Am Donnerstag wurde vor dem Kronacher Asylbewerberheim ein Lern- und Aufenthalts-Container eingeweiht. Die Initiative dafür ging von den Eheleuten Peter Witton und Christine Witton aus"Das blaue Zimmer" hilft Flüchtlingen beim Deutschlernen.
"Das blaue Zimmer" - in blauen Buchstaben prangt diese Aufschrift auf dem Schild außen am Container. Im einfach eingerichteten, aber gemütlich wirkenden Raum "erstrahlen" dann auch die meisten Einrichtungsgegenstände in einem leuchtenden Blau: blaue Stühle, eine blaue Couch, ein blauer Teppich, eine blaue Tischdecke. An den Wänden hängen Weltkarten. Auch eine kleine "Schultafel" gibt es.
"Das blaue Zimmer" soll ein Unterrichtsraum für den Deutschunterricht sein, aber auch ein Begegnungsraum für den kulturellen Austausch werden", erklärte Peter Witton beim kleinen Festakt, zu dem er insbesondere Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft, in der Flüchtlingsarbeit engagierte Helfer wie auch Sponsoren des schönen Projekts begrüßen konnte.
Elmar Jonas von der Migrationsberatung des Diakonischen Werks, der ebenfalls anwesend war, und die Dekanin Dorothea Richter hätten sich schon lange einen solchen Raum in einem der beiden Wohnheime gewünscht. Dies habe sich aber trotz aller Bemühungen nicht verwirklichen lassen. "Der direkte Anlass für die jetzige Lösung ist meine Frau. Sie gibt seit einigen Jahren Deutschunterricht für die Flüchtlinge im Kloster in einem Raum, der nur sehr begrenzt zur Verfügung steht", erzählte Witton, der sich diesbezüglich auch bei der Gemeinschaft vom Kloster für ihr Entgegenkommen bedankte.
"Wunsch ging in Erfüllung" Bei einem Besuch in Coburg habe seine Frau erlebt, welche Vorteile ein Raum direkt in der Unterkunft habe. Beim diesjährigen Melchior-Otto-Tag in Kronach habe er dieses Problem angesprochen.
"Drei Tage später kam ein Anruf mit einer riesigen Überraschung für uns beide. Unser Wunsch ging in Erfüllung", strahlte er und bat in diesem Zusammenhang Winfried Lebok und dessen Ehefrau nach vorne.
Winfried Lebok vom Architektenbüro Lauer und Lebok habe den Flüchtlingen einen Bauaufsichts-Container für drei Jahre zur Benutzung angeboten. Ermöglicht hätten dies seine guten Beziehungen zur Baufirma Brockardt, die den Container zur Verfügung stellte, sowie zur Firma Angermüller, die ihn mit einem Riesenkran platzierte. Witton dankte allen, die zur nicht ganz einfachen Verwirklichung des Projekts wie auch zur kleinen Feier beigetragen hätten - nicht zuletzt auch der Stadtverwaltung, die den Standort des Containers ermöglichte. Gemeinsam sei man so seinem großen Wunsch einer "Willkommenskultur" ein Stück weit näher gekommen.
"Wir haben etwas Vorarbeit geleistet, jetzt aber muss dieser Raum mit Leben erfüllt werden", wünschte er sich.
"Sehr ungewisse Zukunft" Um den derzeitigen Herausforderungen gerecht zu werden, habe sich mittlerweile der Arbeitskreis Asyl neu formiert. Dies werde mit sehr viel Kompetenz durchgeführt. Abschließend appellierte er: "Wir bitten alle Kronacher, sich nach ihren Möglichkeiten an diesem kulturellen Austausch zu beteiligen." Laut Kronachs Zweiter Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) hätten die Kriegsflüchtlinge ein schweres Schicksal zu erleiden. Sie hätten ihre Heimat und ihr Zuhause verloren, bis sie schließlich in Europa, Deutschland und nunmehr in Kronach angekommen seien. "Ihre Zukunft ist sehr ungewiss. Viele wissen nicht, wie es weiter geht", bedauerte sie.
Um einen Anfang zu machen, seien Kontakte, Wissen und Sprache wichtig - als wichtige Voraussetzung, um sich zurecht zu finden und um Arbeit zu finden. Für den Lern- und Aufenthaltscontainer habe die Stadt Kronach gerne das Grundstück überlassen. Sie dankte den Eheleuten Witton, die mit dem Hospizverein Kronach die Notwendigkeit erkannt und gehandelt hätten sowie all ihren Unterstützern - insbesondere auch den beiden Kirchen.
Mit ausgewählten Worten erbaten Regionaldekan Thomas Teuchgräber und Dekanin Dorothea Richter den Segen Gottes für den Raum sowie für alle, die diesen nutzten. Gott möge, so der Regionaldekan, den Flüchtlingen, die mit großer Hoffnung gekommen seien und nun ein schwieriges Asylverfahren durchliefen, viel Kraft schenken. Durch das Erlernen der Sprache möge auch das kulturelle Verständnis wachsen. Willkommenskultur sei - laut der Dekanin - ein großes Wort.
Dazu trage auch der Raum bei, in dem man nicht nur lernen, sondern auch spielen, singen und miteinander reden könne.
Beim Lernen der schwierigen Sprache Deutsch wünschte sie allen einen unendlich langen Geduldsfaden. Abschließend sagte Teuchgräber noch ein besonderes Geschenk zu. So werde er in der nächsten Woche einen Tischkicker für die Flüchtlinge vorbeibringen.
"Noch weitere Probleme" Stellvertretend für alle Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft bedankte sich Michael bei allen Helfern - insbesondere bei Christine und Peter Witton. "Eines unser Probleme ist die deutsche Sprache. Sie ist wichtig für unsre Zukunft", zeigte er sich sicher. Man habe aber noch weitere Probleme. Die Bewohner seien aus unterschiedlichen Ländern und aus unterschiedlichen Gründen aus ihrer Heimat geflohen.
"Wir sind schwarz und weiß. Aber wir sind zuerst Menschen und wir brauchen Hilfe", appellierte er. Menschen, die sich für ihre Probleme interessierten, könnten zu ihnen kommen und man werde ihnen davon erzählen.
An den "offiziellen Teil" schloss sich ein gemütliches Beisammensein an. Das THW Kronach lieferte hierzu das Zelt und Biertische. Die Brauerei Kaiserhof stellte Getränke zur Verfügung, das Autohaus Vetter beteiligte sich an der Verköstigung. Für die musikalische Umrahmung sorgte Hilmar Bauerfeind am Klavier, unterstützt von Percussion-Instrumenten, auf denen sich alle Gäste erproben konnten.