Caritas Sozialstation in Kronach feiert 40-jähriges Bestehen

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Christine Setale (rechts) war die erste weltliche Pflegerin in Kronach. Mit Caritas-Kreisgeschäftsführerin Cornelia Thron blickt sie zurück. Foto: Corinna Igler
Christine Setale (rechts) war die erste weltliche Pflegerin in Kronach. Mit Caritas-Kreisgeschäftsführerin Cornelia Thron blickt sie zurück. Foto: Corinna Igler

Die Sozialstation der Caritas in Kronach war die erste Bayerns. Am Donnerstag feiert sie 40-jähriges Bestehen. Mit dabei ist Christine Setale, die fast von Anfang an dazugehört.

Christine Setale blättert die Zeitungsausschnitte durch, die fein säuberlich aufgeklebt sind. "Das ist Schwester Beata", zeigt sie auf ein Bild. "Und das Schwester Aloisia. Und das, das ist Schwester Adelindis. Ihren alten Käfer hab' ich bekommen." Christine Setale lächelt, ihre Augen strahlen. Die schönste Zeit sei das damals gewesen. Damals ist 1977.

Christine Setale, die zu der Zeit noch Fleischmann hieß, war die erste weltliche Altenpflegerin der Caritas in Kronach. Zusammengearbeitet hat sie mit vier Ordensschwestern: Schwester Beata, die sie zu dem Beruf gebracht hat, Schwester Aloisia, Schwester Adelindis und Schwester Augustine. Und mit Maria Schreiber hat es auch noch eine Familienpflegerin gegeben.

Drei Jahre bevor Christine Setale ihr Anerkennungsjahr in der Sozialstation der Caritas begonnen hat, wurde diese als erste Bayerns ins Leben gerufen. Am 1. Juni 1974 war das.
Kronach gehörte zu den zwölf Modellstandorten, die für den Aufbau von Sozialstationen ausgewählt wurden.

Vorher deckten die Ordensschwestern die häusliche Pflege ab. Doch mit der Zeit ist diese häusliche Krankenpflege immer mehr zurückgegangen. Der Grund? Fehlender Ordensnachwuchs. So heißt es in einem Artikel von vor über 40 Jahren beispielsweise über Friesen, dass der Ort durch den "wegen Personalmangels bedingten Abzug der Abenberger Schwestern in der ambulanten Pflege verwaist" war. "Friesen mußte damit das Schicksal mit vielen anderen Orten teilen, in denen ebenfalls wegen des fehlenden Ordensnachwuchses [...] die Krankenstationen aufgelöst werden mußten."

Und so gab es am 22. Februar 1973 den Beschluss des Bayerischen Landtags, "Modell-Sozialstationen zu errichten [...] und mit staatlichen Zuschüssen zu fördern". Kronach war eine solche Modell-Sozialstation. Waltraud Zang, Referentin des Diözesan-Caritasverbandes in Bamberg war beim Aufbau beratend tätig. "Wenn wir was wissen wollten oder gebraucht haben, haben wir Frau Zang gefragt", erinnert sich Christine Setale.

Was sich in den 40 Jahren verändert hat, kann wohl keine besser beschreiben als Christine Setale, die seit 1977 in den verschiedensten Bereichen der Caritas gearbeitet hat. 18 Jahre lang in der Sozialstation, danach zehn Jahre in der Tagespflege und mittlerweile in der Betreuung im Altenheim in Wallenfels.


Pflege war familiärer

Familiär sei die Pflege damals gewesen, als sie anfangs zusammen mit einer Ordensschwester in die Häuser gegangen sei, später alleine in ihrem Dienstwagen, dem alten VW Käfer, ihre Patienten besucht habe. "Man war richtig in die Familien integriert, oft haben die Angehörigen gesagt: ,Komm, trink schnell einen Kaffee mit‘. Man hatte auch noch Zeit, ein bisschen zu reden, hat nicht nur Kreuzchen im Katalog gemacht. Wobei wir natürlich auch damals schon unsere Bücher hatten, in die wir unsere Leistungen geschrieben haben. Abrechnen musste man ja schließlich auch damals schon." Seit jeher müsse man versuchen, den Spagat zwischen dem christlichen Leitbild der Caritas und der Wirtschaftlichkeit zu schaffen, meint Cornelia Thron, Caritas-Kreisgeschäftsführerin dazu.

Körperlich sei die Arbeit früher schwerer gewesen als heute, weiß Christine Setale aus Erfahrung. "Hast du Kraft gehabt - gut, wenn nicht, musstest du dir was einfallen lassen." Heute sei das anders. Gibt es doch beispielsweise TÜV-geprüfte Geräte; einfach was einfallen lassen muss man sich nicht mehr. "Da hat sich viel getan. Durch diese Geräte ist die Arbeit für die Pflegekräfte freundlicher geworden", sagt Cornelia Thron.


Schwester beklaut

Sie hat auch einige Zahlen, was sich in den 40 Jahren konkret verändert hat. So hatte jede der vier Schwestern 1975 beispielsweise etwa sieben Gemeinden mit 6000 Einwohnern zu versorgen. 1974 wurden insgesamt 3324 pflegerische Leistungen vermerkt, über 10.000 waren es 1977. Und heute? Die Pfleger der beiden Sozialstationen in Kronach und Steinwiesen fahren insgesamt 250.000 Kilometer im Jahr von Haus zu Haus, um Alte und Kranke zu betreuen. 60 Mitarbeiter - Pflege-, Hauswirtschaft- und Verwaltungskräfte - arbeiten in den beiden Sozialstationen des Caritas-Kreisverbandes und betreuen täglich über 400 Patienten.

1978 nämlich ging die Sozialstation, die bis dahin dem Diözesanverband angeschlossen war, in die Hände des Caritas-Kreisverbandes über. Und dort besteht sie heute noch, als eine der wenigen Modell-Sozialstationen, die 1974 aufgebaut wurden.

Und 1978 war es auch, als dieser Zeitungsartikel erschien, den Christine Setale und Cornelia Thron beim Blättern in den alten Unterlagen finden: "Als undankbarer Anhalter erwies sich ein Obdachloser, der am 14. Mai vormittags im Pkw einer Ordensschwester von der Nordbrücke in Kronach in die Rodacher Straße gefahren wurde. Nach dem Aussteigen des Anhalters mußte die Schwester feststellen, daß ihr Schlüsseletui mit Schlüssel fehlte." Ob das im VW Käfer war, den später Christine Setale fahren durfte?