Die Seniorengemeinschaft Kronach Stadt und Land plant ein Bürgerschaftliches Begegnungszentrum. Am Dienstag fand dazu eine Infoveranstaltung statt.
Die Gerüchte um ein geplantes Bürgerschaftliches Begegnungszentrum Kronach im alten Diska-Gebäude kursieren schon länger. Um die Bürger eingehend über das Vorhaben zu informieren, hat Bianca Fischer-Kilian, Vorsitzende der Seniorengemeinschaft Kronach Stadt und Land (SGK), alle interessierten Bürger zu einer Infoveranstaltung am Dienstagabend eingeladen. Mit Erfolg: Der kleine Saal des Schützenhauses Kronach war voll besetzt, rund 180 Interessierte sind erschienen. Und warteten gespannt .
Vergangene Woche stellte Fischer-Kilian das Projekt bereits im Kronacher Stadtrat vor (
wir berichteten). Der zeigte sich angetan von den Plänen. "Der Stadtrat sichert seine grundsätzliche Unterstützung zu", betont Kronachs zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) am Dienstag erneut. Die Stadt müsse nun prüfen, ob die Beteiligung an einer Genossenschaf möglich ist.
"Kein Vereinsheim"
Loring Sittler, der die Seniorengemeinschaft ehrenamtlich berät, betont, dass die SGK selbst nicht als Träger in Frage kommt. Schlicht deshalb, weil kein eigenes Vermögen vorhanden und das Haftungsrisiko zu groß sei. Zwischen der Seniorengemeinschaft und der Genossenschaft gebe es eine klare juristische Trennung. Sittler betont: "Das soll kein Vereinsheim werden." Andere Vereine, Firmen und Verbände, aber auch Privatpersonen sollen die Räume mieten.
Deshalb habe man sich für die Rechtsform einer Genossenschaft entschieden. So werden Betroffene zu Beteiligten. Außerdem hat jedes Mitglied nur eine Stimme, unabhängig vom Genossenschaftsanteil. Gewinne werden dabei genauso verteilt wie Verluste. "Die Geschichte der Genossenschaften beginnt da, wo der Staat nicht mehr kann", sagt Sittler. Zu klären ist laut Sittler noch, ob die Genossenschaft als gemeinnützige Form gegründet werden kann. Am 2. Oktober werden die eingegangenen Absichtserklärungen geprüft. Der Wert der Anteile muss 250 000 Euro betragen. Erst dann kann es zu Verhandlungen kommen.
"Altenhilfe ist eine kommunale Pflichtaufgabe", sagt Sittler. So könne es sein, dass sich die Stadt an den Betriebskosten beteiligt. Das bayerische Sozialministerium habe versprochen eine halbe Beratungsstelle zur Gründung von Genossenschaften zur Verfügung zu stellen. Die deutsche Fernsehlotterie will das Projekt mit einem sechsstelligen Beitrag unterstützen.
Harald Bauer, der Besitzer des ehemaligen Diska-Gebäudes, will das Gebäude nicht verkaufen. Die Kosten für den Umbau finanziert er mit einem privaten Darlehen. Ein Nutzungsvertrag mit dem Bürgerschaftlichen Begegnungszentrum ist laut Sittler vorerst für 20 Jahre angedacht. Die 250 000 Euro für die mobile Einrichtung, etwa Stühle und Tische, übernimmt die Genossenschaft und bleibt so deren Eigentum.
Einige Bedenken gibt es noch
Nach dem Infovortrag waren die Zuhörer begeistert, sie spendeten Loring Sittler und Bianca Fischer-Kilian laut Applaus. Einige Bedenken wurden bei der anschließenden Fragerunde jedoch geäußert. Grünen-Stadtrat Peter Witton findet das Projekt wichtig. Eine "Kröte" sei jedoch, dass das Gebäude nicht Eigentum der Genossenschaft wird. Der Eigentümer solle verkaufen. Laut Sittler habe sich der Eigentümer aber nicht zum Verkauf überreden lassen. "Eigentum verpflichtet ja auch", warf Fischer-Kilian ein. Auch die Höhe der Einnahmen bereitete manchem Zuhörer Kopfzerbrechen.
Auf die Bemerkung eines Zuhörers, dass es "ein reines Altenghetto" wird, gab es empörte Zwischenrufe. Fischer-Kilian versichert: "Es soll kein Altenheim werden." Das bekräftigt auch Steffen Keilhold. Der 20-Jährige ist als Nebenmieter interessiert. Für ihn wäre das Begegnungszentrum der ideale Ort, um dort mit jungen Menschen ökumenischen Gottesdienst zu feiern.
Trotz mancher Bedenken: Am Ende des Abends trudelten viele Absichtserklärungen bei Fischer-Kilian ein. 46 600 Euro bei rund 122 Zeichnern seien schon eingegangen. Damit es zur Genossenschaftsgründung kommen kann, muss der Wert der beabsichtigten Anteile noch auf 250 000 Euro steigen. "Bis zum 1. Oktober müssen wir zeigen, was wir noch können", sagt Fischer-Kilian.