Immer mehr Feste, Clubs und Kneipen sterben. Doch daran ist nicht (nur) Corona schuld. Es sind vor allem die Anwohner, die der Innenstadt das Leben austreiben wollen. Das darf die Stadt nicht akzeptieren. Ein Kommentar von Dunja Neupert.
Menschenscharen tummeln sich vor dem Schlenkerla oder auf der Unteren Brücke in Bamberg. Stehen gemütlich beisammen und gönnen sich ein Bier oder ein Glas Wein. Unterhalten sich. Manchmal sicherlich auch zu laut. Manchmal auch mit einem Bier zu viel. Aber: Ein Stehbier vorm Schlenkerla oder auf der Unteren Brücke gehört einfach zu Bamberg dazu.
Touris und Einheimische frönen einem kühlen Stehbier gleichermaßen. Es macht die Stadt lebendig - das gemütliche Beisammensein. Es ist nicht nur das Welterbe Klein Venedig, das jedes Jahr Tausende Touristen aus aller Welt in die schöne Bamberger Altstadt strömen lässt. Es ist ganz sicher auch der Fakt, dass hier was los ist. Man nicht, wie in vielen anderen Kleinstädten, das Gefühl hat, dass nach 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden. An lauen Frühlings- und Sommerabenden verweilen die Leute nicht nur auf den zahlreichen Bierkellern - nein, auch das Brückenbier sowie das Stehbier, was traditionell vor dem Schlenkerla in der Sandstraße zu sich genommen wird, sind seit Jahren fester Bestandteil der Bamberger Kultur.
Allgemeinverfügung erlassen: Kein Stehbier mehr nach acht
Und nun soll damit also Schluss sein? Weil sich einige Menschen nicht an Regeln halten können? Und Anwohner der - auch über Bamberg hinaus bekannten -Sandstraße offenbar wollen, dass die fränkische Bierkultur ausstirbt? Unbegreiflich! Am Donnerstag (2. Juli 2020) ergriffen Bambergers Bürgermeister eine ungewöhnliche Maßnahme: An Wochenenden und vor Feiertagen gilt ab sofort ein Verbot des Straßenverkaufs von alkoholischen Getränken. Dabei hatten sich viele Gastronomen mit ihrem Straßenverkauf ein lukratives Standbein aufgebaut. Sowieso schon gebeutelt von der Corona-bedingten, wochenlangen Schließung ihrer Lokale, konnten sie sich so zum Teil aus der finanziellen Krise retten.
Spätestens seit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen konnte man im Sandgebiet Zustände wie bei der traditionellen Sandkerwa beobachten. Dicht an dicht standen Hunderte Menschen auf einem Fleck. Dabei ist dichtes Gedränge freilich nicht gerade förderlich angesichts der aktuellen Situation. Abstands- und Hygienemaßnahmen lassen sich so nicht einhalten. Doch braucht es wirklich ein Außer-Haus-Verkaufs-Verbot? Müssen jetzt wieder die Wirte unter den Beschränkungen leiden und ihren Verkauf einstellen?
Es muss eine andere Lösung her!
Anzeigen wegen Ruhestörung als neues Hobby?
Corona-Beschränkungen und Abstandsregeln sind jedoch nicht die einzige Gefahr für das kulturelle Leben. Dass sich in der jüngsten Vergangenheit Beschwerden von Anwohnern häufen, ist dramatisch. Bambergs Oberbürgermeister spricht im Zusammenhang mit der neuen Allgemeinverfügung davon, dass es erhebliche Ruhestörungen an den Hot-Spots der Innenstadt gebe.
"die Anwohner" ist wohl eine etwas pauschale Anschuldigung. Es sind meist einzelne Quweranten, oft auch noch Zugezogene. Die wird es immer geben. Das Problem ist, dass sie vor Gericht auch ncoh "recht" bekommen. Nach dem Rechtsempfinden müsste das Gericht recht oft urteilen "Klage abgewiesen. Kläger, ich verurteile Sie zu 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit wegen ihrer assozialen Einstellung und Missbrauch der Gerichtsbarkeit zur Durchsetzung ihrer rein privaten Ansichten" - mit diesem Risiko im Rücken würden wohl viele von unsinnigen Klagen abrücken. Leider sind die immaterielle Kulturgüter wie z.B. ein Weinfest vor Gericht eigentlich überhaupt nicht geschützt, ein Anspruch auf Lärmschutz aber schon. Kranke Welt.....
Das kommt davon, wenn man Menschen zu Neidern, Missgünstlingen, Egoisten und Denunzianten erzieht. Was ich nicht will darf der Andere auf keinen Fall!
Da hat sich die Kommentatorin aber sauber verkommentiert... Als BambergerIn weiß man ja gar nicht, wo man mit dem Klarstellen anfangen soll
. Tradition ist in weder das "Brückenbier" (konn ja a gor ned sei, weil sonsd häd mer an Noma dafür und der wär sicher ned "Brüggnbier"..
) noch das Canalissimo. Und: die AnwohnerInnen waren zuerst da, dann kamen diejenigen, die meinen, neue "Rituale" zu Traditionen werden zu lassen. Aber da sie sich damit außerhalb der legalen Möglichkeiten befinden, wird des halt nix. Tradition ist in Bamberg übrigens, sein Bier NICHT to-go zu haben und damit irgendwo außer bei der Gaststätte rumzusitzen oder rumzustehen. Und diese Tradition könnt mer gern wieder einführen. Dann klappts auch mit den AnwohnerInnen. Zudem vergisst die Kommentatorin, dass es hier zuvorderst um die Pandemie-Prävention geht. Und die hat in Bamberg Tradition: dafür gabs sogar eine "Isolierstation" im alten Krankenhaus. Da will jetzt aber keiner wirklich hin. Oder etwa die Kommentatorin? Dann auf ins Gewühl & Gedränge und hoffentlich gehts gut und benötigt weder bei ihr noch bei ihren näheren Kontakten künstliche Beatmung.
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Nur kurz - nachtruhe gilt in bayern und in ganz deutschland ab 22 uhr - 7 uhr früh