Brite braut bayerisches Bier für Partnerschaft

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"Das ist ein Spitzenbier! Meine Freunde in Bingham werden das in vollen Zügen genießen", freut sich Braumeister Robert Smith. Er hält eine Flasche aus der Kontrollabfüllung der Lieferung für das Bierfest in Händen. Auch die Bierflaschen im Hintergrund sind Kontrollflaschen, die bis zum Ende des Haltbarkeitsdatums aufgehoben werden müssen. Und dann wird dieses gute Bier weggekippt, weil es nicht versteuert ist und nicht in den Umlauf gebracht werden darf. Foto: Friedwald Schedel
"Das ist ein Spitzenbier! Meine Freunde in Bingham werden das in vollen Zügen genießen", freut sich Braumeister Robert Smith. Er hält eine Flasche aus der Kontrollabfüllung der Lieferung für das Bierfest in Händen. Auch die Bierflaschen im Hintergrund sind Kontrollflaschen, die bis zum Ende des Haltbarkeitsdatums aufgehoben werden müssen. Und dann wird dieses gute Bier weggekippt, weil es nicht versteuert ist und nicht in den Umlauf gebracht werden darf.  Foto: Friedwald Schedel
 
 
 

Der Gerstensaft, der am Wochenende in der englischen Partnerstadt von Wallenfels ausgeschenkt wird, stammt aus der Kronacher Kaiserhof-Bräu. Dort arbeitet Robert Smith als Braumeister. Er hat vor Jahren "die Fronten gewechselt".

Die Story könnte skurriler nicht sein: Ein Brite braut Bier in Bayern, das von seinen Landsleuten getrunken wird. Über 20 Hektoliter davon werden am Wochenende in seiner Heimatstadt in der Nähe von Nottingham durch die durstigen Kehlen fließen. Denn am Freitag- und Samstagabend ist wieder Bierfest mit Blasmusik, Bratwürsten und natürlich Bier in Bingham, der Partnerstadt von Wallenfels, angesagt.

Beim Stichwort "Heimat" hakt Robert Smith ein, denn der Brite lebt lieber im Frankenwald als in der Wallenfelser Partnerstadt Bingham in der Nähe von Nottingham, wo er aufwuchs. In Wallenfels und Kronach gefällt es ihm so gut, dass er am liebsten für immer hier bleiben möchte. Aber in den kommenden zwei Wochen fährt er nach England. "Urlaub" nennt er das, wenn er in der Stadt und dem Land, wo er aufgewachsen ist, seine Freunde und Verwandten besucht und ihnen "German beer", das er selbst gebraut hat, mitbringt.
Und natürlich ist er auch beim Bierfest mit dabei, denn darauf freuen sich die Bürger aus Bingham und Umgebung schon seit langer Zeit. Sicherlich wird er da Komplimente für das "very good beer" kriegen, denn das englische Ale ist mit seinen mageren 4,2 Prozent Alkohol nach Ansicht vieler Biertrinker ein eher flaues Gesöff. Da mundet das Pilsner der Kronacher Kaiserhof-Bräu mit 4,8 Prozent schon besser. Ein Festbier mit höherer Stammwürze wollte er für die Engländer allerdings nicht brauen, denn die sind ja das dünne Ale gewohnt und würden bei einem fränkischen Starkbier schon nach wenigen Seidla umkippen.

Das sollen sie nicht, denn beim Bierfest im Leisure Centre (Sportzentrum) von Bingham geht es nicht ums Saufen, sondern um Gemütlichkeit, Freundschaft und Partnerschaft. Seit 25 Jahren wird dieses Bierfest alle paar Jahre jeweils in Bingham ausgerichtet. Damit wollen die Wallenfelser Gastfreundlichkeit und gemütliche Lebensart nach Mittelengland bringen. Und zu einem zünftigen Bierfest gehört nicht nur süffiges Bier, sondern auch Blasmusik. Deshalb starten heute Abend ein Reisebus und zwei Kleinbusse von Wallenfels ins 1300 Kilometer entfernte Bingham. Drei Dutzend junge Musiker aus Wallenfels sind mit an Bord, um beim Bierfest aufzuspielen. Sie wechseln sich dabei mit der englischen Combo von Robs Bruder ab. Mit im Gepäck haben die Musiker und die vielen weiteren Helfer vorgebrühte Bratwürste, die in Bingham auf dem Rost fertig gebraten werden. Weitere Biertischgarnituren werden ebenfalls mit nach England gebracht, sehr viele Biertischbänke sind schon in der Partnerstadt und werden für die beliebten Barbecues der Engländer gerne ausgeliehen.


Den Krug gestaltet

Bei diesen Bierfesten gibt es seit 1989 speziell angefertigte Tonkrüge mit jeweils einem Partnerschaftsmotiv, bei Sammlern in England begehrt. Die Engländer nennen die Krüge, in die ein Seidla passt, "Steins". Das Emblem für die Bierkrüge, die dieses Wochenende die Runde machen, hat Rob Smith entworfen, denn auf der Bierbrauer-Meisterschule lernte er auch das Gestalten von Etiketten. Damit kommen wir zum Grund, warum Robert Smith Bier für die Briten braut, denn er tut das auch für die Frankenwälder, denn Robert Smith arbeitet als Braumeister bei der Kronacher Kaiserhof-Bräu.

Die Liebe zum Bier hat er schon früh entdeckt. Das muss bei den ersten bayerischen Bierfesten in Bingham gewesen sein. Das englische Bier hat ihm nicht gemundet. Durch die vielen Besuche im Rahmen der Partnerschaft zwischen Bingham und Wallenfels kam er mit seinem Vater Colin, der regelmäßig mit der Toot Hill Dance Band auf dem Wallenfelser Zeltplatz campierte, auch in die Flößerstadt. Dort und im restlichen Frankenwald hat es ihm so gut gefallen, dass ihm nach dem Abitur die Entscheidung zwischen Studium in England und einem Daueraufenthalt im Frankenwald leicht fiel. Robert Smith verließ seine englische Heimat und zog in den Frankenwald.

Weil er noch nicht so recht wusste, was er beruflich im Frankenwald machen sollte, absolvierte er verschiedene Praktika, unter anderem im Sägewerk Müller-Gei und in der Kaiserhof-Bräu. Vermittelt hat die Praktika der Vorsitzende des Förderkreises Bingham-Wallenfels, Kersten Schöttner.


Vom Praktikanten zum Meister

Dem Praktikum im Kaiserhof folgte eine Lehre als Bierbrauer, denn Robert Smith kennt keinen schöneren Geruch als den eines guten, fränkischen Bieres. Rob machte seine Sache so gut, dass er bei der Gesellenprüfung oberfränkischer Kammersieger und beim bayerischen Wettbewerb dritter wurde. Das brachte ihm ein Stipendium für die Meisterschule als Belohnung. Und auch die absolvierte der bayerische Brite heuer mit Bravour.
Wenn das Kaiserhof-Bier in der Zecher-Runde wieder mal besonders gut mundet, dann ist gewiss, dass nicht nur der bewährte Braumeister Thomas Kaiser seine Finger im Spiel hatte, sondern auch ein besonders begabter Brite. Prost!