Vor 15 Jahren erfuhr Carol Jakob von einem tennisballgroßen Tumor in ihrem Körper. Doch als sie nach der schweren Operation erwachte, schöpfte sie wieder neuen Mut.
Acht Tage musste Carol Jakob warten, bis man ihr den bösartigen Tumor entfernte. Acht Tage fürchtete die damals 40-Jährige um ihr Leben. Die Diagnose Eierstockkrebs erhielt Carol Jakob vor 15 Jahren bei einer Voruntersuchung im Krankenhaus. Dabei schickte sie ihre Frauenärztin wegen einer Zyste dort hin. Schnelle Sache, ambulante Operation. Aus der schnellen Sache wurde die schlimmsten Tage ihres Lebens.
"Ich war vorher noch nie im Krankenhaus", erklärte Carol Jakob. Der Termin war eher lästig für sie, hatte sie doch ihre Schwiegermutter zu pflegen. Im Krankenhaus teilten ihr die Ärzte mit, was sich wirklich in ihrem Körper befand: ein Tumor so groß wie ein Tennisball. Der Schock ergriff sie wie ein Schlag. "In der Kabine brach ich zusammen und heulte nur noch", erinnert sich Carol Jakob.
Die Ärzte konnten sie nicht beruhigen.
"Das passiert doch immer nur anderen, aber doch nicht mir!" Davon war Carol Jakob bis dahin überzeugt.
Zu 100 Prozent vererbt Der Krebs soll zu 100 Prozent vererbt worden sein. Die Friesenerin erinnerte sich, dass ihre Tante und ihre Oma an Eierstockkrebs gestorben sind. Die mütterliche Seite ihrer Familie stammt aus England. Kurz nachdem Carol Jakob geboren wurde, verstarb ihre Mutter infolge einer Herzerkrankung. Als Carol Jakob vier Jahre alt war, ging ihr Vater mit ihr und ihren zwei älteren Geschwistern nach Deutschland zurück.
Acht Tage vergingen zwischen Diagnose und Operation, denn der behandelte Arzt nahm einen Brückentag, ein verlängertes Wochenende. Carol Jakob war sich sicher, dass sie die Operation nicht überleben würde. Die Ärzte wollten sie über den Eingriff informieren, doch Carol Jakob weigerte sich, ihnen zuzuhören.
"Ich wollte nicht aufgeklärt werden."
Irgendwie war sie froh, als sie endlich operiert wurde, beschreibt Carol Jakob. Endlich tat sich etwas. Auch wenn es vielleicht ihren Tod bedeutete. Die Ärzte entfernten ihr während der stundenlangen Operation die Eierstücke, Gebärmutter und Lymphknoten im Leistenbereich - und dann erwachte Carol Jakob.
Familie gab ihr Kraft "Ich fühlte mich gut, wie von Gott berührt. Er wollte nicht, dass ich sterbe." Sie hatte die Operation überlebt und bekam neuen Lebensmut. Ihr Mann und die Familie gaben ihr Kraft.
Im Krankenhaus besuchten sie die Leiterinnen der Selbsthilfegruppe "nach Krebs", die der Bayerischen Krebsgesellschaft angeschlossen ist. Die Beiden erzählten von Menschen, die auch 20 Jahre nach der Krebsdiagnose weiterleben.
Krebs ist kein Todesurteil.
Als Carol Jakob das klar wurde, lernte sie, mit ihrer Krankheit zu leben. "Sie haben mir so viel Mut gegeben, den wollte ich weitergeben. Es ist wichtig darüber zu sprechen und zu zeigen, dass es nach der Diagnose auch weitergehen kann."
Vertrauen in ihre Ärztin Dann kam die Chemotherapie. "Das Wichtigste ist, dass man Vertrauen zu den Ärzten hat", erklärt Carol Jakob und schätzt die Arbeit von Dr. Martina Stauch sehr. Die Chemotherapie war eine riesige Belastung. "Es war ein furchtbares Gefühl. Als liefen 1000 Ameisen durch den Körper. Ich habe mich schlapp gefühlt und war nur gelegen." Ihre Haare fielen aus. "Manchmal war ich von 9 bis 17 Uhr in der Praxis", erinnert sie sich. Die Feinmotorik in den Händen bereitet ihr seither Probleme.
Doch die Zeit ist nicht nur mit Schmerzen verbunden. Nicht selten schallte lautes Lachen aus dem Raum der Krebspatienten.
"Wir waren eine Gemeinschaft, gaben uns gegenseitig Tipps. Das hat sehr gut getan."
Doch der Tod war nicht zu ignorieren. Auch noch heute berühren sie die Erlebnisse dieser Zeit. Carol Jakob erinnert sich noch an einen jungen Mann. Ein paar Wochen zuvor hatten sie gemeinsam gelacht, dann kam er nicht mehr zur Therapie. Er hatte den Kampf verloren.
Engagiert und glücklich Carol Jakob wünschte sich immer ein Kind. "Nach der Krebsdiagnose war es eindeutig." Ein weiterer Schicksalsschlag. Doch sie gab nicht auf und fand vieles andere, was sie erfüllte.
Vor vier Jahren hat sie die Leitung der Selbsthilfegruppe übernommen.
Die Frührentnerin engagiert sich außerdem noch als Seniorenbeauftragte in der Katholischen Arbeiterbewegung und ist seit wenigen Tagen kommissarische dritte Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen Krebs".
Einer ihrer Neffen nahm sie vor ein paar Jahren mit nach England. Hier fand sie endlich ihre Wurzeln, besuchte das Grab ihrer Mutter. "Es war wohl mein innerlichster Wunsch. Es machte mich ruhiger und gelassener." Ihre Krankheit machte sie zudem sensibler. Carol Jakob merkt, dass sie ihre Grenzen mittlerweile schneller erreiche als früher.
Wenn sie zu den Kontrolluntersuchungen muss, steigt immer wieder die Angst, dass der Krebs zurück ist. Doch Carol Jakob kämpft weiter und möchte jeden Tag genießen. Ein Freund habe ihr kürzlich einen Spruch gesagt, der sie sehr bewegt hat. "Sei gut zu dir, solange du dich noch hast."