Das sagt die Stadt zur Canalissimo-Absage

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An zwei regnerischen Tagen und am glühend heißen Samstagnachmittag herrschte gähnende Leere beim Canalissimo 2019. Am Samstagabend mussten die Besucher dann am Eingang warten, weil nur maximal 1800 Menschen gleichzeitig auf dem Fest sein durften. Foto: Julian Megerle/Archiv
An zwei regnerischen Tagen und am glühend heißen Samstagnachmittag herrschte gähnende Leere beim Canalissimo 2019. Am Samstagabend mussten die Besucher dann am Eingang warten, weil nur maximal 1800 Menschen gleichzeitig auf dem Fest sein durften.  Foto: Julian Megerle/Archiv

Veranstalter Tom Land hat das Ende des Festes am Kanal verkündet - sei aber noch immer gesprächsbereit. Denn zum versprochenen Runden Tisch mit Stadt und Anwohnern ist es bisher nicht gekommen. Das liege an Land, sagt die Stadt.

Laser-Strahlen an neun Zugängen und eine Zählanlage im Boden der Behelfsbrücke erfassten die Besucher des Canalissimo 2019. Beim Traditionsfest am Kanal in Bamberg ging es zuletzt sehr futuristisch zu. Eine Zukunft des Festes aber schloss Veranstalter Tom Land aufgrund dieser und weiterer Auflagen am vergangenen Sonntag aus, wie er auf der Canalissimo-Homepage, auf Facebook und im Radio verkündete. "Aufgrund verschiedener Hindernisse seitens der Stadt, und der Anwohner muss das Canalissimo 2020 leider ausfallen! Wir haben alles versucht, jedoch stoßen unsere Bemühungen, dieses schöne Fest zu retten, auf taube Ohren", heißt es in der Mitteilung - mit der Bitte um Verbreitung.

Hintergrund

Das Sommerfest am Kanal findet seit 15 Jahren statt, Land hat die Organisation im Jahr 2006 übernommen. Seitdem hätten sich nicht nur die Besucherzahlen erhöht, sondern vor allem die Auflagen. Alleine die eingangs beschriebene Zählanlage habe Land 15 000 Euro gekostet. Hinzu kamen weitere Ausgaben, die sich insgesamt auf 65 000 Euro belaufen haben sollen. Das Fazit von Canalissimo 2019: Laut Land ein fünfstelliger Verlust. Da half es auch nichts, dass der Veranstalter zum ersten Mal Eintritt verlangt hatte. Denn die Besucherzahlen fielen trotz Laser-Erfassung die meiste Zeit eher bescheiden aus. Nur am Samstagabend kam es zum Einlassstopp - was dann besonders Besucher von außerhalb Bambergs verärgerte. Auch viele Standbetreiber hätten Verluste hinnehmen müssen. Einer hatte vorher schon abgesagt, nachdem die Besucherbeschränkung angekündigt wurde: maximal 1800 Besucher insgesamt, höchstens 767 auf der Anwohnerseite "Am Kanal", war die Bedingung.

Die Auflagen sind ein Entgegenkommen gegenüber einer Gemeinschaft von 36 Anwohnern. Sie störten sich am Lärm des viertägigen Fests und daran, auch während der Auf- und Abbauphase nicht vor ihrem Zuhause parken zu können. Sie kritisierten die wachsende Besucherzahl, sprachen von mehreren Tausend auf kleinstem Raum, was Sicherheitsprobleme mit sich brächte.

Nach mehreren Mediationsverfahren zwischen Sicherheitsbehörden, Stadt, Veranstalter und Anwohnern im vergangenen Jahr kam es dann zum Auflagenbündel - das Land zu groß wurde: "Wir haben die Veranstaltungsordnung immer berücksichtigt. Aber die Anwohner wollten immer mehr, und die Stadt hat immer mehr Zugeständnisse gemacht", sagt Land auf Nachfrage. So habe er etwa zuvor bereits die Öffnungszeiten verkürzen und die Lautstärke der Bühnen drosseln müssen. Zudem durften immer weniger Stände aufgebaut werden.

Einigen Anwohnern ging dies aber noch nicht weit genug. Sie wünschen bis heute die Beschränkung auf drei statt vier Festtage sowie auf die Kanalseite an der Villa Geyerswörth, wo es keine direkten Anwohner gibt. Land sieht schon bei den gleichen Auflagen wie 2019 keine Möglichkeit, das Fest auszurichten und fordert eine Lockerung. Dazwischen steht - erneut - die Stadt.

"Der vom Zweiten Bürgermeister Christian Lange angekündigte Runde Tisch fand nicht statt. Unter diesen Voraussetzungen brauche ich nicht planen", erklärt Land , weshalb er sich für eine öffentliche Absage des Fests entschlossen hat. Sollten noch Zugeständnisse kommen, sei er aber gesprächsbereit. "Es wäre knapp, aber möglich." Christian Lange (CSU) erklärt auf Nachfrage, es gebe noch immer den Auftrag für einen Runden Tisch, zuständig sei Ordnungsreferent Ralf Haupt.

"Herr Haupt ist aber zur Zeit als Wahlleiter und Chef des Gesundheitswesens gut beschäftigt, da bitte ich um Verständnis", sagt Lange. "Ich wünsche mir jedoch sehr, dass wir noch einen Weg finden, dass das Canalissimo stattfinden kann. Solche Feste machen die Stadt Bamberg auch aus."

Nach dem Auftrag für den Runden Tisch befragt, sagt Ordnungsreferent Haupt: "Ich habe seit August 2019 nichts mehr von Herrn Land gehört." Ohne die Forderungen des Veranstalters wie die der Anwohnern zu kennen, ergebe es keinen Sinn, sich um einen Kompromiss zu bemühen. "Und dann erfahre ich am Montag aus dem Radio, dass er die Veranstaltung abgesagt hat", zeigt sich Haupt überrascht. Und fügt hinzu: "Soll er es doch absagen. Dann brauch ich auch keinen Runden Tisch mehr."