Der Kampf um Fachkräfte im Landkreis Kronach beginnt

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Andreas Engelhardt und seine Mitarbeiterin Carina Maier besprechen das weitere Vorgehen in dem Projekt. Foto: Lisa Kieslinger
Andreas Engelhardt und seine Mitarbeiterin Carina Maier besprechen das weitere Vorgehen in dem Projekt. Foto: Lisa Kieslinger

Firmen im Landkreis Kronach lassen sich immer mehr einfallen, um Arbeitnehmer von ihren Unternehmen zu überzeugen. Doch zieht das wirklich?

Carina Maier steht in einem der Besprechungsräume der Firma Münch Energie in Rugendorf. Tische und Stühle sind aus Holz, und über dem Tresen hängen mehrere Bierkrüge mit eingravierten Namen. "Wir haben uns damals überlegt, wo sich der Oberfranke am wohlsten fühlt. Da sind wir recht schnell auf das Wirtshaus gekommen", erklärt Andreas Engelhardt und lacht. Er ist bei der Firma Münch Energie Vertriebsleiter. Auf einem der Bierkrüge steht auch Carinas Name. "Jeder Mitarbeiter hat da seinen Bierkrug. Ich hab mich gleich zu Beginn richtig aufgenommen gefühlt", erklärt die Wallenfelserin. Sie arbeitet seit Mai in dem Rugendorfer Unternehmen.

Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie viele Jahre unfreiwillig in Nürnberg. "Ich wollte damals eigentlich nicht weg aus der Heimat. Aber ich habe hier keinen Job gefunden", erzählt die 30-Jährige. Anfang des Jahres stieß sie dann auf die Stellenanzeige der Firma Münch Energie, die letztes Jahr vom Freistaat Bayern mit dem Titel "Familienfreundliches Unternehmen" ausgezeichnet wurde.


Wie bekommt man Fachkräfte?

Gratis-Tanken, überdachte Parkplätze, kostenlose Besuche im Fitnessstudio, familiäres Arbeitsumfeld: "Wir haben die Stellenausschreibung bewusst anders gemacht. Man muss sich heutzutage schon abheben, um gute Fachkräfte zu bekommen", erklärt Andreas Engelhardt. Der Fachkräftemangel mache sich auch bei der Firma Münch Energie bemerkbar. "Es ist schwieriger geworden. Man muss sich etwas einfallen lassen", erklärt Engelhardt.

Auch die letzte Stellenausschreibung des Pflege-Teams Kronach sorgte für mächtig Aufmerksamkeit. Mit einer Zeitungsanzeige haben sich die Verantwortlichen auf die Suche nach einer Pflegefachkraft und einem Pflegehelfer gemacht.

Weihnachtsgeld, Chefarztbehandlung, eigenes Dienstfahrzeug und ein unbefristeter Arbeitsvertrag: "Man muss den Fachkräften heute etwas bieten", erklärt Geschäftsführerin Marina Pompe. Und das scheint zu funktionieren: "Wir waren positiv überrascht. Wir hatten einige sehr gute Bewerbungen", erklärt Pompe. In Sachen Fachkräfte könne sie sich nicht beklagen. Beim Pflege-Team Kronach sind nun wieder alle Arbeitsstellen besetzt.


Auf der Suche nach Fachkräften

Laut Olga Saitz, Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Bayern, signalisieren jedoch immer mehr Arbeitgeber, dass sie nur noch schwer qualifizierte Arbeitskräfte bekommen. "Um sich von anderen abzuheben und das Interesse der Bewerber für das Unternehmen als potenzieller Arbeitgeber zu erhöhen, formulieren immer mehr Arbeitgeber individuelle Stellenausschreibungen, die über das Anforderungs- und Tätigkeitsprofil mehr bieten", erklärt Saitz. Laut der Pressesprecherin überlegen sich Unternehmen, was die Arbeit bei ihnen besonders macht oder was den Kandidaten geboten werden kann, das sie bei der Konkurrenz nicht finden.

Dabei gehe es mittlerweile um mehr als ein attraktives Gehalt und vernünftige Arbeitszeiten. "Handy, Firmenwagen, Work-Life-Balance, betriebliches Gesundheitsmanagement - das sind zusätzliche Anreize für einen Bewerber, sich zu bewerben", erklärt Saitz. Schließlich vergleiche auch der Bewerber dahingehend die Firmen. "Am Ende wird die Entscheidung aber individuell getroffen. Wichtig ist, dass das Unternehmen die Versprechungen in der Stellenausschreibung auch einhält", betont Olga Saitz.

Im Gegensatz zum Pflege-Team Kronach ist die Firma Münch Energie derzeit wieder auf Suche nach Mitarbeitern - um genau zu sein nach Monteuren und Elektrikern. Auch hier wählten die Verantwortlichen einen eher untypischen Weg. In der Umgebung wurden große Plakate ausgehängt. "Wer Interesse hat, kann sich die Telefonnummer abreißen und einfach erst einmal anrufen", erklärt Andreas Engelhardt.

Die Hürde für eine Bewerbung soll dadurch niedrig gehalten werden. "Es muss nicht jemand sein, der mehrere Jahre studiert hat. Es ist viel wichtiger, dass jemand will und engagiert ist", erklärt Engelhardt. Auch bei der Suche nach Auszubildenden geht die Firma Münchv ungewöhnliche Wege. "In diesem Jahr haben wir eine Kinowerbung mit Legomännchen gemacht. Damit suchen wir Energierebellen", erklärt Engelhardt. Und dabei sei ganz egal, ob im Außendienst, als Monteur oder Elektriker. Im September fangen dann drei neue Azubis in der Firma an - zwei Elektriker und einer im kaufmännischen Bereich. "Im letzten Jahr haben wir auch über unsere Facebookseite gesucht. Das hat gut funktioniert", erklärt Engelhardt. Es sei wichtig, sich auch in Richtung Social Media weiterzuentwickeln.


Endlich wieder zuhause arbeiten

Carina Maier hat die Stellenausschreibung damals auf der Homepage der Firma gesehen und sich gleich beworben. Danach folgte ein persönliches Vorstellungsgespräch, das für beide Seiten gut verlief. "Wir wählen sorgfältig aus, da wir wollen, dass die Leute, die wir einstellen, längerfristig bei uns bleiben", erklärt Engelhardt.
Carina Maier bereut es keinen einzigen Tag, sich auf die Stelle beworben zu haben. Ganz im Gegenteil: Sie fühlt sich wohl bei der neuen Firma und ist froh, endlich wieder in der Nähe ihrer Familie und ihres Freundes arbeiten zu können.