Alter Brauch kehrt neu zurück

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Nach dem Evangelium wusch Regionaldekan Thomas Teuchgräber in der Stadtpfarrkirche zwölf Personen die Füße - erstmals seit den 50er Jahren. Foto: Michael Wunder
Nach dem Evangelium wusch Regionaldekan Thomas Teuchgräber in der Stadtpfarrkirche zwölf Personen die Füße - erstmals seit den 50er Jahren. Foto: Michael Wunder

Gründonnerstags ist es Tradition, dass der Pfarrer ausgewählten Gemeindemitgliedern die Füße wäscht. In Kronach nun erstmals in veränderter Form.

Zum Ausdruck der Nächstenliebe, führte Regionaldekan Thomas Teuchgräber am Gründonnerstag erstmals Fußwaschungen an zwölf ausgewählte Personen in der Stadtpfarrkirche in Kronach durch. Ermöglicht wurde dies durch die "Kongregation der liturgischen Regeln" durch Papst Franziskus. Die "römische Änderung" hat dazu geführt, dass man die rituelle Handlung bei allen Gliedern des Volkes durchführen kann. Früher wurden Fußwaschungen nur bei Männern durchgeführt - unter anderen auch letztmals in den 50er Jahren in Kronach durch Prälat Georg Werthmann.


Ein besonderes Zeichen

Die Fußwaschung wurde vom Evangelisten Johannes als Handlung Jesu an seinen Jüngern im Neuen Testament beschrieben. Von den Worten Jesu "Mandatum novum do vobis" (ein neues Gebot ist euch) hat der Ritus seine liturgische Bezeichnung. Wie der Regionaldekan in seiner Predigt mitteilte, gebe es im täglichen Leben viele Zeichen: Verkehrsteilnehmer seien schließlich gut beraten, sich an die Wegzeichen zu halten, um das Ziel zu erreichen. Ebenso habe Jesus mit der Fußwaschung ein besonderes Zeichen gesetzt, das für ihn Wichtiges darstellte. "Es geht nicht darum, wie ich oder ihr - damit meinte er die zwölf ausgewählten Personen - die Fußwaschung anseht, sondern wie Christus uns anschaut.

In der heutigen Zeit sei von vielen Geschäften und Banken die Kundenbindung ein wichtiges Schlagwort. Durch Kundenkarten etwa wolle man das Gefühl vermitteln, etwas ganz besonderes zu sein. Ebenso seien die biblischen Texte für den Gründonnertag für Jesus etwas besonders gewesen.

Die Fußwaschung sei eine Nachfolgehandlung aufgrund der Bindung an Jesus und kein bloßes Schauspiel. Teuchgräber wollte aufzeigen, dass die liebe Jesu alle umfasst und alle geschwisterlich mit und untereinander verbindet. Sie solle den zwölf auserwählten Personen auch weiterhin Kraft für den Dienst am Mitmenschen und der Gemeinschaft geben.

Einer der auserwählten Gläubigen war Heinz Hausmann, der schon als Oberministrant beim damaligen Prälat Georg Werthmann diente. "An die damaligen Fußwaschungen vor rund 60 Jahren kann ich mich noch erinnern, ob es allerdings beim Prälat Werthmann war, weiß ich nicht genau", sagte Hausmann.

Über die Wiedereinführung der Fußwaschung zeigte er sich sehr, erfreut, nachdem der Brauch in Kronach in den 50er Jahren eingeschlafen war. Er war auch vom guten Besuch des Gottesdienstes überrascht. "Am Gründonnerstag konzentriert sich alles auf die Stadtpfarrkirche, aber in den vergangenen Jahren waren diese Messen meist dünner besiedelt", erklärte Hausmann.