Die Breitband-Versorgung soll mithilfe von Geldern der EU ausgebaut werden. Das geht nicht so einfach. Für Unternehmen im Kreis Kronach, wie das von Jochen Gleich, ist die schnelle Leitung jedoch mehr als eine Arbeitserleichterung.
Die Sanduhr auf dem Bildschirm dreht sich. Warten. Minuten vergehen und noch immer ist das wichtige Dokument nicht geladen. Ein Problem, das die Ingenieure von Jochen Gleich in Marktrodach kennen. Die Firma hat gerade einmal eine Bandbreite von 384 KBit/s bei einem Standard-Telekom-DSL-Anschluss. Ein kleiner Plan braucht bei dieser Geschwindigkeit etwa vier Minuten bis er geladen ist. Jedoch kann in diesem Zeitraum niemand anderer im Büro etwas im Internet arbeiten. "Die Rate ist ein Witz", schimpft Gleich.
Doch seine Firma ist damit nicht allein. Vielen Unternehmen vor allem in ländlichen Gebieten belastet die langsame Internetverbindung. Das hat auch die Kommission der Europäischen Union erkannt. Im November vergangenen Jahres hat sie deshalb eine Förderrichtlinie des Bayerischen Wirtschaftsministerium genehmigt, um die Gemeinden mit Breitband-Hochgeschwindigkeitsnetzen auszubauen.
Bis zu 80 Prozent der Kosten werden übernommen, je Gemeinde maximal 500.000 Euro.
Langes Verfahren Doch den Zuschuss bekommen die Gemeinden nicht so einfach. Jede Kommune muss sich einem 19-stufigen Antragsverfahren stellen. Immer wieder muss die Bundesnetzagentur mit eingebunden werden.
Landrat Oswald Marr (SPD) erklärt, dass es jedem Bürgermeister frei stehe, die Förderung zu beantragen. Doch um überhaupt einmal nachzuvollziehen, was möglich ist, braucht es Experten. Damit nicht jede Gemeinde ein eigenes Ingenieurbüro engagieren muss, haben sich die Gemeinden im Landkreis zusammengeschlossen.
Überhaupt machbar? "Es ging jetzt rein darum, die Fakten zusammenzutragen", sagt Marr. Ein Planungs- und Beratungsbüro aus Regensburg übernimmt dies.
Geschäftsführer Karl Manstorfer erklärt, dass eine sogenannte Machbarkeitsstudie für jede Gemeinde angefertigt worden ist. Diese beantwortet den Gemeinden Fragen, zum Beispiel wie die aktuelle Versorgung überhaupt aussieht oder welche Technik vorhanden ist. "Wir geben Planungsvorschläge und zeigen, was überhaupt realisierbar ist", sagt Manstorfer. Zusätzlich kalkulieren die Ingenieure, wie teuer das Ganze der Gemeinde käme.
Diese Studien wurden am Mittwoch einigen Bürgermeistern aus dem Landkreis Kronach vorgestellt. Sie konnten auch Wünsche äußern, was ihnen besonders wichtig ist. Die anderen Gemeinden werden am 16. April informiert. "Die Bürgermeister sind bisher alle sehr aufgeschlossen und sehen den Gesamtnutzen. Die Gespräche waren sehr konstruktiv", lobt Manstorfer.
Doch eine Förderung heißt nicht, dass künftig jeder mit dem Hochgeschwindigkeits-Breitband versorgt wird. Der Zuschuss wird nur für Gewerbe- und Kumulationsgebiete gewährt. Was das ist, wird genau definiert. In einem abgegrenzten Gebiet müssen mindestens fünf Firmen angesiedelt sein. Angrenzende Privathaushalte kommen so auch in den Genuss einer schnellen Internetverbindung. Doch in erster Linie geht es um die Wirtschaft.
Videokonferenzen über das Internet sind gängige Praxis, doch davon kann der Marktrodacher Geschäftsführer Jochen Gleich bisher nur träumen. "Das können wir vergessen." Doch es geht ihm nicht nur, um die verbesserte Kommunikation. Sein Team plant die technische Ausrüstung in Gebäuden und dafür braucht es entweder viele Quadratmeter Papier oder eine gute Internetverbindung.
Bei einem Großprojekt wie dem Klinikum-Neubau in Lichtenfels müssen etwa 240 Pläne ausgearbeitet werden. Diese verändern sich ständig. An einem Großprojekt arbeiten beispielsweise auch Architekten, Statiker oder Küchenplaner mit. Alle brauchen die Pläne und zwar immer aktuell. Das Internet ist dabei eine große Hilfe - wenn es denn schnell funktionieren würde.
Früher habe man die Pläne aufwendig verschickt und die Arbeitsabläufe waren sehr langsam. Das hat sich vor etwa fünf Jahren gewandelt. "In unserem Bereich erfolgt alles elektronisch." Die Pläne werden auf Plattformen hochgeladen, auf die jeder zugreifen kann. Was ökonomisch gut klingt, ist für Unternehmen mit schlechter Internetverbindung eine riesige Belastung.
Bis mit einer Bandbreite 384 MBit/s alle Pläne geladen sind, dauert es etwa 16 Stunden.
Doch da sich auch ständig an den Plänen etwas ändert, bleibt es nicht dabei. "Es wird mal ein Raum verschoben oder eine Heizkörper", sagt Gleich. Dann wird der Plan aktualisiert, auf die Plattform gestellt und muss von den anderen wieder geladen werden. "Das ist praktisch nicht durchführbar."
Das war für Gleich nicht tragbar. Er sah die Konkurrenzfähigkeit seines Unternehmens gefährdet. Firmen mit Glasfaserleitungen haben diese Probleme nicht und können bei der Projektvergabe damit punkten.
Fachkräfte könnten abwandern Gleich hatte Sorge, keine Projekte mehr zu bekommen und dass seine Fachkräfte irgendwann in Gebiete mit besserer Internetverbindung abwandern.
Deshalb hat er sich eine Standleitung schalten lassen. Diese kostet derzeit monatlich fast 250 Euro und kommt auf eine Geschwindigkeit von etwa 2 MBit/s.
Damit kann ein kleiner Plan etwa in 40 Sekunden geladen werden. "Es geht halbwegs, aber begeisternd ist das nicht", sagt Gleich.
Standleitung nicht störanfällig Zusätzlich zahlt er einen weiteren Anschluss bei einem anderen Anbieter. Der hat eine Downloadrate von etwa 32 MBit/s. Doch dieser sei für Gleich zu unzuverlässig. "Dieser Anschluss fällt auch schon mal einige Stunden oder Tage aus, das passiert bei der Standleitung nicht." Von anderen Formen, die schnelles Internet versprechen, hält Gleich nichts. "Funklösungen sind sehr störanfällig. Die Bandbreite teilt sich auf. Wir brauchen ein Kabel, das sicher ist und funktioniert."
Bis 2017 läuft die Förderung der EU noch. Durch die 19 Verfahrenschritte dauert es jedoch eine Weile bis das Breitband ausgebaut werden kann.
Manstorfer schätzt den Zeitraum auf zwei bis zweieinhalb Jahre, bis die Unternehmen die Bandbreite von 50MBit/s nutzen können.
Gleich hofft sehr, dass sich auch für seine Firma etwas verbessert.
Wozu braucht man denn die schnelle Leitung? Langsam 2 Mbit/s reichen gerade aus, um im Web zu stöbern und E-Mails zu checken.
Etwas schneller 6 Mbit/s werden als Standardverbindung angesehen. Schwierig kann es werden, wenn mehrere Nutzer parallel online sind.
Viel schneller Anschlüsse mit 16 bis 25 Mbit/s sind für Nutzer, die Videos gerne ohne Ruckeln anschauen möchten oder öfter große Dateien herunterladen.
Am schnellsten 50 Mbit/s ist die derzeit schnellste Breitbandverbindung.
Ab 25 Mbit/s spricht man von VDSL (Very High Speed Digital Subscriber Line). Dies ist beispielsweise nötig, um Fernsehen in HD-Qualität über das Internet zu nutzen. (
Quelle: www.dsl-tarifjungle.de)
Gebiete mit mindestens fünf Firmen bekommen das schnelle Netz und Gebiete mit weniger Firmen und die Privaten können weiterhin mit DSL 2000 rumgurken? Was ist den mit dem Grundgesetz, das gleiche Lebensbedingungen für Stadt und Land vorschreibt?
Häuser lassen sich sowieso nicht gut verkaufen - mit einem langsamen DSL wird man auf keinen Fall junge Käufer finden. Ich wünsche mir, unsere Bürgermeister reden Tacheles.
Mittlerweile sind Verbindungen mit bis zu 200 MBit/s Realität. Selbst 1 Gbit/s pro Haushalt ist kein Traum. Es wird so kommen, aber nicht mit unserer Politik und den astronomischen Preisen vieler Anbieter.
Gerade für Firmen wäre eine Fibre-to-the-home (FTTH) Verbindung gerade das Richtige.
Die Telekom baut diese natürlich erst in etwas größeren Städten aus. Es gibt auch
kleinere Carrier die Glasfaserleitungen ausbauen. Es wurde einfach jahrelang seitens unserer konservativen alteingesessenen Politik geschlafen, die ja gerne nur in ihrem eigenen Interesse wirkt. Solche Technologien wurden nicht erst gestern erfunden.
In Rumänien zum Beispiel gibt es fast überall Fibre to the home (FTTH) . Die Kosten für den Verbraucher hier belaufen sich für einen 100 Mbit/s up und downstream auf ca. 13 € pro Monat für einen Anschluss. Wenn kein FTTH vorhanden ist, wie in kleineren Gemeinden gibt es Fibre to the Node (FTTN) von wo aus weiter als VDSL mit bis zu 50 MBit/s im Downstream und bis zu 12 MBit/s im Upstream weiter verteilt wird. Bei FTTN kann bis zu einem Radius von 500m solch eine Geschwindigkeit realisiert werden.
Bei Fibre to the Home wird ein Glasfaserkabel direkt zum Haus gelegt.
Fibre to the Basement reicht immer noch bis zu einem Wohnhaus bzw Wohnkomplex.
Fibre to the Node sind vereinzelte Zugriffspunkte von denen ein größerer Radius zumindest mit DSL überbrückt werden können.
Meine Frage ist. Wo sind denn die ganzen Gelder hin verschwunden? In Europa offensichtlich eher nach Rumänien als ins kleine Oberfranken. In Rumänien sind solche Anschlüsse seit Jahren verfügbar und das zu einem Preis der sich gewaschen hat. Wo Gelder für Technologien in Bayern hin fließen, brauche ich ja nicht großartig zu erläutern, etwas mehr als 2/3 geht hier alleine nach Oberbayern.
Aufwachen! Ändern!
Johannes Reichhardt
Bundestagsdirektkandidat für Coburg und Kronach