Die Kronacher CSU hat drei Gründe zum Feiern

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Eine Partei, drei Jubiläen (von links): Angela Hofmann vom CSU-Ortsverband, Mathilde Hutzl, Kreisvorsitzende der Frauen-Union, und Jörg Schnappauf, Ortsvorsitzender der Jungen Union, haben am 18. September einiges zu feiern. Foto: Anja Greiner
Eine Partei, drei Jubiläen (von links): Angela Hofmann vom CSU-Ortsverband, Mathilde Hutzl, Kreisvorsitzende der Frauen-Union, und Jörg Schnappauf, Ortsvorsitzender der Jungen Union, haben am 18. September einiges zu feiern.  Foto: Anja Greiner

70 Jahre CSU-Ortsverband, 65 Jahre Frauen-Union Kronach und 52 Jahre Junge Union Kronach - ein Grund zu feiern, aber auch Anlass einen Blick zu werfen auf Fehler in der Vergangenheit und Herausforderungen in der Zukunft.

Treffen sich ein Pragmatiker, eine Macherin und eine Enthusiastin, dann ist das kein Witz, sondern ein Gespräch mit den drei Vorsitzenden von CSU, Frauen-Union und Junger Union. Gemein ist allen Dreien, dass sie heuer ein Jubiläum zu feiern haben:

Vor 70 Jahren, im November 1945, gründeten zwei Frauen und 28 Männer den Kronacher Ortsverband der CSU. Josef Müller war ihr erster Vorsitzender. 52 Jahre später trat Angela Hofmann in die Partei ein. Heute ist sie deren Ortssprecherin.

Vor 52 Jahren, 1963, wurde die Junge Union (JU) in Kronach gegründet, mit dem Ziel gegen die Politikverdrossenheit der Jugendlichen anzukämpfen. 35 Jahre später trat Jörg Schnappauf in die Partei ein, seit zwei Jahren ist er Kreisvorsitzender.

Vor 65 Jahren, 1950, gründete Josefine Alt, damals im Frauenbund engagiert, die Frauenarbeitsgemeinschaft der CSU, die 18 Jahre später in Frauen Union (FU) umbenannt wurde.
33 Jahre nach der Gründung wurde Mathilde Hutzl Mitglied in der FU, seit 2001 ist sie Kreisvorsitzende.

Hutzl ist 68 Jahre alt, und eigentlich würde sie den Vorsitz gerne in jüngere Hände abgeben. Allein es gibt sie nicht. Die größte Herausforderung der Partei für die Zukunft wird sein, jüngere Frauen für Politik zu begeistern. Wie genau das gelingen soll, darauf hat Hutzl nicht wirklich eine Antwort.


Warum die jungen Leute fehlen

Jung im Sinne der FU gilt heute schon, wer um die 40 ist. "Wenn die Kinder älter sind ...", hört Hutzl oft von den Frauen. Neben Elternbeirat und Halbtagsjob bleibe für Politik oft keine Zeit mehr.

Ihr größter Sieg war es, an der Idee der Landesgartenschau in Kronach festzuhalten, sich gegen die Widerstände in der eigenen Partei durchzusetzen: "Ich hab damals Tag und Nacht dafür gekämpft." Sie hat Flyer verteilt, dafür geworben, wo sie konnte. Heute sagt sie, die Landesgartenschau war das Beste, was der Stadt passieren konnte.
Ihre größte Niederlage war, dass sie die Schließung der Grundschule in Neuses vor zwei Jahren nicht verhindern konnten. "Es ist uns nicht leicht gefallen", sagt sie. Andererseits war es damals die einzige Chance, Fördermöglichkeiten zur Renovierung der Lucas-Cranach-Schule zu bekommen. Politik heißt auch Kompromisse machen.
Hutzl und die FU haben als erste die Biogasanlagen befürwortet, haben beim jährlich stattfindenden Internationalen Frauentag schon mal gegen Sextourismus protestiert. Darum sei sie damals in die Politik gegangen, sagt Hutzl, einfach um mitzumischen.

Was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Frauen angeht, da scheint die Junge Union zumindest an einem sonnigen Nachmittag im August schon weiter zu sein als die Frauen Union. An diesem Nachmittag kommt Jörg Schnappauf zum Interviewtermin eine halbe Stunde zu spät - er musste seinen Sohn aus der Kita abholen.
Jörg Schnappauf ist mit seinen 36 Jahren eigentlich schon zu alt für die Junge Union.

Die Deadline für die Mitgliedschaft, sagt er, liege bei 35 Jahren. Da er jedoch erst zum Vorsitzenden gewählt wurde, habe er noch eine Galgenfrist. Danach geht es für ihn in der CSU weiter. Seit er vor 17 Jahren in die Junge Union eingetreten ist, hat er nichts von seinem politischen Elan verloren, dafür hat er an politischem Pragmatismus gewonnen.
Vor 17 Jahren wollte er etwas verändern, hatte den Anspruch, etwas Neues zu machen - wollte eine Disco im Nachtleben und eine große Modekette in der Fußgängerzone.

Die Sachen, das habe er gelernt, sind oft komplizierter. Politik heißt auch pragmatisch zu sein. Heute sagt er, wenn jemand die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten beklagt: "Schaut Euch doch mal das Angebot an, das da ist. Das ist wirklich gar nicht schlecht." Und durch andere Städte könne es eben noch ergänzt werden.
Andererseits: Wer etwas verändern will, muss sich eben politisch engagieren, das geschieht immer seltener - auch bei der JU steht es beim Nachwuchs nicht gerade zum Besten.


Eine Stadt, auf die man stolz ist

Viele junge Leute, sagt Schnappauf, seien heute oft schon so in Schule und Vereinen eingespannt, für politisches Engagement sei da häufig kein Platz mehr. Dazu komme, dass viele schlicht keine Notwendigkeit darin sähen, sich zu engagieren - entweder, weil eigentlich alles gut ist, wie es ist, oder weil sie glaubten, sowieso nichts ändern zu können.

Denen würde Schnappauf gerne sagen, dass man immer etwas bewirken kann, wenn auch manchmal nur im Kleinen. Er habe beispielsweise mit der JU die WLan-Abdeckung vorangebracht, den Impuls für die Veranstaltungshalle in der Kühnlenzpassage und die City Night geliefert. Gerade macht sich die JU für eine Fernbusanbinung in Kronach stark.


Wo die Versäumnisse liegen

Politik heißt auch gestalten, und vor allem in der Lokalpolitik ist da viel möglich - für Angela Hofmann ist das der Reiz. "Ich möchte", sagt sie, "dass die Menschen gerne in Kronach arbeiten und leben". Kronach mache es spannend, Dinge zu erhalten und zu sanieren - das klappt mal besser, mal schlechter.

Wo es momentan noch nicht so klappt, ist bei der Infrastruktur. 150 Kilometer Straßennetz hat der Landkreis - da müsste noch viel mehr hergerichtet werden, "da sind wir hinterher", sagt Hofmann. Eine Lösung für die vielen Leerstände im nördlichen Landkreis sei auch noch nicht in Sicht. Wo der Erhalt hingegen geklappt hat, war, als die CSU den Verkauf der Festung Rosenberg an den Freistaat im Jahr 2007 verhindert hat. Neben dem Tourismuskonzept ist dort das nächste Ziel die Barrierefreiheit. Ein zweiter Eingang über dem Parkplatz soll einen leichteren Zugang zur Festung schaffen. Das Cranach-Erbe erhalten, die Kultur zum Wirtschaftsfaktor machen, das ist ihr Ziel.