Udo Wicklein von der Stotterer-Selbsthilfegruppe Bamberg hat das Schaufenster der Apotheke am Rathaus in Küps gestaltet.
Udo Wicklein von der Stotterer-Selbsthilfegruppe Bamberg hat das Schaufenster der Apotheke am Rathaus in Küps gestaltet. Stotterer haben sehr oft Probleme im Alltag, vor allem als Kind werden sie oft ausgelacht und nachgeäfft.
Udo Wicklein aus Oberlangenstadt erklärt, warum er diese Ausstellung gestaltet hat: Der Vater von drei Kindern und mittlerweile Opa von zwei Enkelkindern hatte es nicht leicht, als Stotterer durchs Leben zu gehen. Besonders als Kind musste er wegen seines Sprechfehlers Häme und Spott einstecken. Seit diesem Jahr leitet Udo Wicklein seit die Selbsthilfegruppe "Stottern" in Bamberg.
"Wir sind eine altersgemischte Gruppe von Männern und Frauen, die sich seit 20 Jahren regelmäßig in einem von der AWO Bamberg zur Verfügung gestellten Bildungsraum trifft", erklärt Wicklein. "Wir begegnen uns in lockerer Runde und sind somit offen für jeden der zu uns kommen möchte. Wichtiger Inhalt unserer Abende ist das Gespräch. Die meisten von uns haben schon eine oder mehrere Therapien durchlaufen und somit sind der Erfahrungsaustausch, die Erkenntnisse aus der Forschung und Beiträge aus Fachzeitschriften und anderen Medien, für uns von Interesse."
Auch Seminare und Fortbildungen werden von Gruppenmitgliedern besucht und ihre Berichte geben neue Impulse. Neu hinzukommende, meist jüngere Menschen regen neuerdings auch zu Leseübungen an, um Sprechtechniken zu verbessern. Hilfreich und mit viel Spaß verbunden waren beispielsweise bereits Übungen für das Improvisationstheater. Für wichtig erachtet der Gruppensprecher, dass man sich untereinander ermutigt und sich auf diese Weise mit den Defiziten auseinandersetzt.
Herausforderungen gemeistert
Der 49-jährige Wicklein stottert seit seiner Kindheit. Gemerkt habe man es schon im Kindergarten, im Alter von vier Jahren. Besonders in der Schule hat er sich geschämt, wollte sich zum Beispiel vor Referaten drücken. Als Jugendlicher wollte Wicklein nach der Schule etwas mit Fremdsprachen machen, hat sich aber letztendlich aufgrund seines Sprachfehlers dagegen entschieden und stattdessen Kunststoffformengeber in einer Fabrik gelernt.
"Durch verschiedene Therapien und auch durch den Besuch der Stotterer-Selbsthilfegruppe habe ich mittlerweile viel mehr Selbstvertrauen - vor 16 Jahren absolvierte ich eine Umschulung als Versicherungskaufmann und bin seitdem im Innendienst tätig, mit vielen Kundentelefonaten jeden Tag", sagt Udo Wicklein heute nicht ohne Stolz. "Viele Freunde und Bekannte sagen mir oft, dass ich doch gar nicht stottere, was daran liegt, dass ich mein Stottern gut im Griff habe, das heißt aber nicht, ich stottere nicht mehr."
Es ist bemerkenswert, wie sich Udo Wicklein trotz der Sprachbarrieren auch ehrenamtlich in Vereinen durchsetzte. In der Freiwilligen Feuerwehr war er zeitweise Zweiter Kommandant. Er spielte aktiv Fußball und war jahrelang Vorsitzender im Elternbeirat des Kindergartens. Seit geraumer Zeit widmet er sich dem Indoor-Rowing (Rudern auf dem Ruderergometer). Das ist sogar eine Leidenschaft von ihm geworden, erzählt er, weil er dabei entspannen und abschalten kann - und vor allem nicht sprechen muss.
eh