Das Glasmachen liegt im Blut

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Foto: Michael Gründel
Foto: Michael Gründel

Die Rohstoffe sind eigentlich überall verfügbar: Quarzsand, Kalkstein, Soda und Tonerde. Und doch macht Heinz Glas dieses Produkt zu etwas Besonderem. Der neuste Trend: Glas, das aussieht wie Metall.

Glas ist für Carl-August Heinz mehr als nur sein Beruf - es ist seine Berufung. Schon seit 14 Generationen ist der Name Heinz untrennbar mit der Glashütte in Kleintettau verbunden. Und trotzdem war es nie die technische Seite, die den Chef des Unternehmens interessiert hat, sondern eher die betriebswirtschaftliche. Deshalb hat er BWL studiert und Diplom-Kaufmann abgeschlossen. Kein Nachteil für das Unternehmen! Als Kaufmann brachte Carl-August Heinz, der die Firma nach dem frühen Tod seines Vaters Adolf als Alleingeschäftsführer übernommen hat, das Unternehmen voran.

"Glas liegt immer im Trend - schon seit 5000 Jahren", ist sich Heinz sicher, dass auch Kunststoff und andere Verpackungsmaterialien nicht an das Traditionsmaterial heranreichen. Das liegt seiner Ansicht nach an den Vorteilen, die nur Glas bietet: Es ist absolut dicht, neutral und geht mit dem Inhalt keinerlei Reaktionen ein.
Aus der Hütte, die einst vom Markgrafen die Produktionsgenehmigung bekommen hat, ist ein moderner Industriebetrieb geworden. 150 Tonnen Schmelze täglich in drei Wannen lassen mehr als 150 Millionen Flaschen jährlich allein in Kleintettau entstehen. In der gesamten Heinz-Gruppe existieren fünf Standorte in Deutschland, weitere Unternehmen in Polen, in der Schweiz, in Tschechien, China sowie Nord- und Südamerika.

Natürlich gibt es auch bei der Glasmacherei Trends - vor allem im Design und in der Veredelung. "Wir haben jedes Jahr 300 Neuentwicklungen, aber das ist in jedem Land anders", erklärt Heinz. Er erzählt von kleinen, verspielten Formen in Japan. In Europa sind noch gängige Flaschen und Flakons modisch. In den USA ist fast alles erlaubt - Hauptsache auffällig. Die Fläschchen, die Heinz in Tettau herstellt, sind weltbekannt: Die Palette reicht von 4711 über Marken wie Diesel, Lacoste und Marc O'Polo bis hin zu Biotherm und Luxus-Parfüms, bei denen die Flakons schon eher an kleine Kunstwerke als an einfache Flaschen erinnern.

Generell sei jede Veränderung der ursprünglichen Tropfenform schwierig und müsse genau durchkalkuliert werden, sagt Heinz. Da gebe es Flaschen ohne Boden, Flaschen mit extrem dicken Böden, die nicht unbedingt immer unten sein müssen, Flaschen mit weit ausgezogenen Schultern. "Auch so etwas ist nicht einfach", erklärt Heinz.
Generell kann man seiner Ansicht nach vielleicht einen Trend ausmachen: Glas, das aussieht wie Metall, ist derzeit neu. Und die Metallisierung ist eine technische Herausforderung, vor allem, wenn sie noch mit einer Lasergravur einhergehen soll.

Natürlich ist der Geschäftsführer des Kleintettauer Unternehmens stolz, wenn einer seiner Flakons einen Preis bekommt. Doch es sind auch Flaschen, die jeder kennt, die den Unternehmer stolz machen: So hat bereits sein Urgroßvater die Opalglasflasche für Odol entwickelt. Und das ist keine Leichtigkeit, da das milchweiße Opalglas sehr diffizil in der Herstellung ist. Es erfordert bestimmte Mischungen, und beim Schmelzen toleriert es nur einen geringen Temperaturbereich. 50 Jahre lang fertigte der Urgroßvater des heutigen Heinz-Chefs die Flaschen, dann ging der Auftrag an einen Mitbewerber - und kam zurück. "Jetzt hoffe ich, dass wir den Auftrag wieder für die nächsten 50 Jahre behalten - oder länger", sagt Heinz.

Mehr als 60 Auszubildende
Derzeit hat das Unternehmen Heinz in Kleintettau mehr als 60 Auszubildende. Die Tendenz, dass alle übernommen werden, sei gut, so der Geschäftsführer. "Wir merken den Fachkräftemangel schon. Der Radius, aus dem der Kreis der Bewerber kommt, wird immer größer. Aber trotzdem haben wir noch guten Zuspruch, und die meisten kommen aus der Region", erklärt Heinz.

Neben der ständigen Weiterentwicklung der Produkte liegt dem Unternehmer allerdings auch die Region am Herzen. Deshalb kämpft Carl-August Heinz seit Jahren für eine Verbesserung der Standortbedingungen. Er hat eine gemeinnützige Stiftung für die Förderung von Erziehung, Volks- und Berufsbildung, Natur-, Umwelt- und Tierschutz in der Heimatregion gegründet.

Derzeit allerdings arbeitet Heinz mit Hochdruck an der nächsten Stufe des Europäischen Flakonglasmuseums, das die Glasbewahrer ins Leben gerufen haben. Und das wird durch eine beeindruckende Parfümflakonsammlung einer Münchnerin bereichert. Im August wird dieser Bereich für Besucher geöffnet. Doch den nächsten Ausbauschritt hat der Unternehmer auch schon in petto: Das Museum soll mit einer Plattform ausgestattet werden - und von der aus sollen Besucher einen Blick in die Produktion bekommen. "Denn die Glasherstellung ist ein faszinierendes Thema", schwärmt Heinz.