"Bully" brachte DDR nach Nordhalben

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Als Drehort für den Thriller "Ballon" entschied sich Regisseur Michael "Bully" Herbig für die Klöppelgemeinde - die daher einen turbulenten Herbst erlebte.

Donnerstags ist Kinotag. Und den 27. September 2018 werden sich die Nordhalbener sicher ganz dick im Kalender anstreichen. Denn dann feiert Michael "Bully" Herbigs neuer Film "Ballon" Premiere. Die Hauptdarsteller: Alicia von Rittberg, David Kross, Karoline Schuch, Friedrich Mücke - und Nordhalben.

Die Klöppelgemeinde ist neben München, Berlin sowie Mödlareuth einer von nur vier Drehorten und nimmt im ersten Thriller Herbigs eine zentrale Rolle ein. Während in den Großstädten die Studioaufnahmen entstanden und im Mödlareuther Grenzmuseum Reste der Mauer als Motiv dienten, wurde Nordhalben Ort gleich mehrerer Filmmotive, sogenannter Sets, für die Außenaufnahmen.


Schnelle Entscheidung

Fast den gesamten Oktober über war der Schauspieler, Regisseur und Produzent mit seinem Film-Team für die Dreharbeiten vor Ort und verwandelte die fränkische 2000-Seelen-Gemeinde in die thüringische Stadt Pößneck.

Besser gesagt: Ins Pößneck des Jahres 1979. Es war die Heimat der Familien Strelzyk und Wetzel, denen in einem Heißluftballon die spektakuläre Flucht aus der ehemaligen DDR gelang. Die Herbig nun für die große Leinwand verfilmte.

Sonderlich lange dauerte es nicht, ehe sich die Produktionsfirma für Nordhalben entschieden hatte. Gegen Pfingsten tauchte Herbig erstmals selbst vor Ort auf. "Das sind jetzt alles nur Location-Besichtigungen", betonte Herbigs Pressesprecherin. Nordhalben sei lediglich einer von zehn oder 20 möglichen Drehorten. Doch was der Regisseur vorfand, schien ihm bestens geeignet.
Mitte September liefen die ersten Vorbereitungen bereits auf Hochtouren: Häuserfassaden wurden neu gestrichen und mit einer künstlichen Patina auf Alt getrimmt und in der Gartenstraße jene Garage gebaut, in der die Familien im Film den Ballon zusammennähen.

Das Geschäft, in dem sie den dafür benötigten Regenmantelstoff kaufen, errichteten die Kulissenbauer in der Kronacher Straße. Die beherbergte letztlich sogar drei Sets. Schon zu diesem Zeitpunkt waren die filmenden Gäste von den Bürgern beeindruckt. "Die Leute hier sind wunderbar. Sehr nett und herzlich", fand etwa der der freiberufliche Szenenbildner Bernd Lepel. "Wir fühlen uns hier sehr integriert, fast wie in einer Familie."


Kein Durchkommen

Die Nordhalbener nahmen daher wohl auch gerne in Kauf, dass es in ihrem Wohnort ab dem Start der Dreharbeiten am 10. Oktober nahezu kein Durchkommen gab. Lief die Kamera, mussten die Autos warten oder die Ortsumgehung nutzen.
Details wie eine DDR-Telefonzelle, Trabbis oder eigens kreierte Aushänge und Zeitungsseiten bekamen daher nicht alle, die sich neugierig versammelt hatten, zu Gesicht. Herbig selbst schien die Zeit in Franken genossen zu haben. "Für uns war Nordhalben der perfekte Drehort! Ich hab' die Nordhalbener so richtig ins Herz geschlossen", lobte er seinen fünften "Hauptdarsteller".