Die Unternehmensgruppe ist Zulieferbetrieb und Entwicklungspartner für namhafte Automobilhersteller wie Audi, BMW und Lamborghini. Mit 2800 Mitarbeitern weltweit will das Unternehmen auch in Zukunft auf Präsenz in der Region setzen. Dabei erhält vor allem der Nachwuchs eine Chance.
Auf den ersten Blick dominieren in der Fertigungshalle in Neuses vor allem Maschinen. Über Leitungen werden Granulate aus dem Lager eingesaugt, Roboterarme sind in Aktion - fast alles scheint automatisch zu gehen.
Doch der Schein trügt. Denn natürlich stecken Menschen hinter der Technik. Im klassischen dunkelblauen Dr. Schneider-Look programmieren Techniker Maschinen. Andere nehmen große Teile aus den Maschinen und sortieren sie in Kartons ein. Es ist viel los in der Halle.
Im vergangenen Jahr wurden allein in Neuses mehr als zehn Millionen Fensterrahmen für verschiedene Fabrikate produziert. Und jeder einzelne Rahmen ging durch die Hände hochqualifizierter Techniker. Er wurde auf Sauberkeit, Korrektheit, Fehlerlosigkeit und vor allem auf Passgenauigkeit kontrolliert.
Doch das ist erst der Anfang. Schon in diesem Jahr sollen in Neuses zwölf Millionen Fensterrahmen hergestellt werden.
Tendenz weiter steigend.
Die Krise in der Automobilbranche ist schließlich überwunden. Klaus Fricke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dr. Schneider-Unternehmensgruppe, betont, dass das vor allem daran liegt, das es sich um ein Familienunternehmen handelt. "Da wird langfristiger investiert - und die Investitionen sind nachhaltiger als bei den großen DAX-Unternehmen. Gleichzeitig wird mehr Rücksicht auf die Menschen in ihrem sozialen Umfeld genommen ", sagt Fricke. Und der Chef, der seit Januar 2011 in Neuses tätig ist, hat internationalen Vergleich: Er war vorher bei BMW, Daimler und Fiat.
Ein bisschen Schweiz
"Als Unternehmen aus der Region sind wir auch der Region verpflichtet - und handeln auch so", betont er. Persönlich hat Klaus Fricke die Schönheiten Frankens schon verinnerlicht. Jedes zweite Wochenende pendeln seine Frau und seine dreieinhalbjährige Tochter von Berlin nach Gehülz - und genießen Natur pur. "Wenn morgens der Dunst aus den Tälern aufsteigt, ist das fast ein bisschen wie in der Schweiz", schwärmt der Manager.
Das Werk in Judenbach hat sich auf den Mehrkomponenten-Spritzguss spezialisiert. Das bedeutet, dass in Judenbach beispielsweise Bedienräder für den Audi A 4 hergestellt werden. Besonderheit: Nach dem Verchromen ist kein weiterer Prozessschritt zur Fertigstellung der Bauteile nötig.
Und das Werk Tschirn ist das Kompetenzzentrum für Lackiertechnik - vor allem Hochglanzlacke mit edler Optik liegen im Trend. Besonders stolz ist Fricke auf die großvolumigen Teile, an denen keine Nahtstelle zu entdecken ist. Denn die sind der Beweis für Know-How und Qualität. Es ist ein weiter Weg vom Muster zum fertigen Teil. Da gibt es die Vorentwicklungsabteilung, die Entwicklung, das Technikum und schließlich die Serienreife.
"Generell setzen wir auf Köpfe", sagt Fricke und betont, dass junge Menschen bei der Dr. Schneider-Unternehmensgruppe alle Chancen haben. Das ist auch die Besonderheit des mittelständischen Unternehmens: Denn die Prozesse sind von Anfang bis zum Ende nachvollziehbar und "erlebbar". "Unseren Mitarbeitern steht auch die Welt offen", sagt Fricke.
Der 21 Jahre alte Marcel Fellunghauer ist der beste Beweis. Denn er hat 2007 die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik begonnen, hat bei Dr. Schneider seine Ausbildung abgeschlossen und wurde übernommen. Jetzt ist er von der Produktion ins Technikum versetzt worden und sorgt dafür, dass Werkzeuge für die Serienproduktion richtig eingestellt und eingesetzt werden.
Und er war bereits in den USA, in China und kommt soeben aus Valencia zurück. "Ich spreche ja kein Chinesisch, aber da gibt es Dolmetscher", hat Marcel Fellunghauer viel zu erzählen.
Auch über Land und Leute hat er einiges gelernt. "Das war natürlich spannend, aber nach vier Wochen in China habe ich schon ein bisschen Sehnsucht nach einem Schnitzel oder mal nach einem Kloß gehabt, auch wenn das chinesische Essen wirklich mit dem Essen bei unseren Chinesen hier nichts zu tun hat und zu 400 Prozent anders schmeckt", erzählt Fellunghauer.
"Wir bilden derzeit 114 junge Menschen in mehr als zehn verschiedenen technischen und kaufmännischen Ausbildungsberufen aus. Motivierte Auszubildende, Werkstudenten und Absolventen werden bei Dr. Schneider von Beginn an gefördert", sagt Personalchef Franz Seuling. "Wir bieten neben international ausgerichteten Ausbildungsgängen und Weiterqualifizierungen unseren Mitarbeitern die Chance, in unseren Werken oder Verkaufsbüros rund um den Globus tätig zu werden - zum Beispiel in England, Brasilien oder in den USA."
Durchschnittsalter 40
Natürlich bildet Dr. Schneider auch im Rahmen von dualen Studiengängen aus, betreut Diplomanden und Doktoranden. "Unser Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren", sagt der Personalchef, betont, dass aber auch ältere Arbeitnehmer hoch geschätzt werden.
Das Gros der Arbeitnehmer kommt aus der Region, natürlich spürt die Dr. Schneider-Unternehmensgruppe den Fachkräftemangel. "Wir können das aber gut durch unsere Ausbildung kompensieren", so der Personalchef.
Und wie wichtig die Mitarbeiter für das Unternehmen sind, zeigt sich noch in einem "Geschenk" seitens der Gesellschafter.
Denn jeder Mitarbeiter der Dr. Schneider-Unternehmensgruppe hat die Möglichkeit, sich am Produktionskapital zu beteiligen - mit einer Einlage seiner Wahl und kann so seinen eigenen Beitrag zur Rendite leisten.