Die Temperaturen im Frankenwald sind frühlingshaf, Schnee ist nicht in Sicht. Das fehlende Weiß stellt Land- und Forstwirte im Landkreis Kronach vor Probleme. Der Arbeitsmarkt hingegen profitiert davon.
Der dicke Mantel bleibt im Schrank. Statt Schnee zu schippen, werden die letzten Blätter des Herbstes zusammengefegt. Es ist Winter - doch keiner merkt es. Dieser Dezember mutet eher an wie ein später Oktober oder ein vorgezogener April. So angenehm es ist, nicht schippen zu müssen, ist das frostfreie Klima aber auch mit Problemen verbunden.
Immer wieder pendelt sich die Temperatur um und sogar über der Zehn-Grad-Marke ein. Regen ersetzt den Schnee. Für die Forstwirtschaft hat das gute wie schlechte Seiten. "Das Positive ist, dass es viel geregnet hat", betont der für das Revier Kronach zuständige Förster Christof Maar. "Das war dringend notwendig." So habe die Natur in den vergangenen drei Monaten das Regendefizit des heißen und trockenen Sommers aufholen und ihre Speicher wieder füllen können.
Frost hilft gegen Schädlinge
Dass die Umwelt sogar noch etwas mehr Regen vertragen würde, findet Erwin Schwarz, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Dennoch ist er aus Sicht der Landwirte zufrieden, dass die Niederschläge nach der Hitzeperiode im Sommer eingesetzt haben. Ein Vorteil sei in dieser Hinsicht, dass der Boden jetzt nicht gefroren ist. "Dadurch konnte fast das ganze Wasser reingehen."
Land- und Forstwirte sehen mit der aktuellen Witterung allerdings auch ein Problem einhergehen - die Schädlinge. Für den Borkenkäfer sei gerade das jetzige Klima schwierig, freut sich Maar. Allerdings wirft er seinen Blick auch auf die Schädlinge, die aus wärmeren Regionen eingeschleppt werden. "Ein Borkenkäfer hält es selbst bei minus 30 Grad in der Gefriertruhe aus, aber unter den eingeschleppten Arten sind kälteempfindliche dabei." Daher brauche es im Winter auch Frostperioden.
Schwarz sieht das genauso. Ihm geht es aber nicht um Ungeziefer, das durch Transporte aus fernen Ländern in den Frankenwald gekommen ist. Das Problem der Landwirte sind zurzeit die Mäuse. Von einer regelrechten Plage ist die Rede. Nicht so schlimm wie im Coburger Land, stellt Schwarz fest, doch auch bei uns seien schon Rapsfelder und Wiesen kahlgefressen worden. "Die Mäuse gibt's ohne Ende. Ohne Frost werden wir die nicht loswerden", befürchtet der Burggruber. Auch das Schwarzwild ziehe derzeit seine Kreise. Viele Wiesen seien umgewühlt. Und ohne Schnee sei die Bejagung schwieriger.
Der Landwirt will nicht schwarzmalen, aber er ist überzeugt, dass milde Winter ebenso wie extreme Wettersituationen durch den Klimawandel immer häufiger auftreten werden. So hofft er zwar auf eine Kälteperiode im Januar und Februar, doch fürchtet er zugleich einen zu radikalen Witterungsumschwung. "Das Schlechteste für die Pflanzen wäre ein plötzlicher Temperatursturz von plus zehn auf minus 15 Grad", stellt er fest.
Veränderung auf Arbeitsmarkt
Das Wetter wirkt sich aber nicht nur auf die Natur aus. Auch der Arbeitsmarkt spiegelt die Entwicklung wider. Peter Schönfelder, stellvertretend zuständig für die Pressearbeit der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, erklärt, dass ein milder Winter immer mit einer geringeren saisonalen Arbeitslosigkeit einhergeht. Das liegt seiner Aussage nach vor allem daran, dass Außenberufe länger ausgeübt werden können, die Mitarbeiter in Handwerk und Bau länger beschäftigt bleiben.
Der übliche winterliche Einschnitt auf dem Arbeitsmarkt fällt heutzutage aber ohnehin bei weitem nicht mehr so extrem aus wie in früheren Jahrzehnten. Zum einen trägt laut Schönfelder das Saisonkurzarbeitergeld dazu bei, die Zahl der Entlassungen in der kalten Jahreszeit zu drosseln. Zum anderen ist die Konkurrenzsituation bei den Fachkräften heute eine andere. Schönfelder erklärt: "Die Betriebe können es sich oft nicht mehr leisten, die Fachleute über den Winter freizustellen." Andernfalls liefen sie Gefahr, dass ein Mitbewerber ihnen die guten Kräfte wegschnappe.
Zumindest für die Gesundheit stellt die ungewohnte Weihnachtswitterung kein dramatisches Problem dar, wie der Kronacher Internist Manfred Blinzler betont. "Der Mensch wächst in seiner Klima-Umgebung auf", weist er auf eine gewisse Gewöhnung hin. "Und der Organismus ist sehr anpassungsfähig." Zudem sei es ja keine unübliche Witterung, es handle sich vielmehr um eine zeitliche Verschiebung eines herbstlichen Wetters. Die Feuchtigkeit sei allerdings für Menschen mit Atemwegserkrankungen unangenehm.
Vorbeugen hilft
Generell sollte man nach Blinzlers Ansicht den Körper abhärten. "Raus an die Luft!", rät er. Vor allem den ganzen Tag in staubigen Büros zu sitzen, sei alles andere als gesundheitsförderlich.
Ein weiterer Tipp: Trotz der warmen Witterung die Grippe nicht vergessen. Die Infektionsgefahr sei jetzt nicht niedriger als in einem kalten Winter. "Deshalb sollte man sich impfen lassen", betont Blinzler.