Heute ist sie stellvertretende Vorsitzende des Kronacher Stadtverbandes. "Damals hatte ich das Gefühl, mit der Flüchtlingswelle und dem Aufkommen der AfD kam es einen Rechtsruck in Teilen der Gesellschaft", erinnert sich die Sozialdemokratin. "Mir war es wichtig, persönlich ein Zeichen gegen diese Entwicklung zu setzen - und dabei wollte ich es eigentlich belassen."
Doch es kam anders: Als Gross im Frühjahr 2015 für den SPD-Stadtverband den ersten Nachtflohmarkt im Rahmen von "Kronach leuchtet" organisierte ("Ich gehe gerne auf Flohmärkte und vor allem nachts finde ich das toll"), kamen auf Anhieb beachtliche 900 Euro zusammen. "Mir war wichtig, zu sehen, wofür das Geld verwendet wird", erklärt die 55-Jährige. Der Erlös wurde daher an das Diakonische Werk gespendet und dazu verwendet, den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen im Bürgerspital Fahrräder zu beschaffen.
Seitdem hat der Stadtverband noch zwei weitere Nachtflohmärkte unter ihrer Leitung durchgeführt und die Erlöse an die Suppenküche in Kronach gespendet. "Der Erfolg der Flohmärkte war eine Initialzündung für mein Engagement im SPD Stadtverband."
Sich einzusetzen, kostet Kraft. Als Ausgleich hat Gross das Kochen für sich entdeckt - am liebsten frisch und gut bürgerlich. "Wenn ich Nudeln oder den Pizzateig selbst mache, ist das für mich Entspannung." Bei der Frage, wie viele Kochbücher sie inzwischen zuhause stehen hat, muss sie über sich selbst schmunzeln: "Es könnten inzwischen an die 100 Stück sein."
Ein anderes Hobby - Yoga - betreibt Gross schon, seit sie 16 ist. "Für mich ist das bis heute schleierhaft, wie Menschen sagen können, dass sie dabei entspannen oder sogar meditieren können. Ich finde, es ist ein verdammt anstrengendes Workout."
Katzen als Friedensstifter
Und dann sind da noch Benny und Marie - die beiden Heiligen Birmas, die der Katzenliebhaberin jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern - und nicht nur ihr: "Wenn auf Facebook eine politische Debatte mal zu langweilig wird, poste ich einfach ein Katzenfoto - und alle sind wieder glücklich", verrät Gross ihr Patentrezept, um schlagartig Freude zu stiften.
Ob das als Kronachs Stadtoberhaupt genauso leicht funktioniert, bleibt abzuwarten. Doch vor Herausforderungen scheut Gross ohnehin nicht zurück. Was sie als Erstes in Angriff nehmen würde, sollte sie am 15. März gewählt werden? -"Die Straßen und Wege", antwortet sie, ohne eine Sekunde zu zögern. "Da ist vieles in der Vergangenheit aufgeschoben worden, das muss sich ändern. Früher habe ich gerne Stöckelschuhe getragen - das habe ich mir in Kronach abgewöhnt."
Und auch die Optik des Stadtgrabens ist Gross ein Dorn im Auge. "Da müssen wir eine Lösung finden. Die Bäume und Hecken gehören gestutzt, die Bänke abgestrahlt und die Graffitis müssen weg", zählt Gross auf.
Mit Blick auf die Fachschüler und Studenten, die nach Kronach kommen, sei es wichtig, sich als Stadt auch attraktiv zu präsentieren. Als Bürgermeisterin würde Gross die Ärmel hochkrempeln und anpacken.