"Bürgermeister in Kronach? Das klappt nicht!"

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Bürgermeister Gérard Perron (l.) aus Hennebont sprach beim Empfang vor seinen Landsleuten und den Kronacher Gastgebern im Historischen Rathaus. An seiner Seite ist Jérôme Kerriel vom Kronacher Partnerschaftskomitee zu sehen.
Bürgermeister Gérard Perron (l.) aus Hennebont sprach beim Empfang vor seinen Landsleuten und den Kronacher Gastgebern im Historischen Rathaus. An seiner Seite ist Jérôme Kerriel vom Kronacher Partnerschaftskomitee zu sehen.
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (l.) überreichte seinem französischen Amtskollegen ein Bild von der Festung Rosenberg.
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (l.) überreichte seinem französischen Amtskollegen ein Bild von der Festung Rosenberg.
 
Bei der "internationalen Baumpflanzung" (v. l.): Hans Hablitzel, Ulrich Stempel, Élisa Kerriel, Gérard Perron, Jérôme Kerriel, Mylène Kerriel und Wolfgang Beiergrößlein.
Bei der "internationalen Baumpflanzung" (v. l.): Hans Hablitzel, Ulrich Stempel, Élisa Kerriel, Gérard Perron, Jérôme Kerriel, Mylène Kerriel und Wolfgang Beiergrößlein.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Oberhaupt der Kronacher Partnerstadt Hennebont, Gérard Perron, scheidet im März aus seinem Amt. Bei seinem letzten offiziellen Besuch zeigt er, wo die Unterschiede zwischen deutschen und französischen Bürgermeistern liegen - und warum er kein Kronacher Stadtoberhaupt werden möchte.

Gérard Perron läuft mit einem herzlichen Lächeln und ganz zielstrebig von der Festung Rosenberg hinunter in die Obere Stadt. Er fühlt sich sichtlich wohl. Man merkt ihm nicht an, dass er kein Kronacher ist, dass seine Heimat 1310 Straßenkilometer entfernt in der Bretagne liegt. Über die Jahre hat der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Hennebont Kronach kennen und lieben gelernt. Und nun ist er zum letzten Mal als Amtsinhaber im Frankenwald zu Gast. Zur Bürgermeisterwahl am Monatsende wird er nicht mehr antreten.

"Man hat gemischte Gefühle. Man kann keine 30 Jahre eine solche Tätigkeit ausführen, ohne Erinnerungen zu behalten - gute wie schlechte", blickt Perron auf das Ende seiner Amtszeit. Drei Wahlperioden lang - seit 1997 - ist er Bürgermeister von Hennebont. Zuvor war er ab 1983 bereits Erster Beigeordneter.
Das entspricht etwa dem Zweiten Bürgermeister bei uns, wie Dolmetscher Jérôme Kerriel vom Kronacher Partnerschaftskomitee erklärt.


Guter Draht nach Kronach

Einen guten Kontakt pflegte Perron in dieser Zeit stets zu seinen Kronacher Amtskollegen Wolfgang Beiergrößlein (FW) und Manfred Raum (SPD), deren Arbeit für die Städtepartnerschaft er besonders lobt. Tauschen möchte er mit Beiergrößlein dennoch nicht. "Das wäre nicht machbar und nicht realisierbar", erwidert er auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, auch die Kronacher Geschicke zu lenken. "Egal, ob in Frankreich oder Deutschland, man muss einer aus der Bevölkerung sein, sonst tut man sich schwer, die Leute zu überzeugen", verwirft er schnell die Gedankenspiele, dass sich ein Franzose als Stadtoberhaupt in Deutschland bewähren könnte.

Dass er Kronach lieber besucht als anführt, liegt aber nicht an den Menschen und der Landschaft hier.
Die hat er schon lange in sein Herz geschlossen. Auch wenn es hier kein Meer gebe und das Wetter ein anderes als in seiner Heimat sei, möchte er seine Besuche in der Cranach-Stadt nicht missen. "Es ist immer wieder eine Freude, nach Kronach zu kommen", unterstreicht er. "Man spürt immer wieder die Herzlichkeit der Leute hier."
Während die Menschen in Hennebont und Kronach schon lange den Zugang zueinander gefunden haben, gibt es in der politischen Arbeit in Frankreich und in der Bundesrepublik nach Perrons Aussage erhebliche Unterschiede. "Bei uns wird der Bürgermeister vom Stadt- oder Gemeinderat gewählt", erklärt er. Eine direkte Wahl des Gemeindeoberhaupts durch die Bürger - wie in Deutschland - ist in Frankreich nicht vorgesehen.


Andere Kompetenzen

Und Kerriel fügt hinzu, dass es dort auch eine Zuordnung von Kernkompetenzen unter den so genannten Gewählten gebe. Eine Streuung der Stimmen sei ebenfalls nicht möglich. "Die Liste erhält die Stimme", führt er aus. Und die stärkste Partei stelle den Bürgermeister.

Unterschiede zwischen den Bürgermeisterposten in Frankreich und Deutschland macht Perron auch bei den Amtsbefugnissen aus. "Mehr Macht" sieht er hinter seinem Amt. In Frankreich kümmere sich ein Stadtoberhaupt schließlich auch um lokale Steuern, und es übe die Polizeigewalt in seinem Gemeindegebiet aus. "Ansonsten gibt es aber auch viele Ähnlichkeiten", schränkt er ein. Dann geht er weiter und genießt das sonnige Kronach - ganz als Privatier.


Besuchergruppe in Kronach

Dass die Partnerschaft Kronach/Hennebont nicht nur auf dem Papier besteht, unterstrichen die beiden Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein und Gérard Perron beim Empfang einer 42-köpfigen Reisegruppe aus der Bretagne im Historischen Rathaussaal. "Wir sind sehr stolz, dass diese Partnerschaft lebt. Sie ist nicht nur eine Urkunde", hob das Kronacher Stadtoberhaupt hervor. Auch Perron unterstrich die "gelebte Freundschaft". Alain Coude, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Hennebont, freute sich über einen Anmelderekord für die Fahrt nach Kronach und lobte die Gastfreundschaft.


Ein Kirschbaum schlägt Brücken

Die Ehe zwischen dem Franzosen Jérôme Kerriel und seiner Kronacher Frau Bianka ist ein wichtiges Symbol für das Zusammenwachsen der Partnerstädte. Das zeigte sich auch daran, dass Hennebonts Bürgermeister Gérard Perron zur Hochzeit nach Kronach gekommen war. Umso wichtiger war es dem Paar nun, Perron auf dessen letzter Reise als Amtsinhaber nach Franken auch dabeizuhaben, als für die beiden Kinder Élisa und Mylène Kerriel ein Kirschbaum am Fuß der Festung gepflanzt wurde.

Der Lions Club Kronach hat in der Haingasse eine Wiese auserkoren, auf der Eltern ein bleibendes Symbol - einen Obstbaum - für ihre Kinder einsetzen können. "Das ist die erste deutsch-französische Baumpflanzung in Kronach", betonte Vorsitzender Hans Hablitzel. Und zugleich sei es der erste Kirschbaum, der an diesem Hang eingepflanzt worden sei. Mit dieser Aktion greife man eine Tradition auf, die sich in allen Natur- und Kulturreligionen wiederfinde. Auch im Christentum nehme der Baum eine besondere Rolle ein. "Im Lions Club werden viele Ideen geboren", lobte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) die vielfältigen Aktivitäten. Sein französischer Amtskollege hofft, dass dieser für die Partnerschaft der Städte so symbolträchtige Baum einmal genauso süße Früchte tragen wird, wie es die beiden Kinder des deutsch-französischen Ehepaares seien.

Der Activity-Beauftragte des Lions Clubs Kronach, Ulrich Stempel, wies noch darauf hin, dass diese Baumpflanzung eine Sonderaktion wegen des französischen Besuchs gewesen sei. Weitere Pflanzungen sollen zur Jahresmitte folgen.


Die Wahl in Frankreich

Termine Am 23. und 30. März 2014 finden in den 36 682 Gemeinden Frankreichs die nächsten Kommunalwahlen statt. Dabei werden die Mitglieder der Gemeinderäte und die Bürgermeister für eine Dauer von sechs Jahren bestimmt.

Hennebont In diesem Jahr bewerben sich in Kronachs Partnerstadt vier Listen um die 33 Sitze des Stadtrates beziehungsweise um den Bürgermeisterposten. Die Bürgermeisterkandidaten und zugleich Listenführer sind: Serge Gerbaud (Pour Hennebont, la gauche qui ose!), André Hartereau (Hennebont Initiatives Citoyennes), Xavier Poureau (Droite et centre pour Hennebont) sowie Olivier Prigent (Ensemble dans l'action).

Erster Wahlgang Wenn eine Liste im ersten Wahlgang die absolute Stimmenmehrheit erringt, so erhält sie die Hälfte der zu vergebenden Sitze. Die anderen Sitze werden nach dem Verhältniswahlsystem verteilt.

Zweiter Wahlgang Erreicht keine Liste die absolute Mehrheit, so findet eine Woche später ein zweiter Wahlgang statt.