Bereits seit zehn Jahren gab es beim Kronacher BRK-Kreisverband Pläne, einen zentralen Ort für seine Ehrenamtler zu haben.
Noch ist die Vergangenheit sichtbar. Links neben dem Eingang. Ein verbliebenes Chrom-"S" - das Logo des spanischen Autoherstellers Seat - auf einer der Schaufensterscheiben erinnert daran, dass der Gebäudekomplex an der Kronacher Lönsstraße einst das in Richtung Schützenplatz gezogene Autohaus Vetter beheimatete.
Schon bald dürfte allerdings ein Pizza-Logo das ausharrende Seat-"S" verdrängen. "Da kommt später noch eine Pizzeria rein", erklärt Roland Beierwaltes, der Geschäftsführer des BRK-Kreisverbandes Kronach.
Weit werden es die ehrenamtlichen Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes daher nicht haben, wenn nach anstrengenden Einsätzen der Magen knurrt - schließlich geht es dann nur mal kurz rüber zum Nachbarn. Über 4000 Quadratmeter Fläche hat das BRK auf dem ehemaligen Autohaus-Gelände gemietet und zu seinem neuen Dienstleistungs- und Katastrophenschutzzentrum gemacht. Neben den Bereitschaften, haben dort nun auch das Jugendrotkreuz, der Katastrophenschutz, die Bergwacht, die Kleiderkammer sowie das Kreisauskunftsbüro dort ein gemeinsames Zuhause gefunden.
Kein Einsammeln mehr
Das sei auch bitter nötig gewesen, sind sich Beierwaltes und Rettungsdienstleister Martin Schmidt einig. "Bisher waren die Fahrzeuge und Geräte alle dezentral untergebracht", erklärt Schmidt. Überwiegend im südlichen Landkreis. Denn im Gebäude des Kreisverbands in der Friesener Straße war dafür schlicht kein Platz.
Einige Fahrzeuge standen bisher etwa in einer engen Post-Garage am Kronacher Bahnhof. "Allerdings alle hintereinander", ergänzt Beierwaltes. "Wenn man das dritte Fahrzeug brauchte, mussten erst die beiden davor herausgefahren werden." Inzwischen stehen gleich zehn Einsatzfahrzeuge in den ehemaligen Werkstatt-Garagen. Vom Bergwacht-Jeep über den Katastrophenschutz-Lkw bis hin zum Wagen für eine mobile Einsatzleitung.
Doch nicht nur die Fahrzeuge galt es vor einem Einsatz - etwa der Sicherung eines Events wie dem Kronacher Freischießen - im Landkreis einzusammeln. Bei Feldbetten, Zelten und Co. sah es nicht viel anders aus. "Wenn man ohnehin schon den Einsatzstress hat, braucht man nicht noch zusätzlichen Stress", meint Schmidt. Durch das neue Zentrum seien die Prozesse nun optimiert. So werde Zeit für die "wirklich wichtigen Themen" gewonnen, so der Kreisgeschäftsführer.
Zwar ist das BRK als erster Mieter bereits eingezogen, abgeschlossen sind allerdings noch nicht alle Arbeiten. Gleich hinter dem Haupteingang wird etwa noch munter gebohrt, geschraubt und gesägt - weshalb Beierwaltes und Schmidt die Besichtigungstour für unseren Reporter sozusagen beim Hintereingang beginnen - in der Garage. Die bietet nicht nur ausreichend Platz für die rollenden Hilfsmittel, sondern auch für zahlreiches Material, das in Hochregalen lagert.
Entlang der metallenen Lagerflächen geht es eine Etage höher ins Herzstück des neuen Zentrums. Per Digitalfunk wird im Lagezentrum die Kommunikation mit den Kräften an Einsatzorten gesteuert, gleich nebenan hat Ehrenamtsmanager Ralf Schmidt sein Büro. Ins Auge sticht allerdings ein langer Konferenztisch, an dem eine Fußballmannschaft locker Platz finden dürfte. Fertig ist der Schulungsraum aber noch nicht. "Es wird eine Trennwand geben", sagt Martin Schmidt und zeigt auf die eine weiße Wand vor sich. "Dann haben wir hier Platz für 70 Leute."
"Eine riesige Motivation"
Pläne für ein Dienstleistungs- und Katastrophenschutzzentrum gab es schon lange. "Ich bin jetzt schon seit neun Jahren im Kreisverband und schon damals kam der Herr Schmidt wegen einer Zentrallösung auf uns zu", sagt Roland Beierwaltes. 2014 habe es eine mittelfristige Planung gegeben, in der beschlossen wurde, bessere Strukturen zu schaffen. "Als das Autohaus Vetter schließlich seinen Neubau begann, ging alles eigentlich ganz schnell", erzählt Schmidt.
Möglich wurde das Zentrum erst durch eine Unterstützung des Landkreises von 250 000 Euro. "Einen Teil der Kosten tragen wir auch über Spenden", sagt Beierwaltes. Damit seien die Mietkosten für die kommenden zehn Jahre gedeckt. Doch die Zusage der Finanzierung habe noch einen moralischen Nebeneffekt gehabt. "Für die Ehrenamtlichen war das eine riesige Motivation", erzählt der Kreisgeschäftsführer. "Da haben sie gemerkt, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird."
Sorgen, dass es in der Lönsstraße zukünftig zugehen werde wie an der Feuerwache, müssten die Anwohner übrigens nicht haben, merkt Schmidt noch an. Im Schnitt gebe es lediglich einen Einsatz pro Monat. "Zuletzt war es im Landkreis eher ruhig", sagt der 51-Jährige. "Das ist auch gut so, wir haben schließlich noch genug andere Aufgaben zu erledigen."
Welche alle dazugehören, wird das BRK auch bei seiner Eröffnung zeigen. Die steigt allerdings erst im Frühjahr, wenn auch die Nachbarn eingezogen sind - und die Vergangenheit nicht mehr sichtbar ist.