Der Dekanatskirchentag lockte am Sonntag viele Besucher aus dem ganzen Landkreis auf das Landesgartenschaugelände.
Egal ob Jugendliche auf Fahrrädern, Familien mit kleinen Kindern oder Rentner - auf dem Weg zum Landesgartenschaugelände begegnete man am Sonntag den verschiedensten Menschen. Und auch auf dem LGS-Gelände ändert sich das Bild nicht. Kinder sprayen auf eine extra dafür aufgebaute Wand verschiedene Zeichen, einige Besucher lauschen auf der Seebühne einem Gospelchor und andere schauen sich an den Informationsständen um oder essen etwas. Der Dekanatskirchentag hatte unter dem Motto "Gerne evangelisch" so einiges zu bieten.
Das Leben im Hamsterrad
Am Vormittag begann er mit einem Festgottesdienst. Pfarrer Wolfgang Simon blickte in seiner Predigt kritisch auf die Leitungsgesellschaft. Überall, ob im Job oder in der Familie, müsse es immer Steigerungen geben. Man habe das Gefühl ständig an der Grenze der Leistungsfähigkeit zu arbeiten. Mit der riesigen Auswahlmöglichkeit im Leben, sei die Zahl der Lebensoptionen explodiert. So schön dies sei - gleichzeitig wachse die Angst, sich für das Falsche zu entscheiden: "Den einen Lebenspartner zu finden, wird zur Qual, wenn zu Wahl tausend Vorschläge einer Partnerbörse stehen", so Simon. Er vergleicht das mit einem Hamsterrad: Es drehe sich immer und doch komme man nie ans Ziel. Weiterlaufen müsse man jedoch trotzdem, selbst, wenn man nicht mehr kann.
Der aus Kronach stammende Pfarrer ist ein wahrer Lutherkenner. Die Übersetzung der Bibel durch Luther sei die größte Kulturleistung der deutschen Geistesgeschichte gewesen und habe die Welt verändert. Zum Beispiel im Bereich der Bildung: Vor der Reformation waren 90 Prozent der Deutschen Analphabeten. Da Luther wollte, dass jeder die Bibel lesen kann, hat er Schulen eingerichtet. Als die Menschen dann lesen konnten, wollten sie mitdiskutieren und entscheiden - ein Emanzipationsschub, den die Reformation geliefert hat.
Die Reformation habe nicht nur die Kirche verändert, sondern auch die Welt. "Deswegen, liebe Evangelische, haben wir die Reformation nicht gepachtet, sie gilt, wie die Liebe Gottes, allen Menschen", so Simon.
In ihrer Begrüßung lud Dekanin Dorothea Richter alle ein, im Jahr des Reformationsjubiläums gemeinsam zu feiern. "Wir erinnern uns gerne an das Erbe Martin Luthers, ohne seine Schattenseiten zu ignorieren", betonte die Dekanin. Zudem müsse man sich über die Neuentdeckung des Evangeliums durch Luther und die seitdem mögliche Gewissensfreiheit gegenüber mächtigen Institutionen freuen. "Das halten wir für wegweisend bis in die Gegenwart", so Richter.
Vom Konflikt zur Gemeinschaft
Das diesjährige Reformationsjubiläum stehe, anders als die vorherigen, ganz im Zeichen der Ökumene. Der Weg der beiden großen Kirchen führte vom Konflikt zur Gemeinschaft.
Besonders freute sich die Dekanin, dass auch die historischen Gruppen vom Stadtspektakel am Gottesdienst teilnahmen. Wolfgang Eckert-Hetzel, der beim Historischen Stadtspektakel Lucas Cranach darstellt, wies auf die besondere Beziehung Cranachs zu Luther hin. Dass die Reformation ein Gesicht bekommen habe, sei Lucas Cranach zu verdanken.