Sie war nirgendwo verzeichnet und schwer beschädigt, bereichert heute aber das Ortsbild von Geuser: Die Darstellung der Krönung Mariens.
Wenn man das erste Heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises Kronach von 1974 in die Hand nimmt, in dem alle Sandsteinmartern des Landkreises verzeichnet sind, und unter dem Ort Geuser nachschlägt, dann wird man feststellen, dass für Geuser nur eine Sandsteinmarter verzeichnet ist. In Wirklichkeit sind es aber zwei, welche den Ort schmücken.
Wie konnte es dem Verfasser des "Marternbüchleins" (auch Verfasser dieser Zeilen) passieren, dass er die Marter mitten im Dorf übersehen konnte? Die Erklärung ist sehr einfach. Bei seiner Befragung der Bewohner 1973 waren sich alle einig, dass es in Geuser schon immer nur eine Marter gegeben hat!
Wie es aber der Zufall wollte, tauchten beim Umbau der Scheune von Familie Erwin Wolf zur Überraschung des Bauherrn einige Einzelteile einer unbekannten Marter auf. Dabei handelte es sich um einen konkav, konvex profilierten, leider beschädigten Sandsteinsockel und einen verzierten Aufsatz aus dem gleichen Material. Am Sockel hatte der Stifter des religiösen Flurdenkmals einstmals seinen Namen und vermutlich auch das Stiftungsjahr einmeißeln lassen.
Leider war die Inschrift schon derart abgewittert, dass sie nicht mehr entschlüsselt werden konnte. Dagegen hatte sich der Aufsatz mit seinen reliefierten Heiligenbildern sehr gut erhalten. Seine rechteckige Form ließ darauf schließen, dass er in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden war.
An der Schauseite zeigte sich die Darstellung der Krönung Mariens durch die Trinität. Von Akanthusblättern gerahmt und von Wolken umgeben, schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube im Rundbogen des Steines, während Gottvater und Gottsohn die Krone über das Haupt der niederknienden Maria halten. Durch Eckvorlagen getrennt sind an den Schmalseiten die Reliefs einer Pietá und eines Kruzifixes zu sehen.
Was leider fehlte war der etwa einen Meter hohe Schaft des Denkmals, der ursprünglich zwischen Sockel und Aufsatz beide Teile verband. Den historischen Wert des Fundes erkennend, stellte man die beiden Teile aufeinander und platzierte sie am Rand des Dorfplatzes.
Um das Flurdenkmal wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen, nahm der Heimatpfleger Verbindung mit dem Besitzer auf. Erwin Wolf zeigte sich erfreut darüber, dass seine Marter - wieder komplett restauriert - das Ortsbild von Geuser bereichern sollte. Er willigte spontan ein und sagte seine Mitarbeit und seine finanzielle Unterstützung bei dieser Maßnahme zu. Während die Einzelteile von Steinmetzmeister Günter Gehring in die Werkstatt nach Kronach transportiert wurden, um einen neuen Schaft zu fertigen und den historischen Teilen anzupassen, erstellte der Besitzer ein neues Fundament.
Am 12. Juli 1980 war es schließlich soweit, dass die restaurierte Marter wieder nach Geuser zurückkam. Freudig erwartet vom Besitzer, der auch bei der Aufstellung kräftig mithalf. So kam es, dass seit dieser Zeit diese Marter wieder aus Sockel, Schaft und Aufsatz besteht und die vorbeiziehenden Wallfahrer nach Marienweiher begrüßt.
Aus Kronach mitgekommen war auch der betagte Seniorchef des Steinmetzbetriebes, Eduard Gehring, dessen Wunsch es war, einmal bei der Wiederaufstellung einer Marter dabeizusein.
Der Altmeister war für alle eine echte Bereicherung. Bei der anschließenden Brotzeit, zu der Familie Wolf alle Mithelfer eingeladen hatte, erzählte er aus seinem reichen Berufsleben als Steinmetz und von der Schwere seiner Arbeit, gewürzt mit etlichen Anekdoten. Und der Eduard konnte erzählen! Ebenso Erwin Wolf, der die harten Bedingungen der Landwirtschaft auf den Höhen des Frankenwaldes lebendig werden ließ, von den harten Wintern und der "Schinderei" im Sommer.
Kein Wunder, dass die Richtfeier etwas länger ausfiel als beabsichtigt. Und für den Heimatpfleger war dieser Abschluss in harmonischer Runde eine Lehrstunde, die er nicht vergessen wird.