Abi 2016: Startschuss für die "Wochen der Wahrheit"

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Kreide wird Sophie Mitter in den kommenden Wochen keine in der Hand haben. Einen Stift dafür umso öfter. Knapp vier Stunden haben die Schüler des Frankenwald-Gymnasiums heute für die schriftliche Mathematik-Prüfung Zeit. Foto: Marian Hamacher
Kreide wird Sophie Mitter in den kommenden Wochen keine in der Hand haben. Einen Stift dafür umso öfter. Knapp vier Stunden haben die Schüler des Frankenwald-Gymnasiums heute für die schriftliche Mathematik-Prüfung Zeit. Foto: Marian Hamacher
In den Osterferien begannen (von rechts) Anna Henschmann, Felix Beierwaltes und Sophie Mitter mit ihrer Prüfungsvorbereitung. Foto: Marian Hamacher
In den Osterferien begannen (von rechts) Anna Henschmann, Felix Beierwaltes und Sophie Mitter mit ihrer Prüfungsvorbereitung. Foto: Marian Hamacher
 
Anna Henschmann Foto: Marian Hamacher
Anna Henschmann Foto: Marian Hamacher
 
Sophie Mitter Foto: Marian Hamacher
Sophie Mitter Foto: Marian Hamacher
 
Felix Beierwaltes Foto: Marian Hamacher
Felix Beierwaltes Foto: Marian Hamacher
 

Die kommenden Wochen dürften für 233 Schüler aus dem Landkreis zu den stressigsten des noch jungen Jahres werden.

Nichts soll dem Zufall überlassen werden. Kein Wunder, ist die Ziellinie des bald zwölf Jahre langen Weges nur noch wenige Meter entfernt. Lernphase pünktlich beendet? Check. Der mentale Speicher bis zum Anschlag mit Wissen gefüllt? Check. Der Kopf startklar? "Dafür habe ich extra ein paar Beruhigungsrituale", sagt Sophie Mitter. Zusammen mit 106 Mitschülern wird die 17-Jährige heute im Kronacher Frankenwald-Gymnasium (FWG) mit der schriftlichen Mathematik-Prüfung in die finale Phase des diesjährigen Abiturs starten.

Schon eine Woche vor dem großen Tag wusste Mitter, was ihr helfen wird, einen kühlen Kopf zu bewahren. Angefangen bei der Wahl des Duftes. "Da werde ich wohl zu meinem Glücksparfüm greifen", sagt die angehende Abiturientin und muss etwas schmunzeln, als sie auf die linke Seite des Tisches guckt. Dort sitzen ihre beiden Mitschüler Felix Beierwaltes und Anna Henschmann (beide 17), die mit Glücksbringern weniger anfangen können. "Nein, so etwas brauche ich nicht", sagt Beierwaltes. Er könne aber gut verstehen, dass vor Stresssituationen auch auf solche Mittel zurückgegriffen wird.


Ein besonderer Soundtrack

Denn auch die Lehrer des Frankenwald-Gymnasiums haben sich die mentale Vorbereitung ihrer Schüler auf die Fahne geschrieben und bieten an, kurz vor der Abiprüfung gemeinsam zu meditieren. "Sie wollen damit verhindern, dass wir vor dem Prüfungsraum stehen und uns im Gespräch gegenseitig nur noch nervöser machen", sagt Mitter, die auch auf die richtige Musikauswahl setzt: "Alles Lieblingslieder, die mich in eine positive Stimmung versetzen sollen." Ein Song auf ihrem "Abitur-Soundtrack": Der Achtzigerjahre-Hit "Don't Stop Believin'". Wie passend. Schließlich appelliert die US-amerikanische Rockband "Journey" darin, niemals aufzugeben und seinen Traum zu verwirklichen.

Sophie Mitter hat ihren bereits vor Augen. Nur die Konturen müssen noch etwas geschärft werden. "Ich würde gerne Medizin studieren", steht für sie der künftige Berufswunsch bereits fest. Vorher soll jedoch noch ein Praktikum im Ausland stehen. "Wo genau, weiß ich aber noch nicht", sagt Mitter. "Das werde ich erst nach dem Abi angehen."


Pläne für die Zukunft

Klar, darauf liegt bei allen dreien seit Wochen die volle Konzentration. Genau genommen seit den Osterferien. "Eigentlich hatte ich vor, schon in den Faschingsferien mit dem Lernen anzufangen, aber der Plan war utopisch", sagt Mitter, die daher denselben Startpunkt wählte wie Beierwaltes und Henschmann. "Ich habe auf Grundlage der Prüfungen der letzten Jahre zunächst alle Mathe-Aufgaben durchgerechnet", sagt Henschmann, die ein Energietechnik-Studium anstrebt.

Felix Beierwaltes besucht den wirtschaftlichen Zweig des FWG und möchte als Wirtschaftsingenieur zukünftig auch in diesem Bereich bleiben. "Ich wollte erst die Klausurphase hinter mich bringen, ehe ich mit der Vorbereitung beginne", erzählt er. In der Lernphase setzte der 17-Jährige ähnliche Prioritäten wie seine beiden Mitschülerinnen. Von 14 bis 18 Uhr habe er beispielsweise Mathematik gelernt, am Abend dann noch Latein - sein drittes schriftliches Fach. "Für Deutsch kann man ja nicht sonderlich viel machen. Wenn ich bis jetzt noch keinen Aufsatz schreiben kann, lerne ich es bis zum Abi auch nicht mehr", sagt er und lacht.

Entspannt hört sich Alf Merkel an, was seine Schüler aus den vergangenen Lernwochen zu berichten haben. Der stellvertretende Schulleiter des Frankenwald-Gymnasiums hat schon einige Schülergenerationen kommen und gehen sehen und weiß, worauf es in den wichtigen Wochen vor der Reifeprüfung ankommt. "Ich denke, das ist strategisch und taktisch richtig, wie die drei das angegangen sind", lobt er. Am Anfang stehe eine Aufbereitungsphase, anschließend müsse der Stoff gerafft und schließlich eingeprägt werden. "Das kann man mit Karten machen oder etwa einer Matrix", erklärt Merkel.

Wie das geht, lernen die Schüler schon in ihren ersten Jahren am FWG, sofern sie den freiwilligen Zusatzkurs "Lernen lernen" besuchen. "Das machen aber eigentlich fast alle", sagt der stellvertretende Schulleiter, der großen Respekt davor hat, was seine Schüler in den vergangenen Wochen schon geleistet haben. Da zwischen Fasching und Ostern gerade einmal fünf Wochen lagen, sei es das kürzeste Halbjahr gewesen, "das wir je hatten". Zehn Klausuren mussten die zukünftigen Abiturienten in dieser Zeit hinter sich bringen. Das Maximum. "Mehr als zwei pro Woche sind nämlich gar nicht möglich", so Merkel.

Mitter, Beierwaltes und Henschmann dürften die anstehenden Prüfungen dennoch etwas entspannter angehen als viele ihrer Mitschüler. Aufgrund ihrer Vornote wissen sie schon vor dem ersten Füllerstrich, dass auf ihrem Zeugnis wohl eine eins vor dem Komma stehen wird.


Bestens gerüstet

Trotzdem sind sie froh, wenn das Ziel des zwölfjährigen Weges bald erreicht ist. "Man freut sich darauf, dass es bald vorbei ist", sagt Mitter. Allerdings "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Einige Menschen habe man schließlich jahrelang jeden Tag gesehen. Es sei schon die Schulzeit im Ganzen, auf die man mit etwas Wehmut zurückschauen werde, fügt Beierwaltes hinzu.

Solch "schwermütige" Gedanken treten in den kommenden Wochen aber wohl in den Hintergrund treten. Denn schon am Dienstag steht mit Deutsch die nächste Prüfung auf dem Programm. Doch auch für diese 315 Stress-Minuten dürften die Abiturienten gerüstet sein. Dem Zufall wurde schließlich nichts überlassen.