Auf der Suche nach zwei Schülern

4 Min
Elternbeiratsvorsitzende Evi Kelle: "Insofern die Mindestschüleranzahl erreicht wird, wollen wir den Schulstandort Johannisthal erhalten." Archivfoto: Matthias Hoch
Elternbeiratsvorsitzende Evi Kelle: "Insofern die Mindestschüleranzahl erreicht wird, wollen wir den Schulstandort Johannisthal erhalten." Archivfoto: Matthias Hoch

Zwei Drittklässler fehlen der Grund- und Mittelschule Küps für eine dritte Parallelklasse. Der Elternbeirat wirbt daher bei den Schülern anderer Schulen. Langfristig hofft der Beirat, dass es in Küps nur noch eine Grundschule gibt.

Es hängt alles an zwei Drittklässlern. Stand gestern plant die Grund- und Mittelschule Küps für das kommende Schuljahr mit 55 Kindern in der dritten Jahrgangsstufe, die in zwei Klassen aufgeteilt werden. Zwei Schüler fehlen, um eine dritte Parallelklasse bilden zu dürfen. Das Stichwort seitens des Kultusministeriums lautet "Teilungsgrenze". Die liegt an bayerischen Grundschulen bei 28 Kindern pro Klasse.

Besonders bitter für Küps: Das Kultusministerium hat der Schule genehmigt, dass sie in der dritten Jahrgangsstufe eine gebundene Ganztagsklasse bilden darf. Eigentlich toll - vor allem berufstätige Eltern werden sich darüber freuen, dass ihr Nachwuchs nicht nur betreut wird, sondern pro Woche auch zwölf Stunden zusätzlichen Unterricht erhält.

18 Kinder sind bislang für die Ganztagsklasse angemeldet.
Dennoch darf die Schule nicht einfach eine Ganztagsklasse bilden und die verbleibenden 37 Schüler auf zwei Klassen aufteilen. "Eine Ganztagsklasse darf nach den Bestimmungen des Kultusministeriums nicht zu einer Klassenmehrung führen", erklärt Schulamtsdirektor Uwe Dörfer. Das würde nach aktuellem Stand bedeuten: Die Ganztagsklasse entfällt und die Schule muss zwei statt drei Klassen bilden - mit 27, beziehungsweise 28 Kindern.

Petition an das Kultusministerium

Mit vereinten Kräften wird nun nach den beiden fehlenden Schülern gesucht. Die Elternbeiratsvorsitzenden Elke Frech und Anja Möckel schrieben eigens einen Brief an Bürgermeister und Marktgemeinderat. Die Verwaltung reagierte, schickte einen Aufruf an die Presse und titelte auf Seite 3 des Küpser Mitteilungsblattes "Schüler gesucht".

Außerdem arbeitet der Elternbeirat derzeit eine Petition aus, die Anfang nächster Woche an die Staatsregierung und das Kultusministerium geschickt wird. Das Gremium stört sich vor allem an einem Satz, der auf der Internetseite des bayerischen Kultusministeriums zu finden ist: "Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten in allen Schularten ist ein vorrangiges Ziel der Bayerischen Staatsregierung (...)", ist da zu lesen.

Obgleich vorrangiges Ziel, komme die Ganztagsklasse an der Grund- und Mittelschule Küps momentan nicht zu Stande. Für Elke Frech passt das nicht zusammen. "Unser Ziel ist es, auf einen Widerspruch aufmerksam zu machen." Den erkennt Ludwig Unger, Sprecher des Bayerischen Kultusministeriums, nicht. Im Einzelfall könne es sein, dass eine Ganztagsklasse nicht zu Stande komme. "Es gibt eben gewisse Rahmenbedingungen, um eine vergleichbare Unterrichtssituation in Bayern zu wahren." Den Aufruf von Gemeinde und Elternbeirat begrüße er, sagt Unger. Er hoffe, dass "sich eine praktikable Lösung findet".

"Lasst uns gemeinsam in Küps neu starten"

Indes wünscht sich der Elternbeirat in Küps ohnehin eine langfristige Lösung. Ginge es nach ihm, würden die Schulsprengel Küps und Johannisthal, die beide Teil des Marktes Küps sind, zusammengelegt. Auch in Küps würden in Zukunft weniger Kinder geboren, sagt Elke Frech. Damit werde die Teilungsgrenze wahrscheinlich häufiger verfehlt. Zur Folge hätte das große Klassen, so ihre Befürchtung. Große Klassen in Küps und kleine in Johannisthal - gerecht sei das nicht, ergänzt Anja Möckel.

Auch hinsichtlich der Sanierung eines Teils der Küpser Grund- und Mittelschule wünscht sich der Elternbeirat eine langfristige Lösung. Das Gebäude sei teilweise in marodem Zustand, betont Anja Möckel. Eine Sanierung sei unumgänglich. Möckel will, dass die Entscheider ruhig darüber nachdenken, was das Beste für die Kinder ist. Da in Johannisthal die Schülerzahlen wahrscheinlich auch sänken, plädiert sie für eine große Lösung: "Lasst uns jetzt den Schnitt machen und gemeinsam in Küps neu starten."

Silvia Krüger, Rektorin der Grund- und Mittelschule Küps, möchte diesen Vorschlag ebenso wenig kommentieren wie Barbara Fößel, Schulleiterin in Johannisthal. Letztere verweist an ihren Chef, Schulamtsdirektor Uwe Dörfer. "Von Schulamtsseite sind wir immer darauf aus, auch kleine Schulen zu halten", betont er. Dennoch: "Letztlich muss der Sachaufwandsträger entscheiden, was für Schulen er halten will." Wer bezahlt, entscheidet. Und zahlen muss die Kommune für die beiden staatlichen Schulen - in diesem Fall also der Markt Küps.

Gibt es eine schnelle Entscheidung?

In Sachen Grundschulen Küps und Johannisthal sieht auch Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos) "dringenden Handlungsbedarf". "Wir haben zwei Schulhäuser, die in die Jahre gekommen sind. Wir werden innerhalb der nächsten Zeit ein interfraktionelles Gespräch führen", sagt Schneider. Der Vorschlag des Küpser Elternbeirats, Johannisthal zu schließen und die Sanierung der Grund- und Mittelschule darauf auszurichten, sei für ihn eine Option: "Das ist gar nicht so abwegig. Wenn man viel Geld in die Hand nimmt, dann sollte es möglichst ein gutes, leistungsfähiges Ergebnis sein." Zuerst gehe es jedoch darum, die Rahmenbedingungen zu klären. Dennoch hoffe er auf eine möglichst schnelle Entscheidung.

Stand heute will Ursula Eberle-Berlips, CSU/CSB-Fraktionsvorsitzende, die Grundschule Johannisthal erhalten. Die demografische Entwicklung, behalte selbstverständlich auch ihre Fraktion im Auge, "aber es liegen uns noch nicht mal Zahlen vom statistischen Bundesamt vor". Bei der Sanierung der Grund- und Mittelschule Küps werde ohnehin "weder kurz- noch mittelfristig" eine Entscheidung getroffen. Der Finanzplan der Marktgemeinde sieht dafür bis 2016 bislang keine Investitionen vor. Kämmerer Reinhard Zapf bestätigt, dass lediglich rund 60 000 Euro für die Planung vorgesehen sind.

Helga Mück (FW): "Müssen für gleiche Verhältnisse sorgen"

Auch die SPD-Fraktion wolle Johannisthal im Moment halten, sagt Vorsitzender Dieter Lau. Die Schule leiste "hervorragende Arbeit", die Prognose der Schülerzahlen sei ausreichend. Unentschlossener geben sich die Freien Wähler in Küps. Fraktionsvorsitzende Helga Mück sagt: "Wir wissen momentan noch gar nicht so recht, wie es weitergeht." Für sie werden die Schülerzahlen "das Ausschlaggebende sein". "Wir können nicht in Johannisthal eine wunderschöne, kleine Schule haben und in Küps drücken sich 28 Kinder in eine Klasse. Wir müssen für in etwa gleiche Verhältnisse sorgen."

Bevor etwas beschlossen werde, wolle Bürgermeister Schneider aber alle Beteiligten an einen Tisch bringen. Ganz im Sinne der Elternbeiratsvorsitzenden der Grundschule Johannisthal, Evi Kelle, an die bislang noch niemand in der Sache herangetreten sei. Gestern hat sie deshalb in einem Schreiben an den Markt darum gebeten, "dass wir in Zukunft eingebunden werden". Im selben Schreiben teilt sie mit, dass der Elternbeirat der Grundschule Johannisthal "an unserem Beschluss vom 21. Januar 2012 festhält, den wir in einer Bürgersprechstunde vorgetragen haben". "Insofern die Mindestschüleranzahl erreicht wird, wollen wir den Schulstandort Johannisthal erhalten."