Studierende äußern Skepsis gegenüber dem Lucas-Cranach-Campus.
Vom ersten Gedanken an einen Lucas-Cranach-Campus bis zur Ankündigung seines Starts (vorgesehen für 2021) vergingen Jahre. Es wurde diskutiert, geplant und in Zeitungsartikeln über alle grundlegenden Entwicklungen informiert. Das Projekt ist eingetütet. Trotzdem bringt nun ein Schreiben einen sehr skeptischen Tonfall in die finalen Vorbereitungen. Der Absender: die Studierendenvertretung aus Coburg. Ihre Hochschule will sich am Kronacher Campus einbringen.
Die vier Unterzeichner gestehen ein, dass in Coburg an beiden Hochschulcampi Raumnot herrscht. Sie zeigen sich auch offen für neue Wege bei der Zukunftsausrichtung ihrer Bildungsstätte. Und sie meinen, dass das Kronacher Konzept - eine Partnerschaft mit verschiedenen Hochschulen - Begegnung und Austausch fördern kann.
Zweifel am Standort
Dann kommt das dicke Aber: "Die Stadt (Kronach; d. Red.) ist auf eine nennenswerte Zahl neuer Studierender nicht eingestellt", heißt es in dem Schreiben. Gleichzeitig und -rangig mit der Einrichtung der Studiengänge müsse die Infrastruktur ausgebaut werden.
Die konkreten Forderungen: bezahlbarer Wohnraum für die Studenten, gute Verkehrsanbindungen, eine schnelle Verbindung zwischen Coburg und Kronach, Ausbau des ÖPNV, Förderung von Gastronomie und Freizeitangeboten, Ausbau des Breitband-Internets, Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf.
Über Brieg nicht geärgert
Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU), die Triebfeder der Kronacher Hochschulprojekte, zeigt sich auf Nachfrage des Fränkischen Tags interessiert am Schreiben der Studierenden. "Ich habe mich keine Sekunde über diesen Brief geärgert", betont er. Ein ehrlicher, konstruktiver Brief sei ihm allemal lieber als irgendwelche Dinge, die hinter dem Rücken das Projekt torpedieren. Die kritischen Stimmen seien berechtigt und inhaltlich richtig, lobt er das Anliegen der jungen Leute, konstruktiv an dem Campus-Gedanken teilhaben zu wollen.
Für die handelnden Politiker sei es wichtig, dass es Menschen gibt, die ihnen auch einmal den Spiegel vorhalten. "Aus diesem Holz ist das Führungspersonal Deutschlands geschnitzt", bescheinigt er den Studierenden, menschlich auf einem richtigen Weg zu sein.
Er selbst räumt den Fehler ein, die Studierendenvertretung im Zuge der Vorbereitungen nicht auf dem Schirm gehabt und sie nicht direkt einbezogen zu haben. "Ich möchte ein zeitnahes Treffen", erklärt er, dies nachholen zu wollen. Das hatte Mitorganisator Hans Rebhan nach eigener Aussage bereits vergangenen Samstag gegenüber einem der Unterzeichner angeregt. Baumgärtner wünscht sich zusätzlich eine Funktion für die Studierendenvertretung innerhalb der Campus-Stiftung.