Der Landkreis setzt sich mit dem demografischen Wandel auseinander. Der Landrat ist aber optimistisch.
Bis 2037 wird der Landkreis Kronach weitere zwölf Prozent an Einwohnern verlieren. Dahin werden laut Prognose des Berliner Forschungsinstituts empirica nur noch 59 000 Bürger ihren Lebensmittelpunkt in der Region haben. Am Montag stellte Gabriele Riedel in der Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung und Verkehr den aktuellen Sachstandsbericht des vom Landkreis beauftragten Instituts für die Erstellung einer Wohnraumbedarfsanalyse vor.
Demnach wird der Landkreis pro Jahr 400 Personen verlieren, weil die Zahl der Sterbefälle über der der Geburten liegt. Positiv sei wiederum, dass es mehr Zu- als Abwanderung gebe. 180 Haushalte fragen pro Jahr nach Wohnungen. Gebaut wurden in den vergangenen Jahren jährlich rund 35 neue Eigenheime. Die Hauptzielgruppe seien Familien und ältere Bürger. Den Leerstand bezifferte Riedel auf 5,3 Prozent der vorhandenen Gebäude. Riedel sprach zudem von einem vorhandenen Süd-/Nordgefälle. Bezüglich der Immobilienpreise und Bodenrichtwerte gebe es im Landkreis Unterschiede. Sie sprach von moderaten Mietpreisen von rund 4,50 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnformen für Ältere würden zunehmen, erklärte sie. "Die Herausforderung wird sein, wie man künftig mit der Wohnraumnachfrage und mit Leerstand umgehen wird."
Landrat Klaus Löffler (CSU) betonte, dass aktuell der niedrigste Einwohnerrückgang seit 20 Jahren verzeichnet werden könne. Man sei auf einem guten Weg. Es gehe nun darum, die Ortskerne am Leben zu erhalten beziehungsweise diese zu beleben und Leerstände soweit als möglich einer Nutzung zuzuführen.
Dietmar Schmidt (SPD) wies darauf hin, dass in der Region für Auszubildende und Singles Wohnungen fehlten. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf. "Wir sollten aktiv an das Thema herangehen", betonte Edith Memmel (Grüne). Es sollte mehr auf Wohngemeinschaften gesetzt werden, beispielsweise könnten jüngere Menschen zu älteren allein wohnenden Bürgern ziehen. Davon würden beide Generationen profitieren.
Jens Korn (CSU) gab zu bedenken, dass es gar nicht so einfach sei, Interessenten für die Belebung von Leerständen zu gewinnen, wenn es in der Nachbarschaft günstiges Bauland gebe. Hans Rebhan (CSU) sah die Staatsregierung in der Pflicht. Er plädierte dafür, dass es bei der Nordostbayern-Offensive eine Öffnungsklausel für Privatpersonen geben sollte. Diese sollten, wenn sie eine Sanierung von einer leerstehenden Immobilie vornehmen, auch Zuschüsse erhalten.
Reinhold Heinlein (CSU) verwies auf Pressig. Dort erhalte jeder Bürger, der eine seit zwei Jahren leer stehende Immobilie erwirbt und diese wieder mit Leben erfüllen möchte, einen Zuschuss in Höhe von 5000 Euro. Jedes Jahr würden etwa fünf Anträge eingereicht.
"Wir können unsere Dörfer nur lebendig erhalten, wenn wir zusammen mit den Bürgern die Dörfer mit Leben gestalten", so der Stockheimer Bürgermeister Rainer Detsch (FW). "Prognosen stellen Szenarien dar, die aber nicht so kommen müssen!" Er plädierte dafür, dass man zwar auf Landkreisebene gemeinsame Strategien entwickeln, aber lokal handeln sollte.