am mächtigen Aufgangsportal, steht über dem Eingang das Renaissance-Wappen des Erbauerpaars.