57-jähriger Kronacher wird tot am Flussufer aufgefunden

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Die Unglücksstelle am Herrenmühlsteg: Am linken Aufgang befindet sich die Treppe, über die der Verunglückte wohl an den Fluss gelangt war. Foto: Marco Meißner
Die Unglücksstelle am Herrenmühlsteg: Am linken Aufgang befindet sich die Treppe, über die der Verunglückte wohl an den Fluss gelangt war. Foto: Marco Meißner
Durch eine Holztür am Aufgang zum Steg lief der 57-Jährige offenbar über die Treppen hinab an die Ufermauer. Foto: Marco Meißner
Durch eine Holztür am Aufgang zum Steg lief der 57-Jährige offenbar über die Treppen hinab an die Ufermauer. Foto: Marco Meißner
 
Die Kronach hatte auch am Montag noch im Bereich der Unglücksstelle eine stark Strömung. Foto: Marco Meißner
Die Kronach hatte auch am Montag noch im Bereich der Unglücksstelle eine stark Strömung. Foto: Marco Meißner
 
Die Unglücksstelle vom Steg aus gesehen. Foto: Marco Meißner
Die Unglücksstelle vom Steg aus gesehen. Foto: Marco Meißner
 

In der Nacht zum Samstag war ein Kronacher am Herrenmühlsteg in den Fluss geraten. Nach tagelanger Suche wurde sein Leichnam bei Hummendorf gefunden.

"Hier muss es passiert sein ... oder ein Stück weiter unten. Schlimm!", spekuliert eine ältere Frau, als sie mit ihrem Mann den Steg über den Kronach-Fluss überquert. Was sie nicht weiß, das Unglück, das sie beschäftigt, nahm genau an der Stelle seinen Anfang, wo sie gerade steht. Ein 57-Jähriger aus Kronach geriet in der Nacht zum Samstag in das Gewässer. Seit Montag ist es traurige Gewissheit, dass er dies nicht überlebt hat.

"Der Mann, der in der Nacht zum Samstag in der Kronacher Innenstadt in den Fluss fiel, konnte am Montagmorgen leider nur noch tot aufgefunden werden", stellt das Polizeipräsidium Oberfranken am Montagvormittag fest. Bis nach Hummendorf habe es den Kronacher abgetrieben.

Hilfe kommt zu spät

Am Montag gegen 6.15 Uhr habe sich ein Rettungsdienstmitarbeiter, der an den Vortagen selbst an den Suchmaßnahmen beteiligt gewesen sei, bei der Polizei-Einsatzzentrale gemeldet. Er habe berichtet, dass er im Uferbewuchs der Rodach eine leblose Person gefunden habe.

Wie die Polizei weiter erklärt, sei der 57-Jährige bereits bei der Bergung aus dem Fluss tot gewesen. Die Kriminalpolizei übernimmt nun die weiteren Ermittlungen. Was sich aktuell zum Hergang sagen lässt: "Mit hoher Wahrscheinlichkeit können wir von einem Unglücksfall ausgehen", so Jürgen Stadter, Pressesprecher am Polizeipräsidium. Es gebe keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung oder einen Suizid. Ob Alkohol im Spiel war - am Wochenende wurde darüber noch spekuliert - lasse sich zum jetzigen Ermittlungsstand nicht sagen.

Was war geschehen? Am Samstag, kurz nach 1 Uhr, wurden die Rettungskräfte verständigt, weil zwei Fußgänger einen Mann im Fluss bemerkt hatten. Die beiden Passanten versuchten, den um Hilfe rufenden 57-Jährigen aus dem Wasser zu ziehen, doch ihr Rettungsversuch scheiterte.

Noch in der Nacht lief eine umfangreiche Suchaktion an. Wasserwacht, DLRG, die Feuerwehren aus der Umgebung und die Polizei rückten aus. Am Tag schlossen sich Personensuchhunde und ein Polizeihubschrauber an. "Der Einsatz von Polizeitauchern oder Schlauchbooten war aufgrund des hohen Wasserstandes und der Fließgeschwindigkeit nicht möglich", so das Polizeipräsidium.

Auf Zeugenaussagen gestützt

Pressesprecher Jürgen Stadter erklärt auf Nachfrage des Fränkischen Tags, dass es immer auf die Umstände ankomme, zu welchen Mitteln bei der Suche nach einer vermissten Person gegriffen werde. "Wir mussten in diesem Fall aufgrund der Zeugenaussagen davon ausgehen, dass der Mann ins Wasser geraten war", blickt er zurück. Für solche Einsätze gebe es Spezialisten bei der Polizei, die schnell hinzugezogen werden könnten.

Eine wesentliche Rolle, auch am vergangenen Wochenende, spiele die Suche von der Luft aus. Ein Hubschrauber könne das Gebiet großflächiger überblicken. "Daher ist er eine der ersten Optionen", so Stadter. Außerdem werde über die Integrierte Leitstelle (ILS) von der Polizei angefordert, was noch an Einsatzkräften und Material erforderlich ist.

Schnell viele Helfer alarmieren

"Es geht in einem solchen Fall darum, viel Manpower schnell vor Ort zu bringen", erklärt der Polizeibeamte. Denn je mehr Augen unterwegs sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, den Verunglückten noch rechtzeitig zu finden. Für den 57-Jährigen Kronacher kam die Hilfe trotz des großen Engagements tragischerweise zu spät.

Fluss machte es den Helfern schwer

Für die Rettungskräfte war die Suche nach dem 57-Jährigen im Kronach-Fluss kein leichtes Unterfangen. "Ein Problem war die hohe Fließgeschwindigkeit", erzählt Armin Bandorf. Er leitete zeitweise den Einsatz der BRK-Wasserwacht.

Das schnell fließende, trübe und tiefe Wasser sorgte für einen großen Suchkorridor, den die Rettungskräfte durchkämmen mussten. Von mehreren Kilometern spricht Bandorf. Bis nach Redwitz habe sich die Suche ausgedehnt. Gerade in der Nacht sei es dabei wichtig gewesen, viele Hilfskräfte vor Ort gehabt zu haben. Denn da konnte der Helikopter die Einsatzstelle noch nicht anfliegen.

Thomas Schneider war ebenfalls unter den Rettungskräften. Er leitete den Einsatz der ASB-Rettungshundestaffel. "Die Leute hatten kaum Nachtruhe. Das ging an die Substanz", erinnert er sich. In der Nacht sei noch von einem Einsatz zur Lebensrettung ausgegangen worden. Die Hunde hätten geschnüffelt, später sei auch per Boot gesucht worden. Leider vergeblich. Der Einsatz war dabei auch für die Helfer nicht ungefährlich. Schließlich erinnert sich Schneider an 20 Zentimeter starke Baumstämme, die als Treibgut vom Wasser mitgerissen wurden. Deshalb ist er, ebenso wie Bandorf, froh, dass wenigstens den Helfern nichts passiert ist.

2013 gab es ähnlichen Fall

Es ist gerade einmal sechs Jahre her, dass Suchtrupps den Kronach-Fluss nach einem Vermissten durchkämmten. Damals wurde ein 55-Jähriger aus Friesen gesucht. Wie auch im aktuellen Fall des 57-jährigen Kronachers kam jede Hilfe zu spät.

Damals, am 7. Januar 2013, waren unter anderem Taucher der technischen Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei Nürnberg im Einsatz. Sie hatten ebenfalls große Mühe, den Vermissten zu finden, weil der Fluss zum Zeitpunkt des Unglücks eine hohe Strömungsgeschwindigkeit aufgewiesen hatte. Einsatzleiter Michael Kern erklärte damals zur Suche: "Wo genau man ansetzen muss, das gleicht einem Ratespiel." Ursprünglich wurde vermutet, der Verunglückte könnte sogar weiter in Richtung Main gespült worden sein.

Diese Vermutung bestätigte sich am Ende nicht. Der leblose Körper des bereits seit 27. Dezember 2012 Vermissten wurde letztlich nahe dem Kaulanger im Treibgut aufgefunden.