Christiane Treuner in Männerdomäne

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Reinhard Schmitt und Christiane Treuner, die von dem Feldgeschworenen-Obmann in das Ehrenamt eingewiesen worden ist. Foto: Karl-Heinz Hofmann
Reinhard Schmitt und Christiane Treuner, die von dem Feldgeschworenen-Obmann in das Ehrenamt eingewiesen worden ist. Foto: Karl-Heinz Hofmann
Reinhard Schmitt und Christiane Treuner Foto: Karl-Heinz Hofmann
Reinhard Schmitt und Christiane Treuner Foto: Karl-Heinz Hofmann
 

Die Ludwigsstadterin und gelernte Dachdeckerin ist die erste Siebenerin im Landkreis Kronach.

Christiane Treuner aus Ludwigsstadt ist die erste Frau im Landkreis Kronach, die das Ehrenamt einer Feldgeschworenen angetreten hat. Die gelernte Dachdeckerin steht ihren Mann unter der eingeschworenen Männerriege und ist eine Bereicherung für die sogenannten Siebener in Ludwigsstadt. Die erste Siebenerin im Landkreis Kronach hat zugleich die Ehre, von einem der ältesten in diesem verantwortungsvollen Ehrenamt eingewiesen zu werden. Reinhard Schmitt (genannt Tui) ist mit über 81 Jahren Lebensalter schon 54 Jahre im Ehrenamt als Feldgeschworener und hat somit schon alle möglichen Überraschungen und Dispute in Sachen Grenzfeststellung und Grenzbestimmung erlebt.


"Keine zehn in ganz Oberfranken"

Es ist ein Ehrenamt auf Lebenszeit. Seit den 1980er-Jahren ist der Weg zum Feldgeschworenen auch für Frauen frei, was vorher Jahrhunderte nur Männern vorbehalten war. Trotzdem sind es auch nach über 30 Jahren noch immer sehr wenige Frauen, die sich dieses Ehrenamtes annehmen. Detlef Arnold, Leiter im Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Kulmbach, zu dem auch die Außenstelle Kronach gehört, erklärte, dass es in ganz Oberfranken wohl keine zehn Frauen im Ehrenamt des Feldgeschworenen gibt. Auf jeden Fall könne man sie an zwei Händen abzählen.
Christiane Treuner ist die Arbeit in Männerdomänen gewohnt. Sie erlernte den Beruf des Dachdeckers und ist schon in über 25 Metern Höhe im Einsatz gewesen, was aber auch nicht so häufig sei. Inzwischen aber übe sie den erlernten Beruf nicht mehr aus. Es sei in diesem Beruf schwer, als Frau eine Arbeitsstelle zu finden, sagt sie.
"Weil mir aber Arbeit an frischer Luft und auch mit entsprechender Bewegung gefällt, stieß ich auf das Ehrenamt der Feldgeschworenen. Außerdem interessiere ich mich für die Fluren in der Heimat. Ich war sehr neugierig, wie das alles funktioniert und wollte das Ganze Getue ums Marksteinsetzen einfach genauer wissen." Reinhard Schmitt führte sie in das Siebener-Geheimnis ein und lernte ihr den Umgang mit Fluchtstab, Bandmaß und Senklot, einige der wichtigen Werkzeuge der Feldgeschworenen. Feldgeschworene wirken bei der Abmarkung von Grenzen mit, achten auf die Erhaltung der Grenzzeichen, überwachen den Zustand derselben und nehmen Grenzbegehungen vor. "Einmal Siebener, immer Siebener", das kennt vor allem Obmann Reinhard Schmitt in Ludwigsstadt.


"Siebenergeheimnis"

Der Begriff Siebener kommt daher, weil ursprünglich eine Gruppe von meist sieben Personen in der Gemeinde zur Regelung und Bestimmung von Grundstücksgrenzen eingerichtet wurde. Als Mindestzahl heute werden vier Personen gefordert. Reinhard Schmitt hebt die Bedeutung dieser Amtsausführung hervor. Von besonderer Bedeutung ist das "Siebenergeheimnis", eine von Gemeinde zu Gemeinde verschiedene, vor allem in Franken althergebrachte Methode, um festzustellen, ob Grenzzeichen in ihrer Lage unversehrt sind. Die modernen Vermessungsverfahren erlaubten zwar eine zentimetergenaue Wiederherstellung von Grenzpunkten, das "Siebenergeheimnis" werde dennoch traditionsgemäß bewahrt. In einer Dienstordnung aus dem Jahre 1868 heißt es hierzu: "Die Wahl der zum Belegen der Grenzsteine zu verwendeten Gegenstände ist dem Ermessen der Feldgeschworenen anheim gegeben, welche hierüber das strengste Stillschweigen zu beachten haben. Gemäß dem abgelegten Eid haben sie das Geheimnis lebenslang zu bewahren." Darauf hat Schmitt auch seine weibliche Unterstützung, Christiane Treuner, eingeschworen. Siebener seien die Hüter der Grenzsteine.


Was machen Siebener?


Grenzzeichen
Siebener wechseln defekte Steine aus, setzen ausgeackerte Steine neu und werden tätig, wenn Grenzzeichen gesichert werden müssen. Dank ihrer Ortskenntnis können sie aber auch zum Mittler zwischen Bürger und Behörden werden.

Grundregeln Die Siebener müssen zahlreiche Grundregeln kennen und einhalten. Eine davon ist, stets das Vier-Augen-Prinzip einzuhalten. Deshalb wird nie ein Feldgeschworener alleine tätig.
Protokoll Außerdem wird vermieden, dass ein Siebener tätig wird, wenn er in irgendeiner Weise selbst betroffen ist. Großer Wert wird auf das Abnahmeprotokoll gelegt, das letztlich zu einem wichtigen Dokument, ja sogar zur Urkunde wird. Nur wenn alle Beteiligten bei einer Grenzfestlegung vertreten und sich einig sind und die Grenze nicht verweigern oder bestreiten, ist die Abmarkung der juristisch gültige Verwaltungsakt, weiß der Ludwigsstädter Obmann und Alt-Siebener Reinhard Schmitt.