Was würden Sie mitnehmen, wenn Sie den Koffer für Ihre letzte Reise packen müssten? - Noch nie Gedanken darüber gemacht? Das wollen 16 Gymnasiasten ändern. Mit einer Ausstellung, die ab Donnerstag zu sehen ist.
Der große braune Koffer ist leer. Und er bleibt es auch. Auch, wenn die Vorbereitungen für die Ausstellung, bei der er gezeigt wird, noch in vollem Gange sind und letztlich noch Zeit zum Befüllen wäre.
"Manche nehmen nichts mit", sagt Theresa Weber. Mit auf ihre letzte Reise. Darum dreht sich die Ausstellung, die die Schüler des P-Seminars "Koffer für die letzte Reise" am Frankenwald-Gymnasium konzipiert haben, nämlich. Darum, was man in den Koffer packt, mit dem man seine letzte Reise antritt. Oder anders formuliert, was man in den Tod mitnimmt.
Zahlreiche Personen verschiedenen Alters und aus unterschiedlichen Berufsgruppen haben die Schüler angeschrieben und gefragt, ob sie für diese Ausstellung ihren Koffer packen würden. 31 haben zugesagt, hinzu kommen die 16 Koffer der Schüler selbst. All diese Koffer werden ab Donnerstag in der Markthalle des Alten Rathauses zu sehen sein.
Eine kranke Frau beispielsweise lässt ihren Koffer leer. Auf einem Steckbrief aber erklärt sie, warum. "Weil sie nichts Materielles mitnehmen möchte. Sie ist so gläubig, dass es ihr reicht, ihren Glauben mitzunehmen", verrät Theresa Weber.
Andere wiederum packen Bilder als Erinnerungen ein. Oder Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber nimmt unter anderem seine Stola, eine spanische Bibel, einen Rosenkranz sowie Stift und Zettel mit. "Stift und Zettel, damit er sich, wenn er nicht mehr reden könnte beispielsweise, verständigen und seine Wünsche für die Trauerfeier festhalten kann. Die Stola möchte er bei seinem Tod tragen", berichtet Anna Lisa Fischer.
Angeschrieben und darum gebeten, ihre Koffer für die letzte Reise zu packen, haben die Schüler beispielsweise auch den Papst und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bekommen haben sie von beiden allerdings eine Absage. "Keine Zeit", sagt Theresa Walter und lächelt.
Doch auch mit den Absagen können die Schüler etwas anfangen, zeigen sie sie doch in der Ausstellung ebenso. Denn auch sie zeigen etwas: "Bei manchen merkt man in der Absage, dass sie sich mit dem Thema einfach nicht beschäftigen wollen", erzählt Theresa Walter.
Und das ist es, was Matthias Simon, Leiter des P-Seminars, so bemerkenswert findet: "Dass sich hier 17-Jährige mit dem Thema Tod auseinander setzen, während manche ältere Personen darüber überhaupt nicht nachdenken wollen." Natürlich habe das die Schüler auch verändert. Während sie am Anfang noch vorsichtig damit gewesen seien, auf ihren Steckbrief überhaupt ein Bild von sich kleben zu wollen, zeigen sie nun in der Ausstellung, welche Gegenstände sie in ihre Koffer packen und geben damit ja ein Stück weit Einblick in ihre Privatsphäre.
Bilder und damit Erinnerungen wollen Dennis Barthel, Anna Lisa Fischer, Theresa Walter und Jule Blumenröther in ihre Koffer packen. Damit nicht jeder die Bilder anschauen kann und damit zu viel Privates von den Schülern erfährt, hat sich beispielsweise Anna Lisa überlegt, symbolisch ein Fotoalbum hineinzulegen. Und Theresa Weber, die ihre Erinnerungen nicht in Bildern festhält, sondern textlich in einem kleinen Notizbuch, überlegt sich, dieses vielleicht mit einem Schloss zu versehen. Anna Lisa packt zudem eine Decke und eine Kerze ein. Beides ist wärmend und durch Wärme fühlt man sich nicht so allein, meint sie.
Theresa Walter hingegen nimmt noch ein Fernglas mit - eine Anregung ihres Papas. "So könnte ich vom Himmel aus alles beobachten", sagt sie schmunzelnd. Und Jule Blumenröther packt dafür noch Videos aus ihrer Kindheit und eine CD mit der Musik, die sie gerne hört, dazu. Mit dem Tod beschäftigt haben sich die Schüler auch vorher schon mal. Allerdings mehr mit den Fragen wie, wie sie am liebsten sterben würden, sagt Theresa Walter.
Genau deshalb fand Matthias Simon, eine Ausstellung wie diese so spannend, damit man sich eben mit dem Tod überhaupt befasst. Auf die Idee gekommen ist er schon vor einigen Jahren, als er einen Fernsehbeitrag über Fritz Roth, einen Bestatter, gesehen hat, der eine solche Ausstellung initiiert hatte. "Eigentlich wollte ich diese Wanderausstellung nach Kronach holen. Aber das wäre zu teuer gewesen. Deshalb hab' ich mir überlegt, dass wir das auch selbst machen könnten und Herrn Roth gefragt, ob er etwas dagegen hätte. Hatte er nicht. Das hat er mir geschrieben und 14 Tage später ist er gestorben", erinnert sich Simon. Nun ging er die Idee mit den Schülern an. Und die müssen bis zur Vernissage noch einiges erledigen. Das Wichtigste aber: Ihre Koffer packen. Oder leer lassen.