Drei Millionen Euro hat die Marktbreiter Brauerei Kesselring in eine neue Füllanlage und eine neue Lagerhalle investiert. Wieso sie Bier in die Karibik liefert:
Eines sieht man Peter-Michael Himmel deutlich an: Der Chef der Kesselring-Brauerei ist mächtig stolz auf das, was sich auf dem Firmengelände in Marktsteft gerade tut. In der bisherigen Lagerhalle arbeitet seit Kurzem eine neue Getränke-Füllanlage – ökologischer, leistungsfähiger, rund zwei Millionen Euro teuer – der „Mercedes unter den Abfüllanlagen“, wie der 35-Jährige anmerkt. Noch wuseln Mitarbeiter der Firma Krones zwischen der Hightech-Anlage umher, lesen Werte ab, geben Daten in Laptops ein, justieren nach. „Wenn die Anlage demnächst optimal läuft, können wir 18 000 Flaschen in der Stunde reinigen, befüllen, etikettieren, versandfertig machen. Und obwohl es dann 6000 Flaschen mehr pro Stunde sind, brauchen wir 30 Prozent weniger Energie.“
Die größte Einzelinvestition
Vor der bisherigen Lagerhalle ragen Betonpfosten in den Himmel, eine große Fläche ist betoniert: Dort entsteht das neue Lager, über 2000 Quadratmeter groß. Wenn alles fertig ist, werden drei Millionen Euro verbaut sein. „Die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte“, so Peter-Michael Himmel, mit der unterstrichen werde, „dass wir optimistisch in die Zukunft blicken, uns in einem schrumpfenden Markt behaupten wollen“.
Um Lichtjahre entfernt
25 Jahre hat die bisherige Füllanlage ihren Dienst getan, war vom neuesten Stand um Lichtjahre entfernt. „Wenn die neue Anlage genau so lange in Betrieb sein sollte, müsste ich mit 60 Jahren noch einmal kräftig investieren“, überschlägt der Firmenchef kurz. Und fügt lächelnd an: „Vielleicht ist dann ja auch schon die siebte Generation am Ruder. Robert wäre dann 32, wer weiß.“
Ein interessantes Thema: War für den heutigen Chef immer klar, dass er mal in die Fußstapfen seines Vaters Eckhard treten wird? Hätte er nicht Lust auf etwas ganz Anderse gehabt, vielleicht sogar auf ein Studium oder eine Karriere weit weg von Marktsteft? „Ich war der einzige mögliche Nachfolger, von daher hat sich die Frage nie ernsthaft gestellt. Es hängt ja viel Verantwortung dran.“
Nach Japan und Amerika
Stimmt – die Verantwortung für Brauerei, Familieneinkommen, über 30 Arbeitsplätze, Kunden. Da trifft es sich gut, dass Seniorchef Eckhard Himmel und seine Frau Charlotte (Ehrentitel: die gute Seele des Betriebs) mit anpacken, Termine übernehmen – und jedes Jahr im März oder April eine Woche auf die Enkelkinder Robert (7) und Kerstin (4) aufpassen. „Dann tun wir aktiv etwas gegen Fernweh“, erzählt Peter-Michael Himmel. Im Vorjahr war er mit Gattin Katja in Japan, diesmal geht es nach Amerika.
Bier spielt bei solchen Reisen natürlich auch eine Rolle: „Wir halten die Augen auf für Trends“, so Himmel, der in Japan eine ganz andere Art von Bierkultur kennen gelernt hat. „Es ist dort eher ein Außenseitergetränk. Im Durchschnitt trinkt jeder Japaner 25 Liter pro Jahr, jeder Deutsche 105.“ Obwohl in Asien fürs Bier billigere Rohstoffe verwendet werden dürfen wie Reis und Mais, sei es in Kneipen und Bars extrem teuer. „Umgerechnet zehn Euro für ein 0,3-Liter-Glas, da hält sich das Vergnügen in Grenzen.
“ In Amerika seien die so genannten Craft-Biere im Trend, außerdem werde viel mit künstlichen Aromen gearbeitet. „Schoko- oder Erdbeerbieren kann ich nicht viel abgewinnen. Und bei uns wäre so etwas wegen des Reinheitsgebots ja ohnehin undenkbar.“