Edith Memmel will in den Landtag

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Von links: Bezirkstagskandidat Mathias Söllner, der Lichtenfelser Kreisvorsitzende und Landtagslistenkandidat Valentin Motschmann, Landtagskandidatin Edith Memmel und der stellvertretende Kronacher Grünen-Vorsitzenden Matthias Rudolph. Rainer Glissnik
Von links: Bezirkstagskandidat Mathias Söllner, der Lichtenfelser Kreisvorsitzende und Landtagslistenkandidat Valentin Motschmann, Landtagskandidatin Edith Memmel und der stellvertretende Kronacher Grünen-Vorsitzenden Matthias Rudolph.  Rainer Glissnik
 

Die Mitwitzerin Edith Memmel tritt für Bündnis 90/Die Grünen bei den kommenden Landtagswahlen an.

Einstimmig wurde Memmel in geheimer Wahl von den Mitgliedern der Kreisverbände Lichtenfels und Kronach in Horsdorf nominiert. Von 1986 bis 1990 gehörte sie schon einmal dem Bayerischen Landtag an.
Seit 39 Jahren ist die Keramikmeisterin selbstständig. Nachdem sie auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, absolvierte sie eine Ausbildung zur Gesellin in der Landwirtschaft. "Wir sind in einer sehr kritischen zeit, wo wir alle unser ganzen Gewicht in den Wahlkampf werfen müssen", betonte Edith Memmel. Unser Land sei an einer sehr entscheidenden Stelle, wie es weitergehen soll. Aktuell angestachelt zur Kandidatur sei sie noch besonders durch ein Interview von CSU-Bundesminister Alexander Dobrindt, der dort kritisierte, dass die Alt-68er heute wesentliche Positionen in den Bereichen Kunst und Kultur besetzten. "Er ist in der Generation, die von uns profitiert", betonte Edith Memmel. Gerade jene Generation habe so viel für unser Land erreicht und auch die Grünen seien eine Folge jener Zeit. "Wir haben heute ganz andere Probleme in unserem Land", ärgerte sich die Grünen-Politikerin über den CSU-Minister.

Handeln beim Nachwuchsmangel ist ihr ein sehr wichtiges Thema. Gerade in einigen Bereichen des Handwerks gebe es einen erheblichen Nachwuchsmangel. Da sei es ein Glücksfall, dass viele junge Flüchtlinge gerade hier ihre Chance sähen. In Kronach würden viele dieser Flüchtlinge ehrenamtlich hervorragend unterstützt und etliche nutzten die Chance, hier im Handwerk Fuß zu fassen. Mitten in der Lehre würden nun aber viele von diesen so dringend gebrauchten junge Leute abgeschoben.

Gerade deshalb sei es so nötig, dass die Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen zu ihren Idealen stünden, Natürlich schlage ihr Herz besonders auch für die Landwirtschaft. Hinsichtlich Glyphosat und Gentechnik hoffe sie auf gravierende Veränderungen. Hier sehe sie viel Bewegung von unten. So schafften es die Berchtesgadener Bauern, in ihrer Genossenschaft Glyphosat-Freiheit durchzusetzen. Dort werde nur noch Milch abgeholt, wenn die Landwirte dieses Mittel nicht verwenden. Sie sehe hier auch einen Streifen am Horizont bei den Wiesenfeldern in Coburg. Dort habe die Molkerei beschlossen, nur noch Milch anzunehmen, wenn die Kühe gentechnikfrei gefüttert werden. Die Wende hier müsse von unten kommen, ist sie sich sicher.
Memmel: "Sowohl die Kreisverbände Lichtenfels wie Kronach kämpfen für eine bessere Bahnanbindung und Verbesserungen im Nahverkehr." Unsere Region benötige hier Verbesserungen für Senioren wie auch Familien. In Coburg habe ja nicht einmal der ICE bei seiner Premiere gehalten, stellte sie kritisch fest. "Da müsste man eigentlich den Dobrindt fragen: Ist das nicht sein Problem?" Dem sei jedoch eine Debatte gegen die Alt-68er wichtiger. Durch die großen Verkehrsprojekte sieht Edith Memmel viele Landwirte in der Existenz gefährdet. So klagten Landwirte um Küps, wegen der Lerchenhoftrasse der neuen Bundesstraße ihre Existenz zu verlieren. Deswegen sei sie Anhängerin des Bürgerbegehrens "weniger Flächenverbrauch in Bayern". Wir müssten uns bemühen, die vorhandenen Strukturen in unseren Gemeinden zu erhalten und erst in den Orten selbst bauen zu lassen statt neues Bauland außerhalb anzubieten. Sie verstehe nicht, dass ausgerechnet unser Heimatminister Markus Söder gerade dies gelockert habe. Außerhalb dürfe nun leichter gebaut werden, in einigen Jahren werde es Programme zur Belebung innerorts geben. Ein sehr wichtiges Thema ist Edith Memmel die Privatisierung im Gesundheitswesen. Die Kronacher Frankenwaldklinik sei nun zum zweiten Mal verkauft worden. Die Grünen hatten damals ein Bürgerbegehren angestoßen. Sie schlug vor, dies zu einem großen Thema zu machen, zumal gerade Lichtenfels einen anderen Weg gehe. "Wir müssen jetzt noch einmal kämpfen!" "Wir haben den Flugplatz, die Autobahn, den ICE und die 380-Kilovolt-Leitungen", verwies ein zufällig anwesender Coburger auf dortige Entwicklungen.
Als Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen für den Bezirkstag wurde der 58-jährige Lichtenfelser Bäckermeister Mathias Söllner gewählt. 32 Jahre lang führte er selbstständig seine Bäckerei. Sein Lieblingsthema ist die Sozialpolitik, deshalb möchte er in den Bezirkstag. Er ist stark ehrenamtlich aktiv. Er ist beispielsweise in Bayreuth im Ausschuss der AOK sowie ehrenamtlicher Sozialrichter. Er ist ein Urgestein der Grünen. 2014 trat der damalige Kreishandwerksmeister Mathias Söllner in Lichtenfels zur Bürgermeisterwahl an. In den Bereichen Umwelt und Flüchtlinge sieht er vertretbare Lösungsansätze nur bei den Grünen. "Ich kann mich nicht als Christ hinstellen und dann Leute in Not wieder fortschicken."
Für die Landtagsliste wurden Edith Memmel sowie der Lichtenfelser Kreisvorsitzende Valentin Motschmann nominiert. Für die Bezirkstagsliste wurde Mathias Söllner gewählt. Stephanie Dittrich - sie ist auch Mitglied im Altenkunstadter Gemeinderat und arbeitet in Kronach - rief dazu auf, dass sich so viele wie möglich demnächst in den Rathäusern eintragen - für einen Volksentscheid gegen den hohen Flächenverbrauch. Für das Volksbegehren "Betonflut eindämmen" seien genügend Unterschriften gesammelt. Jeden Tag verschwinden 13 Hektar Bayern unter Asphalt und Beton. Das entspricht 18 Fußballfeldern. Jedes Jahr wird eine Fläche so groß wie der Ammersee zugebaut. "Wir finden: Es reicht! Wir wollen eine gesetzliche Grenze für den Flächenverbrauch und so die Betonflut eindämmen. Ein Verbrauch von für Hektar täglich reicht." Der Bund selbst habe schon festgestellt, dass der Flächenverbrauch zu hoch sei. Als freiwilliges Angebot habe er eine Selbstverpflichtung von deutschlandweit 30 Hektar pro Tag empfohlen. Das wären 4,1 Hektar für Bayern." Das Bürgerbegehren orientiere sich an den Empfehlungen des Bundes. "Das geht irgendwann los und dann haben wir nur zwei Wochen Zeit, ins Rathaus zu gehen", machte Stephanie Dittrich deutlich.