Susanne Fischer besitzt ein Haus, das sie laut Katasteramt gar nicht erreichen kann. Der Planungsfehler störte über Jahrzehnte niemandem - bis jetzt.
Was bringt ein Eigenheim, wenn es nicht zu erreichen ist? Diese Frage stellt sich Susanne Fischer aus Kaltenbrunn. Dort hat sie vor 18 Jahren ein Haus samt Grundstück in scheinbar idyllischer Lage nahe des Waldes gekauft. Doch mit der Idylle ist es seit geraumer Zeit vorbei.
Rote-weiße Absperrbänder, Ketten und Zäune, die in merkwürdig anmutender Anordnung Grundstücke abgrenzen, deuten schon von weitem auf das hin, was sich in dieser Nachbarschaft abspielt: Die Anwohner haben sich in den vergangenen zwei Jahren komplett zerstritten. Der Grund: Es ist nicht geklärt, wie Susanne Fischer ihr Grundstück von der öffentlichen Straße aus erreichen kann.
Zwar ist die Zufahrt im Grundbucheintrag geregelt. Doch um diesen Weg überhaupt zu erreichen, muss Fischer über das Grundstück ihres Nachbarn Klaus Schneider fahren, das zwischen öffentlicher Straße und Zufahrtsweg spitz zuläuft - und dafür besteht keine Erlaubnis. "Das haben schon die Vorbesitzer so gemacht", erklärt Fischer. "Die Fahrten zum Haus wurden über Jahrzehnte geduldet. Da haben bereits 1972 zwei Notare im Grundbucheintrag einen Fehler gemacht."
Die 50-Jährige ist sich sicher: "Die Baugenehmigung hätte so niemals erteilt werden dürfen." Zwar besagt ein Schriftstück aus dem Mitwitzer Gemeinderat von damals: "Der Bauherr hat ein Geh- und Fahrtrecht über die Grundstücke nachzuweisen." Dieser Nachweis sei jedoch nie erbracht worden.
Die unklare Rechtslage war im Müßweg nie ein Problem, bis zwischen Fischer und ihren direkten Nachbarn, an dessen Grundstück sie vorbeifahren muss, um ihr Haus zu erreichen, ein Streit entbrannte. "Dann fing das an, dass die Zufahrt sukzessive blockiert wurde: unter anderem mit gepflanzten Büschen, Steinen und einem Briefkasten", behauptet die Psychotherapeutin, die alles mit Fotos dokumentiert hat.
Als sie genug hatte, forderte Fischer ihre Nachbarn schriftlich dazu auf, die Zufahrt wieder freizumachen - daraufhin habe sie der Mitwitzer Bürgermeister Hans-Peter Laschka angerufen: "Er hat mir erklärt, dass eine Spitze an meinem Zufahrtsrecht fehlt und Herr Schneider nicht mehr möchte, dass ich über sein Grundstück fahre." Somit müsse ihre Zufahrt verlegt werden.
Alle Beteiligten trafen sich vor Ort, um zu klären, wie die neue Zufahrt aussehen soll "Es wurden mehrere Möglichkeiten angeboten, wie die Zufahrt verlegt werden kann. Aber aus mir unverständlichen Gründen hat Frau Fischer jede davon abgelehnt", sagt Laschka. Mehrmals sei er als Streitschlichter im Müßweg gewesen. "Die Situation ist total verfahren. Jeder zeigt hier jedem seine Grenzen auf." Inzwischen sei er es leid, zwischen den Parteien zu vermitteln. "Ist das der Dank für guten Willen? Frau Fischer soll jetzt sehen, dass sie auf anderem Weg eine Lösung findet."