Der Bezirk Oberfranken und die Helios Frankenwaldklinik haben am Mittwoch einen notariellen Vertrag über den Kauf des Schwesternwohnheims unterzeichnet. Zwischenzeitlich drohte das ganze Projekt zu scheitern.
Die psychiatrische Tagesklinik, die in der Kreisstadt entstehen soll, hat eine große Hürde genommen. Am Mittwoch um 11 Uhr haben sich die Vertragsparteien (Bezirk Oberfranken und Helios Frankenwaldklinik) getroffen, um einen notariellen Vertrag über den Kauf des ehemaligen Schwesternwohnheimes zu unterzeichnen. Dort soll eine psychiatrische Tagesklinik entstehen. Dies bestätigte der Pressesprecher des Bezirks, Christian Porsch, auf Anfrage.
"Mit der notariellen Unterzeichnung des Kaufvertrages zwischen der Helios Frankenwaldklinik Kronach und dem Kommunalunternehmen Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken wurden die Weichen für die Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes Kronach gestellt", teilte Porsch mit.
Das Wohnheim soll laut Porsch abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. So sehen es die derzeitigen Planungen vor. Anfang 2016 soll mit den Baumaßnahmen im direkten Umfeld der Helios Frankenwaldklinik begonnen, Anfang 2017 die Tagesklinik für Erwachsenenpsychiatrie samt angeschlossener Institutsambulanz in Betrieb genommen werden. "Voraussetzung ist jedoch, dass die zur Umsetzung des Projektes erforderlichen Mittel aus der Krankenhausförderung zeitgerecht bereitgestellt werden", so der Pressesprecher.
"Wir sind sehr froh, dass der Kaufvertrag nach langen Bemühungen nun unter Dach und Fach ist. Dadurch wird der Gesundheitsstandort Kronach nachhaltig gestärkt", waren sich Bezirkstagspräsident Günther Denzler, Vorsitzender des Verwaltungsrates des Kommunalunternehmens, und Florian Aschbrenner, Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik, sicher. Gleichzeitig werde eine Lücke der psychiatrischen Versorgung in Oberfranken geschlossen. Beide Seiten betonten, an einer weitergehenden Kooperation am Standort Kronach interessiert zu sein. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Mit der neuen Tagesklinik erhalten die Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Region Coburg/Kronach/Lichtenfels eine verbesserte ambulante medizinische Versorgung direkt vor Ort. Der Bedarf von zehn Plätzen wurde vom Gesundheitsministerium im Jahr 2012 anerkannt.
Vorerst letzter Baustein
Die Unterzeichnung des Kaufvertrages bildet den vorerst letzten Baustein des Konzepts zur Sicherstellung einer flächendeckenden, teilstationären Versorgung Oberfrankens im Bereich der Erwachsenenpsychiatrie, wie es der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens im Jahr 2006 beschlossen hatte. Das frühere Personalwohnheim der Klinik wird mit dem Kaufvertrag vom Kommunalunternehmen "Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken" mit Wirkung zum 1. Januar 2016 erworben.
Dabei war längst nicht klar, ob diese Einrichtung tatsächlich realisiert werden kann, da es immer wieder Diskussionen um den Standort und den möglichen Verkauf des Wohnheimes gab. So soll es dem Vernehmen nach einen Vorvertrag mit einem privaten Investor über den Verkauf des Areals gegeben haben. In diesem Fall hätte die Klinik einen wesentlich höheren Preis verlangen können.
Doch aus dieser Option wurde nichts, da der Landkreis ein Vorkaufsrecht für Grundstück und Immobilie für einen vergleichsweisen geringen Wert besaß. Die Rede war von 120 000 Euro. In einer Sitzung des Kreisausschusses im Mai 2013 hatte dieser schließlich beschlossen, zwar auf das Vorkaufsrecht zu verzichten, allerdings unter der Bedingung, dass der Bezirk dort eine psychiatrische Tagesklinik errichtet. Tatsächlich dürfte der Kaufpreis nun höher gelegen haben, da die Helios Frankenwaldklinik zwischenzeitlich ins Wohnheim investiert hatte.
Im Zuge der gesamten Diskussion war lange Zeit auch der Standort der psychiatrischen Tagesklinik fraglich. Und zwischenzeitlich schien es gar so, als könnte eben wegen der Standortfrage das ganze Projekt scheitern. Neben dem Schwesternwohnheim standen auch ein Grundstück in Hanglage Richtung Festung sowie ein nicht näher definiertes Areal entfernt der Klinik zur Debatte.
Doch MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) lässt keinen Zweifel daran, dass das Schwesternwohnheim die einzig realistische Option war. "Die Gesetzeslage sieht ganz klar vor, dass eine psychiatrische Tagesklinik an eine bestehende Klinik angebunden sein muss." Dadurch soll nicht zuletzt eine Stigmatisierung der Patienten vermieden werden.
Eine Sondergenehmigung für einen anderen Standort hätte es aus Sicht Baumgärtners definitiv nicht gegeben. "Dann wäre das ganze Projekt gescheitert." Umso mehr freut er sich nun, dass die Verträge gestern unterzeichnet wurden und mit der Realisierung der psychiatrischen Tagesklinik ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Versorgung im Landkreis erreicht wird. Baumgärtner dankte in diesem Zusammenhang allen, die mit ihm gemeinsam erfolgreich für dieses Projekt gekämpft haben.