Die Initiative "Deckel drauf" sammelt Deckel und bekämpft damit Kinderlähmung. Auch in Kronach haben sich Unterstützer gefunden und ziehen Bilanz.
Eine Plastikflasche kann Krankheiten heilen - zumindest indirekt. Denn statt die Flasche als Ganzes einfach in den Pfandautomaten zu stecken, kann man auch vorher ihren Verschluss abschrauben und etwas Gutes tun. Nämlich dann, wenn die gesammelten Deckelchen in einer der Sammelstellen der Initiative "Deckel drauf" landet. Mit deren Verkaufserlös werden Schluckimpfungen gegen Polio für Kinder in der dritten Welt finanziert. Seit Juli gibt es auch in Kronach dazu eine Helfergruppe, die überwältigt eine erste Bilanz pünktlich zum Weltpoliotag am 28. Oktober zieht.
"Der Eifer in der Bevölkerung ist unglaublich. Das hat mich wirklich überrascht", sagt Anne Spoerl, Präsidentin des Rotary Clubs Kronach, der die Initiative mit unterstützt. Die Kronacher haben im ganzen Landkreis bisher über eine halbe Tonne an Verschlüssen gesammelt - oder knapp 150 000 Deckel.
Damit können fast 300 Kinder gegen Polio geimpft werden, rechnet Klaus Stengl vor.
Rasante Verbreitung in Kronach
Er hatte die Idee, die bundesweit agierende Initiative auch von Kronach aus zu unterstützen. Nachdem er einen Fernsehbeitrag über "Deckel drauf" gesehen hatte, dachte er: "So etwas müsste man doch auch in Kronach schaffen. Das kostet nichts, außer Engagement", erzählt Stengl.
Unterstützung für sein Vorhaben erhielt er etwa vom Landkreis, dem Rotary Club und der Kronacher Stadträtin Marina Schmitt. Mittlerweile haben einige Schulen, Kindergärten und Unternehmen Sammelstellen eingerichtet. Die mit Plastikdeckeln gefüllten Säcke holen Stengl und seine Helfer ab und bringen sie nach Birkach. "Die Aktion hat sich schon bis nach Wallenfels verbreitet. Unsere Transportwege sind ganz schön lang geworden", freut sich Stadträtin Schmitt.
Transportiert werden die Deckel dann von Birkach aus in eine Wiederverwertungsanlage. "Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Wochen die erste Lkw-Ladung abgeholt werden kann", sagt Stengl. Die Ladung wird dann an Recyclingbetriebe verkauft und der Erlös daraus kommt über die Rotary Club Kampagne "End Polio Now" der "Global Polio Eradication Initiative" zugute. Von dem Geld werden Schluckimpfungen finanziert, die der Krankheit vorbeugen.
Insgesamt 19 öffentliche und 20 nicht-öffentliche Sammelstellen gibt es bereits in Kronach (siehe Infokasten). Der Landkreis hat für sie grüne Tonnen oder kleine Eimer zur Verfügung gestellt.
Pfand gibt's trotzdem zurück
Stengl erklärt noch das Wichtigste für Sammler: Sie sollten nur Hartplastikverschlüsse sammeln. Diese sind auf den meisten Getränkeflaschen, aber etwa auch auf Zahnpastatuben geschraubt.
Und natürlich nimmt der Pfandautomat die Plastikflaschen auch ohne ihren Verschluss an.
Polio - auch Kinderlähmung genannt - gilt in Deutschland seit 1992 als ausgerottet. Weltweit existiert die Krankheit nur in wenigen Gebieten, wie etwa Nigeria, Pakistan oder Afghanistan. Sie befällt meist Kinder unter fünf Jahren, die dann an Behinderungen leiden und oft durch Atemlähmung sterben.
Öffentliche Sammelstellen
KronachHauptsammelstelle Wertstoffhof, Birkach
Gasthaus "Frische Quelle"
Holly's Cinemabar - Kettelerhaus
Café Kitsch - Pommes & Fritz
Löwen-Apotheke
Fränkischer Tag
Neue Presse
Gasthaus Desera, Friesen
Sammelstelle Friesen, Grüne Au 40
Stern-Apotheke
Süd-Stern-Apotheke
Im LandkreisMüllers Backhaus, Filialen in
Stockheim, Friesen, Küps, Steinbach, Lichtenfels
Getränkemarkt Christine, Weißenbrunn
Steffis Getränkeshop, Wallenfels
Coburger Bratwurst Hopf, Küps
KontaktKlaus Stengl:
Tel.:09261/53691
Mobil:0151/55605200
Email:
deckel-draufkronach@email.de