Beglückende Chormusik in der Christuskirche

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Unter Leitung von Laurent Roos ließ der Kammerchor der Universität von Straßburg "Himmlische Harmonien" erklingen.Heike Schülein
Unter Leitung von Laurent Roos ließ der Kammerchor der Universität von Straßburg "Himmlische Harmonien" erklingen.Heike Schülein
Heike Schülein
Heike Schülein
 

Der Kammerchor der Universität Straßburg beschenkte das Publikum in Kronach mit "Himmlischen Harmonien" und erntete stehende Ovationen.

Seinem Titel "Himmlische Harmonien" alle Ehre machte das Konzert am Sonntag in der Kronacher Christuskirche. Die vielen Zuhörer durften sich an Chorkunst in höchster Vollendung des Kammerchors der Universität von Straßburg erfreuen.

Es herrschte eine geheimnisvolle, geradezu mystische Atmosphäre,als die Sängerinnen und Sänger durch den Mittelgang des Gotteshauses unteratemberaubenden - von Laurent Roos angestimmten - gregorianischen Klängen nach vorne schritten. Unter den Blicken ihres erwartungsvollen Publikums nahmen die Chormitglieder in einem Halbkreis Aufstellung vor dem Altarbereich. Ohne störende Requisiten konzentrierten sie sich dabei auf das Wesentliche: die Musik. Mit Stimmen, die durch Mark und Bein gehen, stimmten sie "Ave Maria" von Franz Biebl (1906 - 2001) an - Stimmen, die den letzten Winkel durchdringen, Stimmen wie ein Naturereignis!

Das für diesen Tag angekündigte Chorkonzert mit Werken von Marbach, Allegri, Mendelssohn-Bartholdy und Palestrina mit "Capella 8" musste leider aus Krankheitsgründen mehrerer Solisten entfallen. Glücklicherweise hat der Chorleiter, Dirigent, Organist und auf geistliche Musik spezialisierte Musikwissenschaftler Cyril Palaud - wie es Dekanatskantor Marius Popp in seiner Begrüßung würdigte - stets "mehrere Eisen", in diesem Fall Chöre, "im Feuer". So kamen die erfreulich vielen Zuhörer in den unerwarteten Genuss des Kammerchors der Universität von Straßburg mit jungen Studenten der Musikwissenschaften. Zu Gehör brachten diese Werke insbesondere aus dem 19. und 20. Jahrhundert, von denen Popp selbst einige im Repertoire hat.


Fesselnder Vortrag

"Jeder hat das gleiche Werk, die gleichen Noten und den gleichen Text. Aber, was dabei herauskommt, ist immer etwas anders. Die Musik lebt von den vielen Facetten, mit denen sie präsentiert wird", zeigte er sich sicher. Wie wahr! Zurücklehnen und genießen: Vom ersten Ton an verstand es der Chor, die Zuhörer mit seiner meditativen Musik, die mit spiritueller Kraft ins Innere, in die Seele geht, zu fesseln.


Voller Tiefe und Schönheit

Die Mitwirkenden - unter Leitung von Tenor-Solist Laurent Roos und sensibler Orgelbegleitung des Dirigenten Cyril Palaud - trafen auf offene Augen und Herzen und wurden mit dem wertvollsten Gut beschenkt, das der Mensch hat: Zeit! Den Zuhörern tat sich eine Welt der Entspannung und des Träumens auf. Prächtig harmonierende junge Männer- und Frauenstimmen, die sich zu einem gemeinsamen, von Akzenten nur so gespickten Klangteppich zusammenfügen - vom zarten Pianissimo bis zur ganzen Kirche füllenden Forte: So schön und beglückend kann Chormusik sein! Es war Musik voller Tiefe und Schönheit, zum Eintauchen und zur völligen Loslösung von der Hast der Zeit.

Zum Klingen kamen Werke von Max Reger (1873- 1926), Maurice Durufle (1902 - 1986), Anton Bruckner (1824 - 1896),Charles Villiers Stanford (1852 - 1924) wie auch "Miserere" des italienischen Barock-Komponisten Antonio Lotti (1667 - 1740). "Ubi Caritas"und "Northern lights" - zeitgenössische Musik aus der Feder von Ola Gjeilo - wurde zur herrlichen musikalischen Reise nach Skandinavien. Der 1978 geborene Norweger stammt aus Oslo, studierte dort sowie beim "Royal College of Music" in London und hat bereits mehrere hochrangige Auszeichnungen für seine Werke erhalten.

Glanzlichter des Programms waren "Hebe deine Augen auf" und "Denn er hat seinen Engeln" aus dem berühmten"Elias"-Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 - 1847). Scheinbar mühelos ließ das Ensemble dabei die sehr tiefgründigen Passagen des an das Alte Testament angelehnten Werks erklingen - klangschön, voller Präzision,mit großem Verständnis für die Musik und - dank der ausgezeichneten Artikulation des Chores - auch textlich hervorragend verständlich.


Bewegendes Schlusslied

Gleiches gilt auch für das bewegende Schlusslied "Abendlied ("Bleib bei uns")" von Josef Rheinberger (1839 - 1901), das schöner, inniger und homogener nicht hätte gesungen werden können. Mit den von ihm mit enormem stimmlichen Potenzial und zutiefst anrührend dargebotenem gregorianischen Gesängen ließ der Solist Laurent Roos Wellen der Begeisterung und Gänsehaut durch das Publikum strömen. Der Tenor bewies, dass Gregorianik auch heute noch lebendig ist und nichts von seiner Faszination verloren hat.

Das so formvollendete Konzert bedachten die Zuhörer, von denen viele das Gehörte mit Tränen in den Augen verfolgt hatten, nicht nur mit Superlativen wie "traumhaft", "wunderbar" und "klasse", sondern auch mit begeistertem Applaus und stehenden Ovationen.