Wiesentheider Schüler pflanzen ihren Zukunftswald

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Die Schüler in Wiesentheid pflanzen sich ihren eigenen Wald. Fotos: Sabine Herteux
Die Schüler in Wiesentheid pflanzen sich ihren eigenen Wald. Fotos: Sabine Herteux
 
 
 
 
 
 
Daniel Junker: "Die Pflanzaktion ist super und eine richtig gute Idee. Es ist wichtig, etwas für die Umwelt zu machen und die Natur zu erhalten. Das gibt mir schon ein gutes Gefühl - und man ist außerdem an der frischen Luft."
Daniel Junker: "Die Pflanzaktion ist super und eine richtig gute Idee. Es ist wichtig, etwas für die Umwelt zu machen und die Natur zu erhalten. Das gibt mir schon ein gutes Gefühl - und man ist außerdem an der frischen Luft."
 
Isabell Brunner, Hanna Seitzer: "Wir finden die Aktion richtig schön und zusammen mit Freunden macht es auch richtig Spaß. Man weiß, dass man etwas für die Umwelt tut. Wir werden unseren gepflanzten Baum auf jeden Fall öfter besuchen."
Isabell Brunner, Hanna Seitzer: "Wir finden die Aktion richtig schön und zusammen mit Freunden macht es auch richtig Spaß. Man weiß, dass man etwas für die Umwelt tut. Wir werden unseren gepflanzten Baum auf jeden Fall öfter besuchen."
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bei der Aktion "1000 Schüler pflanzen 1000 Bäume" gestalteten Schüler des Landschulheims und der Volksschule in Wiesentheid ihren ganz persönlichen Zukunftswald.

Getauft haben sie ihn "Kliv". Über den Namen mussten sie nicht lange nachdenken, da waren sich Katrin, Luisa Isabell und Vanessa gleich einig. Von jedem der Anfangsbuchstabe - das ist kurz und knackig. Genauso wie Kliv selbst. Der steht jetzt vor ihnen. Und er steht wie eine eins. Spatenstich für Spatenstich haben die Freundinnen das kleine Bäumchen im wahrsten Sinne des Wortes in die Welt gesetzt, haben ihm ein Zuhause gegeben.



Die Achtklässlerinnen und fast 900 Schüler des Landschulheims und der Nikolaus-Fey-Volksschule in Wiesentheid haben die letzten zwei Tage ihren Schulranzen gegen den Spaten eingetauscht, um im Gemeindewald Wiesentheids oberhalb des Reupelsdorfer Wegs ihren ganz persönlichen Zukunftswald zu pflanzen. Auch Lehrer und Teile des Elternbeirats haben mit angepackt.
In Gruppen von jeweils 50 Schülern haben sie auf einer Fläche von einem halben Hektar 20 verschiedene Baumarten gepflanzt: unter anderem Elsbeeren, Speierlinge, Vogelkirschen, Hainbuchen, Eichen und Ahorne - unter den schützenden Schirm von 60 Jahre alten Kiefern. Die werden aber früher oder später abgeholzt.


Verantwortung übernehmen
Denn das Waldstück soll nicht nur verjüngt, sondern langfristig auch umgebaut werden, von einem reinen Kieferbestand hin zu einem stabilen Laubmischwald - nicht zuletzt, um auf ein sich wandelndes Klima vorbereitet zu sein: "Ich muss jetzt schon daran denken, was in hundert Jahren sein wird. Es ist es wichtig, verschiedene und wärmeliebende Baumarten zu pflanzen, um eine größere Risikoverteilung zu erreichen", erklärt Tobias Hahner. Dabei beruft sich der Förster, der neben Wiesentheid für Abtswind, Prichsenstadt und Rüdenhausen verantwortlich ist, auf Klimarisikokarten, die die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft entwickelt hat. Verschiedene Szenarien prognostizieren bis 2100 einen Temperaturanstieg von ein bis fünf Grad. "Das hat natürlich Auswirkungen auf die Bäume", sagt Hahner. Er zeigte den Schülern außerdem, dass mit nachhaltiger und naturnaher Forstwirtschaft sowohl Holznutzung als auch Waldschutz gleichberechtigt nebeneinander stehen können und auf einer Fläche vereinbar sind.

Die Pflanzaktion bemüht sich aber nicht nur um ein ökologisches Gleichgewicht, sondern soll vor allem den Wald in die Lebenswelt der Jugendlichen zurückholen, sie für die Natur sensibilisieren, statt sie von ihr zu entfremden. In allen Klassen der beiden Schulen hielt Hahner im Vorfeld der Bepflanzung entsprechende Vorträge, um die Schüler für die Praxis fit zu machen: "Mit der Aktion bieten wir ihnen einen Bezug zur Natur", sagt er.
Ganz ähnlich sieht das Dagmar Herzing, Lehrerin am Landschulheim: "Wir retten damit nicht die Welt, aber die Schüler lernen dadurch Verantwortung für ihre eigene Zukunft zu übernehmen." Sie war es, die auf Hahner zukam und die Idee zu der ganzen Aktion hatte. Ursprünglich waren 100 Bäume geplant, dann wurde die Aktion schnell zum Selbstläufer. Die Gemeinde Wiesentheid erklärte sich sofort bereit, mitzumachen - und schnell war man bei 1000. "Wichtig ist, dass Kinder lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet", findet Bürgermeister Werner Knaier. Er zeigte sich begeistert von der Gemeinschaftsaktion der Schulen und ließ es sich nicht nehmen, selbst drei Bäume zu pflanzen.


Mehrere Aktionen folgen
Vier Hektar Wald werden im Wiesentheider Gemeindewald jedes Jahr umgebaut. Hahner und seine Kollegen setzten letztes Jahr circa 30.000 neue Pflanzen. "Dem Wiesentheider Wald geht es gut", meint Hahner. Allerdings hat auch er mit geänderten Rahmenbedingungen zu kämpfen: Extremwetterereignisse, trockene und heißere Sommer, der Jahresniederschlag fällt vermehrt im Winter.

Die Pflanzung der neuen Bäume war erst der Auftakt für weitere Aktionen im Jahr der Nachhaltigkeit. Das Landschulheim Wiesentheid hat die Patenschaft für die Fläche übernommen. Überlegt wird außerdem über einen Wanderweg, ein Feuchtbiotop, eine Waldvernissage, Insektenhotels und Nistkästen. Die Pflanzen sponserte - bei einem Durchschnittspreis von 1,50 Euro pro Pflanze - die Forstbaumschule Steinbach. Ebenso mit jeweils 1000 Euro beteiligten sich die Sparkasse und die Raiffeisenbank. Die Firma "Laxa" kümmerte sich um die Schulder, die im Wald vor die bepflanzte Fläche angebracht wurden. Katrin, Luisa, Isabell und Vanessa werden hier jetzt öfter vorbei kommen. Mit jedem Spatenstich haben sie die Welt vielleicht nicht gerettet, aber zumindest ein Stückchen besser gemacht.

Nachhaltigkeit:

Kampagne Der Begriff "Nachhaltigkeit" wird dieses Jahr 300 Jahre alt. Seinen Ursprung hat er in der Forstwirtschaft. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verlangt eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Nachhaltigkeitsprinzips.

Erfinder Der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz fürchtete einen bevorstehenden Holzmangel und forderte, nicht mehr Holz zu fällen als nachwächst. In seinem Buch "Sylvicultura oeconomica" prägte er 1713 für dieses Wirtschaftsprinzip den Begriff der Nachhaltigkeit. Forstleute leben diesen Grundsatz auch heute - nach 300 Jahren.