Die Kronacherin Mariell Dörrschmidt entdeckte Natur und Kultur Islands. Innerhalb von drei Wochen hat sie sich in die Insel verliebt. Was sie erlebt hat, schildert sie im ersten Teil unserer Europa-Serie.
Der Wind weht kräftig durch meine Haare. Die frische Luft streift meine Nase und ich atme tief durch. Keine großen Städte, Straßen oder gar viele Menschen. Der Trubel der Welt scheint fern, die Schönheit der unberührten Natur ganz nah. "Fast ein bisschen wie auf dem Mond."
Das waren die ersten Eindrücke, als ich die ruhige Landschaft Islands tatsächlich vor meinen Augen hatte. Kein einziger Baum weit und breit. Die hügelige Landschaft zog sich glatt und sanft am Horizont entlang. Das höchste der isländischen Gefühle schienen zierliche Büsche zu sein. Kein Vergleich zum mit Bäumen übersäten Frankenwald.
Umso schöner waren die prächtigen Farbspiele, die sich auf den weiten Flächen der Berge im Sonnenlicht ergaben. Besonders wenn hier und dort eine Wolke den Weg für ein paar Strahlen öffnete. Dann wurden die wuchtigen Vulkane in ein fabelhaftes Ambiente gesetzt.
Wind und Wellen
Der Wind wehte im Einklang mit den vorherrschenden Naturgewalten sehr stark und der Regen kam und ging genauso wie die Wellen des brausenden Meeres an der Küste. In Island scheint alles nach anderen Regeln zu laufen. Sogar Schafe und Pferde leben, wie ihnen die Hufe gewachsen sind. Mal brav auf ihrer Weide, mal auf dem Weg in die nächste Ortschaft.
Eine Insel aus Feuer, Wasser, Erde und Luft. Eine Landschaft, gezeichnet von Vulkanen, Geysiren, Höhlen und Wasserfällen. Ein Land, welches ich zusammen mit meinen Freunden in drei Wochen entdecken wollte und zu lieben lernte.
Als wir an unserem ersten Tag in Keflavik am Flughafen landeten, sah zunächst alles sehr grau, trüb und nass aus. Nachdem wir uns in warme Klamotten und Regenjacken gepackt hatten, kamen uns bereits die ersten Einwohner entgegen, und wir staunten nicht schlecht, als wir Flip Flops und Shirts zu Gesicht bekamen.
"Downtown" ist wie ein Straßendorf
Die Stadt Keflavik, die uns von einem Passanten als großartige "Downtown" angepriesen wurde, entpuppte sich letztlich eher als eine Art Straßendorf. Doch da wollten wir ja auch nicht bleiben; ein gemütliches Ferienhaus am See Medalfelsvatn wartete auf uns. Von dort starteten wir unsere Tagestouren per Mietwagen durch den gesamten Westen, Norden und Süden der Insel.
Wir badeten in heißen Quellen, bestaunten die wuchtigen Geysire, schnupperten den fauligen Schwefelgeruch, besuchten die mächtigsten Wasserfälle, wanderten durch kilometerlange Lavahöhlen und nahmen uns in unserem Wanderurlaub auch Zeit für einen Abstecher in Reykjaviks Nachtleben.
Wie so oft erwartete uns das Beste tatsächlich an unserem letzten Tag in Island. In der zweitgrößten Hafenstadt Husavik im Norden der Insel kamen wir zunächst endlich kulinarisch auf unsere Kosten. Weit in den Norden mussten wir reisen, um Fischgerichte zu finden. Denn nachdem sich Burger und Pommes in allen Variationen als vorherrschendes Nationalgericht entpuppte, hatte ich meine verzweifelte Suche nach Fischsemmeln oder allgemein essbaren Fisch eigentlich schon aufgeben. Doch in Husavik gab es endlich ein traditionelles Restaurant am Hafen mit leckerem Fisch.
Höhepunkt auf See
Nachdem wir uns dort gestärkt hatten, ging es raus aufs Meer. Eine vierstündige Segeltour Richtung Polarkreis bescherte uns das eindrucksvollste Erlebnis. Zusammen mit zwei Biologen und einem Fotografen ging es in privater Runde mit Zimtschnecken und heißer Schokolade los auf professionelle "Whale Watching Tour". Als plötzlich vor unseren Augen Orkas auftauchten, die unserem Segelschiff folgten und dabei gemütlich auf und ab tauchten, erlebten wir den schönsten Moment unserer großen Reise.