Äcker und Wiesen im Kreis Kronach sind von Dürre gezeichnet

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Die Wiesen von Markus Koch sind ebenso ausgetrocknet wie die von Andreas Martin. Fotos: Marco Meißner
Die Wiesen von Markus Koch sind ebenso ausgetrocknet wie die von Andreas Martin. Fotos: Marco Meißner
Viel ist nicht dran am Mais aus dem Sommer 2018. Foto: Marco Meißner
Viel ist nicht dran am Mais aus dem Sommer 2018. Foto: Marco Meißner
 
Markus Koch. Foto: Marco Meißner
Markus Koch. Foto: Marco Meißner
 
Viele dürre Blätter kennzeichnen die Maispflanzen. Foto: Marco Meißner
Viele dürre Blätter kennzeichnen die Maispflanzen. Foto: Marco Meißner
 
Andreas Martin. Foto: Marco Meißner
Andreas Martin. Foto: Marco Meißner
 

Die Trockenheit und Hitze lassen die Feldfrüchte und das Futtergras verdorren. Jammern wollen die heimischen Bauern nicht, auch wenn sie vom Wetter hart getroffen sind.

Die Wiesen sind staubtrocken. Wo das Futtergras kniehoch und saftig grün stehen sollte, kümmert es in Brauntönen vor sich hin. Der Mais hat es noch in die Höhe geschafft, dann aber das Wachstum eingestellt. Gerade eine Handvoll vom Kolben bleibt, als der Schmölzer Landwirt Markus Koch die Blätter entfernt. Die Dürre der vergangenen Monate hat seinen Betrieb ebenso getroffen wie den von Andreas Martin und Joachim Hofmann in Glosberg.

Den Bauern ist aber klar, auch wenn die Bedingungen für die Ernte 2018 zum Teil erschreckend sind, muss der Blick nach vorne gerichtet werden. "Ich jammere nicht", sagt Martin, "davon regnet es auch nicht".

Welche Spuren die Dürre hinterlässt, wird bei einem Gang zum Maisfeld von Koch offensichtlich. Seine Wuchshöhe hat der Mais noch erreicht, doch dann war Schluss. "Die Kolben und die Korneinlagerung haben sich nicht entwickelt", sagt der Landwirt. So konnte sich die erforderliche Energie im Kolben nicht einlagern.


Stress für die Pflanzen

Doch nicht nur der Mais sei betroffen. Auch die Wiesen und viele andere Ackerfrüchte. Temperaturschwankungen im Frühjahr, Hitze im Sommer und das fehlende Wasser - für die Pflanzen bedeutet das den puren Stress, wie Koch erzählt. So sei generell mit Einbußen beim Getreide von rund einem Drittel sowie beim Raps von gut 50 Prozent bis hin zum Totalausfall zu rechnen, lautet seine Einschätzung.

Möglichkeiten zum Reagieren hätten die Bauern fast keine. "Man kann nur hoffen, dass es regnet, und gegen Trockenheit resistentere Sorten wählen - aber die reißen's auch nicht raus", sagt der Schmölzer.

Andreas Martin geht es besonders um die Wiesen. Deren Gras bräuchte er für sein Milchvieh. 180 Milchkühe hat er. Circa 50 Kilo Futter braucht jede Kuh pro Tag. "Die Tiere sind wie Hochleistungssportler. Sie müssen so ernährt werden, wie auch ein Sportler sein Essen plant", sagt Martin. Dafür greift er natürlich am liebsten auf die eigenen Futterquellen zurück. Diese versprechen kurze Wege, eine gesicherte Herkunft und eine bestens auf die Tiere abgestimmte Zusammensetzung. Doch nun verdorren die Pflanzen.

Bleibt es weiter trocken?
Sie leiden und gehen in den "Notbetrieb" oder verabschieden sich ganz, wie Martin feststellt. "Zum Beispiel verdorrt auch das Weidelgras. Das ist für unsere Tiere ein wichtiges, schmackhaftes, wüchsiges Gras", berichtet der Glosberger. Aktuell sprießen nur vereinzelte Halme.

Auf Dauer könnte die anhaltende Hitze Martin zu Überlegungen zwingen, die er so eigentlich nicht anstellen möchte. Normalerweise möchte er, dass es jedem Tier, so lange es nur möglich ist, auf dem Hof gut geht. Doch bei fehlender Aussicht auf Regen und Futter befürchtet er, früher darüber nachdenken zu müssen, ob man sich von Kühen trennen muss.

Landwirte durch Dürre in der Existenzangst
Um das zu verhindern, haben Martin und sein Kollege Hofmann die Suche aufgenommen: "Wir hoffen auf das Frühjahr und schauen, dass wir jetzt an Futter bekommen, was wir kriegen können." Doch selbst das ist eine Herausforderung. "Wir können ja nicht einfach zum Nachbarn gehen. Es ist ja ein regionales Problem. Das Wetter entzieht uns sozusagen die Futtergrundlage." Zum Glück habe sein Betrieb noch etwas Futter vom Vorjahr vorgehalten. Ohne diese Reserve wäre die Not wohl noch akuter.

Und wenn jetzt doch noch der Regen einsetzt? "Selbst dann dauert es mit der Regeneration", prognostiziert Martin. Und einen "schönen Regen" wie vor zwei Wochen sauge der trockene Boden schnell auf. Auf keinen Fall würde also mehr der ursprünglich zu erwartende Ertrag erreicht werden.
Selbst eine Nachsaat hält der Landwirt für wenig erfolgversprechend. "In diesem Jahr ist es wahrscheinlich zu spät dafür. Und wenn nicht, bräuchte sie Feuchtigkeit - zuverlässig." Da macht ihm der bisherige Jahresverlauf wenig Hoffnung.

Doch wie gesagt, Jammern liegt Martin nicht. Andere habe es schon viel früher ganz schlimm erwischt, berichtet er von einem Ausflug nach Mitteldeutschland. Beim Rosarium in Sangershausen sei alles braun gewesen. "Da war nichts Grünes mehr", berichtet er von dieser Situation, die ihn erschreckt hat. "Mitteldeutschland ist uns gegenüber bei diesem Problem vier Wochen vorweg."




Was erwartet den Kunden im Geschäft?

Die Ernte des Jahres 2018 wird alles andere als berauschend ausfallen. Doch was bedeutet das für den Verbraucher? Werden Waren im Laden knapper oder teurer, wenn sie auf landwirtschaftlichen Produkten basieren?

Markus Koch vermutet, dass der Verbraucher wohl nicht viel von den Ernteausfällen spüren wird. Er spekuliert, dass Handelsabkommen - zum Leidwesen der heimischen Landwirtschaft - greifen und die Preise durch Importe gedrückt werden. "Da wird sich am Preis höchstens geringfügig was tun. Das wird unseren Verlust nicht ausgleichen", sagt der Schmölzer. Andreas Martin könnte sich hingegen vorstellen, dass die aktuelle Trockenheit trotzdem zum Verbraucher durchschlagen könnte. "Die Dürre ist ja momentan ein europaweites Problem", sagt er. Das dürfte es schwieriger machen, alle Einbußen durch Importe abzufangen.


Prognosen fallen schwer

Seitens der großen Lebensmittelmärkte hält man sich auf unsere Anfrage mit Prognosen noch bedeckt. "Derzeit können wir noch keine Auskünfte über relevante Auswirkungen geben", erklärt Meike Marschall vom Vorstandssekretariat von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen. "Wir beobachten den Markt dennoch stetig."

Bei Rewe wurde die Problematik ebenfalls erkannt. "Die aktuell hohen Temperaturen sowie die anhaltende Trockenheit führen zwangsläufig zu Ernteausfällen", stellt Raimund Esser fest. Der Leiter der Unternehmenskommunikation der Rewe Markt GmbH erwartet, dass sich die Auswirkungen des Wetters bis in den Herbst beziehungsweise bei Produkten, die für die Einlagerung gedacht sind, bis in die Wintermonate ziehen dürften.

"Eine Mengenprognose und die damit womöglich verbundenen Auswirkungen auf die Preise bei Rewe und Penny können jedoch aus heutiger Sicht seriös noch nicht abgegeben werden", blickt er in die nahe Zukunft. "Hinzu kommt, dass sich Preise immer im Wettbewerb bilden." Die Rewe-Group stehe jedenfalls im Austausch mit den Erzeugern.